Das Jyotish-Chart der Bundesrepublik Deutschland
Erstellt: Juli 2020



Rashi-Chart, nord- und südindisch

Der Zeitpunkt der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD)

Um 17 Uhr 03 war das Grundgesetz verabschiedet und trat dann offziell um Mitternacht in Kraft. Der Mitternachts-Zeitpunkt, der auch auf astro.com dem Chart der Bundesrepublik zugrunde gelegt wird, ist vollkommen künstlich, da hat nichts angefangen. Die Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 war ein bedeutsamer Zeitpunkt, kennzeichnet aber nicht die Geburt der Bundesrepublik. Anmerkung: ich werde im folgenden ab und zu der Einfachheit halber die Abkürzung BRD verwenden, auch wenn diese eine Zeit lang als unerwünscht galt.

Bhava 1 - Lagna Kanya

In einem Staatshoroskop repräsentiert das 1. Bhava die Nation als Ganzes, wie sie der Welt (7. Haus) gegenüber tritt und wie sie primär in die Welt hinein handelt. Es steht auch für die Verfassung, das Grundgesetz, auch wenn dies oft eher eine idealisierte Absichtserklärung auf der Ebene einer offiziellen Verlautbarung beinhaltet und nicht endgültig über das konkrete Handeln Auskunft gibt. Auch der Zustand des Staates bei seiner Gründung, seine Stärke oder Schwäche und das Gesundheitswesen sind Themen des 1. Hauses.

Das Rashi ist Kanya, ein Erdzeichen, d. h. materielle Dinge stehen für das Handeln und die Motivation des eigenen Handelns im Vordergrund. Dem Erdelement (prithivi) sind die Vaishyas – Geschäftsleute, Kaufleute, Händler – als gesellschaftliche Gruppierung zugeordnet und als eines der 4 Haupt-Lebensziele ist dem Erdelement Artha, der Erwerb von Wohlstand, zugewiesen.

Maharishi Parashara beschreibt im 4. Kapitel seiner Brihat Parashara Hora Shastra (BPHS) das Rashi Kanya wie folgt: "Das Rashi Kanya wohnt in Hügeln und ist tagsüber stark. Es steigt mit dem Kopf voran auf und hat eine mittlere Statur. Es ist ein zweibeiniges Zeichen und weilt im Süden. Es trägt Getreide und Feuer in Händen. Es gehört zur Gruppe der Händler (Vaishyas) und ist vielfarbig. Es ist mit Wirbelstürmen verbunden. Es ist eine Jungfrau und hat ein tamasisches Naturell. Sein Herrscher ist Budha."

Anmerkung: Parasharas Aussage "ist mit Wirbelstürmen verbunden" kann ich erst einmal nicht nachvollziehen. Ist die Übersetzung des Wortes prabhanjini korrekt? R. Santhanam, der Kommentator und Übersetzer meiner englischen Ausgabe der BPHS, hat in seinem Kommentar extra das Sanskritwort prabhanjini und seine englische Übersetzung "hurricane" angeführt, vermutlich weil ihm die Übersetzung selbst suspekt vorkam. Im Internet fand ich eine Stelle, die besagt, dass der Ausdruck "prabhanjan" in Sanskrit-Texten einen Wirbelsturm bezeichnet, an anderer Stelle aber ein Nervenleiden. "Ist anfällig für Nervenleiden" passt einiges besser zu meiner Einschätzung des dualen Zeichens Jungfrau, das von Merkur beherrscht wird, der für das Nervensystem steht.

Kanya ist ein duales Zeichen, daher ist die Grund-Aktivität weder ausgesprochen dynamisch noch noch träge-beharrend, sondern sensitiv-abwartend und reaktiv.

Das Geschlecht des Rashi ist weiblich. Weibliche Rashis – dies sind alle Zeichen mit geraden Zahlen – gelten im Jyotish als positiv und empfänglich, im Gegensatz zu den männlichen Zeichen, die mehr eine aggressive, fordernde Bewusstseinsdynamik verkörpern. Das ist aber nur eine sehr allgemeine Charakteristik.

Von den drei Gunas ist Kanya – für mich im ersten Moment etwas überraschend – dem Tamas zugeordnet, was wiederum die wenig bewusste, materielle Seite der Realität betont.

Das Symbol des Zeichens ist eine junge Frau, die Getreide und Feuer in Händen trägt. Kanya bedeutet Jungfrau.

Auf meiner Seite über die Tierkreiszeichen habe ich hervorgehoben, dass man diese nicht nur als Repräsentanten einer bestimmten Bewusstseinsdynamik sehen sollte, sondern dass alle 12 Rashis zusammen einen kompletten Zyklus von Bewusstseinsdynamik bilden, der mit Mesha seinen Anfang nimmt und mit Mina endet. In diesem Zyklus steht Kanya für die Phase, in der das Bewusstsein am tiefsten in die winzigsten Details der Materie eingedrungen ist, ehe es dann in Tula beginnt, zu sich selbst zurückzukehren. Diese Sichtweise erklärt sowohl die Zuordnung des Guna Tamas als auch die Eigenschaft des Zeichens Jungfrau, sehr sensibel auf kleinste Details zu reagieren.

Der Lagnesha, der Herrscher des Rashi, ist Budha, der Planet der Sprache, der Kommunikation und des unterscheidenden Intellekts.

Wenn man alle diese Faktoren zusammendenkt, lässt Lagna Kanya auf eine kaufmännische Art zu handeln schließen, die mit einer gewissen Zurückhaltung und Vorsicht, sorgsam Vor- und Nachteil berechnend, materielle Dinge organisiert.

Auf jeden Fall steht ein Lagna Kanya erst einmal nicht für kriegerische Dynamik, was nach den Erfahrungen mit dem Vorgänger-Staat sicherlich auch nicht erwünscht gewesen wäre.

Die hier dem Lagna Kanya und dem 1. Haus zugeordnete Grunddynamik kann stark variiert werden, wenn man den Karaka und den Herrn des 1. Bhava einbezieht. Auf diese beiden Planeten kommen wir gleich zu sprechen, aber zunächst wollen wir ein anderes Thema ansprechen, das durch Lagna Kanya geprägt wird.

Funktionale Wohltäter und Übeltäter für Lagna Kanya

Es gibt in Jyotish eine Einteilung der Grahas in natürliche Wohltäter und Übeltäter. Natürliche Wohltäter sind z. B. Shukra und Guru, natürliche Übeltäter Mangal und Shani. Wohltäter bringen prinzipiell erfreuliche Erfahrungen hervor, Übeltäter leidvolle oder zumindest mit Leiden verbundene Erfahrungen. Mit der Festlegung des Lagnas wird den Planeten die Herrschaft über bestimmte Häuser zugewiesen und diese Zuweisung bewirkt ihre Einteilung in sogenannte funktionale Wohltäter und Übeltäter – je nachdem, wie zufrieden ein Planet mit den ihm zugewiesenen Häusern ist. Maharishi Parashara führt zum Rashi Kanya aus:

"Mars, Jupiter und Mond sind Übeltäter, während Merkur und Venus Wohltäter sind. Die Konjunktion von Venus und Merkur bringt einen Yoga hervor. Venus ist außerdem ein todbringender Planet (Maraka). Die Rolle von Surya hängt von seiner Verbindung [mit anderen Planeten] ab." (BPHS 34, 31-32)

R. Santhanam stellt in seinem Kommentar fest, dass Shani (Saturn) hier unerwähnt bleibt, aber aufgrund der Herrschaft über das segensreiche 5. Haus und seiner guten natürlichen Beziehung zu Budha, dem Herrn des Rashi Kanya, als Wohltäter für Lagna Kanya einzuordnen ist. Die gleichzeitige Herrschaft von Shani über das problematische 6. Haus mindert seine Wohltäter-Qualität allerdings. Auch Rahu und Ketu sind hier nicht aufgeführt. Prinzipiell ist für Aszendenten in Erdzeichen Rahu eher förderlich und Ketu eher ein Störfaktor, aber auch die Planeten, die über Rahu und Ketu herrschen, sind für diese Beurteilung wichtig.

Marakas, todbringende Planeten, sind in der Regel die Herren der Todeshäuser 2 und 7, also bei Lagna Kanya Shukra und Guru. Da Shukra als Herr des 9. Hauses und seiner natürlichen Freundschaft gegenüber Lagnesha Budha ein Wohltäter für den Aszendenten ist, sagt Parashara, dass Shukra "außerdem" ein Maraka sei. Dass Shukra im Chart der BRD tatsächlich mit Budha zusammen steht und dadurch zum Rajayoga-Karaka wird, betont ihren Wohltäter-Charakter und lässt den Maraka-Aspekt mehr in den Hintergrund treten.

In der Praxis ist es so, dass die Wohltäter für den Aszendenten prinzipiell immer Übeltäter für das 7. Haus sind und umgekehrt. Das 7. Haus ist nicht nur Gegenüber, sondern auch Gegner des 1. Hauses. Es verkörpert das, was das 1. Haus nicht ist, sein Gegenteil und auch seine Nicht-Existenz, seinen Tod. Deshalb ist das 7. Bhava im Jyotish ein Maraka-Bhava, ein Todeshaus.

Surya, der Karaka des 1. Bhava

Karaka bedeutet Macher oder Organisator. Der Karaka eines Hauses hat die Aufgabe, die Voraussetzungen für das Haus zu schaffen, aus denen der Herr des Hauses dann etwas macht. Der Karaka des 1. Hauses ist in jedem Chart Surya. In unserem Fall befindet Surya sich in Bhava 9 im Rashi Vrishabha (Stier).

In einem Staatshoroskop steht Surya für die Regierung, das Staatsoberhaupt, die herrschende Gruppierung oder Partei, die Beamtenschaft, Armeeführer und Richter. Da Surya Karaka des 1. Hauses ist, repräsentiert er auch das Gesundheitswesen und die Pharmaindustrie. Letztere wird durch die Stellung von Surya im Zeichen Stier im vorliegenden Horoskop besonders betont.

Das 9. Haus, das Haus des Dharma, des kosmischen Gesetzes, das im gesamten Universum für Fortentwicklung sorgt, ist eines der besten Häuser oder sogar das beste und förderlichste Haus im Horoskop. Es steht für Spiritualität, moralische Prinzipien, Lebensfreude und generelles Gedeihen und Wohlergehen. Dass Surya als Karaka des 1. Hauses vom 9. Haus aus wirkt, bedeutet, dass er für das 1. Haus die Voraussetzungen für Freude, Erfolg, Gesundheit und Wohlergehen schaffen will.

Das Rashi Vrishabha, in dem Surya sich befindet, ist – wie schon das Rashi Kanya – ein Erdzeichen. Es ist ein fixes, beharrendes Zeichen, es ist weiblich und das Guna ist Rajas. Der Herrscher ist Shukra (Venus). Es ist das Zeichen der Sinneswahrnehmung, des materiellen Besitzes und Genusses. Dass dieses Zeichen das 9. Haus prägt ist ein Hinweis auf eine materialistische, hedonistische Lebensphilosophie. Glück und Erfolg im Leben werden materialistisch und über Besitz definiert.

Da Surya im 9. Haus mit Shukra, dem Herrn des Rashi Vrishabha, und damit dem Herrn des 9. Hauses, zusammen steht, befindet Surya sich hier im Zeichen des Todfeindes. Surya und Shukra sind natürliche Feinde (Gegensatz von Souveränität und Abhängigkeit) und durch die Stellung im selben Zeichen/Haus entsteht auch temporäre Feindschaft, was in der Summe Todfeindschaft zur Folge hat.

Da Surya unter der Herrschaft seines Todfeindes Shukra steht, wird die eigentliche Natur von Surya stark verfremdet und pervertiert. Die Absicht von Surya, als Karaka des 1. Hauses vom 9. Haus aus die Voraussetzungen für Erfolg, Lebensfreude und Wohlergehen für das 1. Haus zu schaffen, wird dadurch zunichte gemacht. Nach der strengen Regel von Parashara (BPHS 3.60) bringt ein Planet im Zeichen des Todfeindes so gut wie keine positiven Wirkungen und entsprechend fast nur negative Auswirkungen hervor. Souveränität, Lebenskraft, Stärke, Tatkraft und Gesundheit des Landes, seiner Regierung und seiner Bevölkerung werden durch Materialismus, Gier und Genusssucht gemindert – zumindest erst einmal von den Vorrausetzungen her, die Surya als Karaka des 1. Hauses schafft. Auch ein moralisch verwerflicher, rücksichtsloser Egoismus sowie Korruption werden hier angezeigt.

Surya steht als Herr des 12. Hauses im 9. Haus. Zum Herrn von 12 in 9 sagt Maharishi Parashara: "Der Geborene ist nicht ehrerbietig gegen Ältere, feindselig selbst gegen Freunde und ist stets auf die Erreichung seiner eigenen Ziele bedacht."

Infolge der Schwäche von Surya als Herr des 12. Hauses ist die Bundesrepublik Deutschland nicht fähig, gut mit Niederlagen, Fehlschlägen, zersetzenden Einflüssen, Schulden und bedürftigen, leidenden Menschen (Themen des 12. Hauses) umzugehen. Betrachten wir nun, was Budha, der Herr des 1. Hauses, aus den von Karaka Surya geschaffenen ungünstigen Voraussetzungen macht.

Lagnesha Budha, der Herr des 1. Bhava

Der Herr eines Hauses ist der mächtigste Faktor für ein Haus, was das Wort "Herr" ja auch ausdrückt. Er ist prinzipiell mächtiger und einflussreicher als der Karaka des Hauses und auch als jeder Planet, der sich möglicherweise als Bewohner in dem Haus befindet.

Budha repräsentiert in einem Staatshoroskop u. a. sämtliche Medien, Intellektuelle, Wissenschaftler, Schriftsteller, Publizisten, das Handels- und Transportwesen, die Unterhaltungsbranche und auch die Jugend des Landes.

Budha ist der Eigner des Rashi Kanya und damit in unserem Chart der Herr des 1. Hauses. Auch Budha befindet sich im 9. Haus im Rashi Vrishabha. Er ist ebenfalls stark materialistisch ausgerichtet (Stier) und bestrebt, vom 9. Haus aus ein Maximum an Lebensfreude, Erfolg und Genuss für die Aktivität des 1. Hauses hervorzubringen. Da Budha und Shukra, der Herr des 9. Hauses, natürliche Freunde sind, hat ihre temporäre Feindschaft (beide gleiches Haus) zur Folge, dass Budha sich insgesamt im Zeichen des neutralen Graha Shukra befindet – eigentlich positiv-neutral, da die natürliche Beziehung etwas stärker ist als die temporäre.

Maharishi Parashara sagt zur Stellung des Herrn des 1. Hauses im 9. Haus: "Der Geborene ist vom Glück begünstigt, beliebt unter den Menschen, ein Verehrer von Shri Vishnu, kundig, geschickt, besitzt Frau, Söhne und Reichtum."

Als Herr eines Eckhauses (Kendra, Haus 1) in einem Trigonalhaus (Trikona, Haus 9), somit als Herr eines sehr einflussreichen in einem sehr segensreichen Haus, ist Budha ein Raja-Yoga-Planet, d. h. er ist Bestandteil einer königlichen Konstellation, die außerordentlichen Erfolg bringt. Aufgrund seiner günstigen Zeichenstellung kann Budha dieses Versprechen von Glück und Erfolg auch weitgehend erfüllen. Die Stellung von Budha im Zeichen von Shukra wird nochmals dadurch verbessert, dass Budha auch Shukra zu einem Rajayoga-Planeten macht – dies ist der Fall, weil Budha als Herr eines Kendra (Haus 1) mit Shukra als Herr eines Trikona (Haus 9) zusammen steht. Dass Budha Shukra den Rajayoga-Status verleiht verbessert die Haltung von Shukra gegenüber Budha. Das positive Zusammenwirken von Shukra und Budha in einem Erdzeichen im 9. Haus steht für Fortschritt im Bereich von Wirtschaft, Naturwissenschaft und Technik. Darauf kommen wir noch zu sprechen, wenn wir das 9. Haus näher untersuchen.

Technisch gesehen ist Budha übrigens in diesem Chart ein natürlicher Übeltäter-Planet, weil er im 9. Haus mit dem Übeltäter-Planeten Surya zusammen steht. Dies hat zur Folge, dass Budha zwar von seiner Stellung im positiven 9. Haus profitiert, er selbst aber das 9. Haus auch teilweise schädigt – allerdings weit weniger, als der Übeltäter-Planet Surya dies aufgrund seiner problematischen Stellung im Zeichen Stier tut. Es gibt aber auch ein Parashara-Prinzip, das besagt, dass ein Wohltäter-Planet aufhört, ein Wohltäter-Planet zu sein und ein Übeltäter-Planet aufhört, ein Übeltäter-Planet zu sein, wenn er Herr eines Kendra ist. Demnach wäre Budha als Herr der Kendras 1 und 10 dann kein Übeltäter mehr, sondern neutral.

Bemerkenswert ist, dass Budha nicht nur Herr des 1. sondern zugleich auch Herr und zudem Karaka des 10.Hauses ist, d. h. auch der weltweite Ruf und die Machtstellung der Nation werden von den insgesamt positiven Eigenschaften von Budha geprägt. Positiv ist die Stellung von Budha im Horoskop vor allem im Vergleich mit der sehr problematischen Stellung von Surya, durch seine Stellung im günstigen 9. Haus und durch den Status von Budha als Rajayoga-Karaka. Von der Zeichen-Stellung her steht Budha ja nicht im Zeichen der Erhöhung, in seinem Mulatrikona-Zeichen, im eigenen Zeichen und noch nicht einmal im Zeichen eines besten Freundes oder Freundes; positiv bedeutet hier also keinesfalls herausragend.

Zusammenwirken von Herr und Karaka des 1. Bhava

Die Grundstruktur eines Hauses ergibt sich aus dem Zusammenwirken von Herr und Karaka des Hauses – hier im 1. Haus ist dies das Zusammenwirken des Herrn Budha und des Karaka Surya. Surya schafft aufgrund seiner schwachen Stellung im Zeichen des Todfeindes Shukra ausgesprochen ungünstige Voraussetzungen für das 1. Haus, aber Budha ist fähig, aufgrund seiner günstigeren Stellung aus diesen schlechten Voraussetzungen etwas Besseres zu machen.

Die Beziehung von Budha und Surya ist nicht ausgeglichen, denn Budha ist ein Feind von Surya und Surya ist neutral gegenüber Budha. Dies hat zur Folge, dass Budha im 1. Haus die Voraussetzungen, die Surya dort schafft, wenig anerkennt und bestrebt ist, die von Surya geschaffene Szenerie des 1. Hauses relaticv rücksichtslos seinen eigenen Vorstellungen und Interessen entsprechend umzugestalten. Umgekehrt wird Surya aber dieser Umgestaltung, auch wenn sie im Widerspruch zu seinen eigenen Bestrebungen im 1. Haus steht, nicht übermäßig vehement Widerstand leisten.

Konflikte zwischen dem Herrn und dem Karaka eines Hauses bringen immer Reibungsverluste und unerfreuliche Prozesse mit sich. In unserem Fall aber ist der Konflikt im 1. Haus nicht übermäßig ausgeprägt und dass Budha aus den von Surya geschaffenen ungünstigen Voraussetzungen etwas Besseres macht, ist positiv zu bewerten. Andererseits sind die von Surya geschaffenen Voraussetzungen für das 1. Haus dermaßen negativ, dass der von Budha initiierte Besserungsprozess unvermeidlich Phasen schmerzlicher Erfahrungen mit sich bringt.

Fazit: Im Zusammenwirken von Lagnesha Budha mit Karaka Surya wird die unglückliche Veranlagung einer schwächenden, materialistischen, gierigen, genusssüchtigen, kranken, egoistischen, unmoralischen, für sich selbst und andere schädlichen Ego-Natur (Surya) durch den Einfluss von Intelligenz und vernünftigen Erfolgs-Prinzipien (Budha) positiv transformiert. Die Einseitigkeit einer materialistischen Grundhaltung und Ausrichtung bleibt allerdings davon unberührt. Von einem Land der Dichter und Denker, falls es dies jemals gab, ist in der bisherigen Analyse des Charts jedenfalls wenig zu sehen – von einer Nation, die sich blindwütig in Krieg und Selbstzerstörung stürzt, allerdings auch nicht. Aber setzen wir erst einmal unsere Analyse des 1. Hauses fort.

In der üblichen systematischen Vorgehensweise der Untersuchung des 1. Hauses müssten wir uns nun den Planeten zuwenden, die das 1. Haus aspektieren, aber aufgrund einer Besonderheit dieses Charts ziehe ich einen anderen Graha vor, nämlich Shukra.

Shukra als souveräner Oberherrscher des 1. Hauses

Obwohl Shukra (Venus) weder Herr noch Karaka des 1. Hauses ist und auch das 1. Haus nicht voll aspektiert, ist sie ein bedeutender Faktor für das 1. Haus. Der Grund dafür ist, dass Shukra sowohl der Herr über Surya, den Karaka des 1. Hauses, als auch über Budha, den Herrn des 1. Hauses ist, da sich Surya und Budha in Vrishabha (Stier), dem Rashi von Shukra, befinden. Dadurch wird Shukra gleichsam zum Oberherrscher über das 1. Haus, dessen Macht noch dadurch verstärkt wird, dass Shukra selbst sich mit Surya und Budha zusammen in Vrishabha im 9. Haus befindet und so direkten Einfluss auf beide nimmt. Shukra ist sogar ein souveräner Oberherrscher bzw. eine souveräne Oberherrscherin, da sie sich hier in ihrem eigenen Zeichen befindet und dadurch einzig und allein von sich selbst beherrscht wird.

Das folgende Bild zeigt die Herrschaftsverhältnisse der Grahas im Chart der BRD. Shukra und Mangal sind souverän, da sie im eigenen Zeichen stehen, wobei Shukra weitaus mächtiger ist.

In einem Staatshoroskop steht Shukra für Kunst, Musik, Mode, Tanz, Theater, Festlichkeiten, Harmonie sowie allgemein für die Bedürfnisse der Menschen und ihre Wünsche nach einem angenehmen Leben. Aber auch Naturwissenschaft und Mathematik, Diplomatie, Verträge und Abkommen mit anderen Staaten sind Shukra-Themen.

Shukra steht im segensreichen 9. Haus und im eigenen Zeichen Stier. Dies ist eine hervorragende Stellung, die außerordentlich positive Wirkungen für das gesamte Chart hervorbringt. Shukra ist ein Raja-Yoga-Karaka und bei weitem der beste Faktor im gesamten Chart der Bundesrepublik; sie ist prinzipiell der stärkste natürliche Wohltäter und auch Wohltäter für den Lagna Kanya. Shukras Oberherrschaft über das 1. Haus segnet den Aszendenten und das gesamte Horoskop.

Zur Verdeutlichung hier ein paar Auszüge aus den Textbausteinen zur Stellung von Shukra in Stier und im 9. Haus: "Venus steht sehr stark im eigenen Zeichen Stier, so dass alle ihre Gaben sich im Leben verwirklichen: viele Freuden, Schönheit und Harmonie, Sinnengenuss und Annehmlichkeiten in Fülle, Reichtum, erfreuliche Beziehungen zum anderen Geschlecht und zu anderen Menschen allgemein."

Anmerkung: in einem Staatshoroskop sind es die Beziehungen zu Partnern, Handelspartnern und zu anderen Staaten, die sich erfreulich gestalten.

"Liebe zur Natur. Freude an Kunst, Musik und Tanz. Besitzt Wohlgerüche, Girlanden und schöne Kleider, verdient Geld mit Kühen (Milchprodukte usw.), ist wohltätig, ernährt seine Verwandten, sieht gut aus, ist in vielen Wissensgebieten bewandert, verschenkt viele Güter, hilft allen Lebewesen und ist prinzipientreu – so die traditionellen Aussagen. Alle fühlen sich wohl in der Gegenwart des Geborenen."

Zu Shukra im 9. Haus: "Glückliche Hand im Umgang mit Menschen (hier: Staaten). Heitere, sehr positive Art, das Leben zu sehen. Erfährt viel Hilfe und Unterstützung. Ist allseits beliebt. Genießt Sinnenfreuden in Fülle, ohne das rechte Maß dabei zu verlieren.

Alle Arten von Freude und Erfolg im Leben, wenngleich tendentiell mehr "weltlicher" als geistiger Art. Der Geborene ist religiös, verehrt die Götter und Vorfahren und ist gastfreundlich gegen Brahmanen und Gäste. Ist gelehrt und hält sich an die Wahrheit. Freude an Freunden und im Zusammensein mit den Angehörigen. Ist wohlhabend und führt ein angenehmes Leben. Ist optimistisch und erreicht etwas im Leben durch eigene Bemühungen. Erwirbt sich Respekt. Ein Glückskind. Außerordentlich zufrieden und voller Freude.

Liebt Philosophie, religiöse Praktiken und ein spirituelles Leben und ist der Auffassung, dass Genuss und Sinnenfreuden nicht in Widerspruch zu diesen höheren Bestrebungen zu stehen brauchen. Anhänger einer "Genieße das Leben"-Philosophie. Großzügig und freigebig, tut gern etwas für andere. Erlangt einen tugendhaften und religiösen, glücklichen, erfolgreichen und wohlhabenden Ehepartner."

Die letzte Aussage leitet sich davon ab, dass Shukra der Karaka des 7. Hauses, des Hauses der Partnerschaft, ist. Bei einem Staatshoroskop sind auch hier Handels- und Bündnispartner in Gestalt anderer Staaten gemeint. "Liebt Philosophie, religiöse Praktiken und ein spirituelles Leben" - Philosophie, Religion und Spiritualität sind allerdings bei der Dominanz der Erdzeichen im 1. und 9. Haus und im gesamten Chart (von welcher der Textbaustein zu Shukra im 9. Haus nichts weiß) und auch infolge der Stellung des Karaka des 9. Hauses, auf die wir in Kürze zu sprechen kommen, weitgehend auf ein naturwissenschaftliches Weltbild, Materialismus, Sinnesfreuden und Besitzstreben (Shukra ist auch Herr des 2. Hauses) reduziert – die von Shukra auf einem sehr hohen Niveau gefördert werden.

Die einzigen Makel der Stellung von Shukra ergeben sich aus der Maraka-Eigenschaft und indirekt aus der Korrumpierung von Surya und in sehr viel geringerem Grade auch von Budha, die sich aus der temporären Feindschaft mit Shukra in der Konjunktion ergeben.

Nachdem wir später einen Überblick über das gesamte Chart gewonnen haben, werden wir noch genauer und konkreter auf das Zusammenwirken von Surya, Budha und Shukra eingehen. Nun zu den Aspekten auf das 1. Haus.

Aspekte auf das 1. Haus

Es gibt zwei Grahas, die per Drishti (Aspekt) ihren vollen Einfluss auf das 1. Bhava ausüben: Guru und Chandra.

Die Stellung von Guru im Horoskop

Der Einfluss von Guru auf das 1. Haus ist recht groß, weil er nicht nur das 1. Haus voll aspektiert, sondern ebenso Surya und Budha im 9. Haus und damit den Karaka und den Herrn des 1. Hauses, wobei Guru zusätzlich auch der Karaka des 9. Hauses ist, was seinen Einfluss dort noch mehr verstärkt.

Im Horoskop eines Landes oder Staates steht Guru für das System der Erziehung und Bildung (Guru bedeutet übersetzt Lehrer), für Religion, religiöse Organisationen, Führer, Gebäude und Bücher, Philosophie, Gesetz und Ordnung, Ratgeber der Regierung, Wohlstand, Erfolg, Expansionsstreben, große Organisationen und große Konzerne, die Wohlfahrt und auch für die Geburtenrate.

Ähnlich wie Shukra, nur in geringerem Grade, ist Guru (Jupiter) ein Graha, der einen starken Einfluss auf das 1. Haus hat, denn er aspektiert vom 5. Haus aus sowohl das 1. Haus voll als auch das 9. Haus mitsamt Surya, dem Karaka des 1. Hauses und Budha, dem Herrn des 1. Hauses. Zudem ist Guru auch der Karaka des 9. Hauses, in dem Surya und Budha sich befinden, was Gurus Einfluss auf das 9. Haus weiter verstärkt. Wie alle anderen bisher betrachteten Faktoren des 1. Hauses steht auch Guru in einem Erdzeichen, in Steinbock.

Die Stellung des natürlichen Wohltäters Guru im 5. Haus, einem segensreichen Trikona-Haus, von dem er zugleich auch der Karaka ist, ist prinzipiell positiv. Als Herr zweier Kendra-Häuser (4 und 7) in einem Trikona-Haus (5) ist er zudem ein Rajayoga-Karaka, d. h. ein Planet, der großen Erfolg verspricht. Leider kann Guru dieses Versprechen in keiner Weise erfüllen, da er sich in Makara (Steinbock, nicht zu verwechseln mit dem ähnlich klingenden Wort Maraka) in seinem Zeichen des Falls und damit in seiner denkbar ungünstigsten Stellung befindet. Noch vor Surya und Rahu ist Guru der mit Abstand am schlechtesten gestellte Planet im Horoskop der Bundesrepublik und seine Auswirkungen auf das gesamte Chart sind katastrophal. Guru verliert übrigens die Eigenschaft, ein Wohltäter zu sein, weil er Herr von Kendras (4 und 7) ist.

Guru ist Karaka, Organisator von 4 Häusern: 2, 5, 9 und 11, wobei seine Gestaltung der Häuser 2 und 11 eher materielle Angelegenheiten betrifft und seine Gestaltung der Trikona-Häuser 5 und 9 eher Wissen und Spiritualität; das ist aber nur eine generelle Richtlinie.

Man könnte meinen, dass Guru im Fall als Karaka des Hauses des Besitzes (2) und des Einkommens (11) Szenerien von Armut, Mangel und materiellem Elend schafft. Dies ist aber in der Praxis oft nicht der Fall. Vielmehr besteht das Elend in diesen beiden Häusern – und ebenso in den Häusern 5 und 9 – oftmals darin, dass der Erfolg und Segen eines Guru im Fall, die er als Karaka dieser Häuser anbietet, sich ausschließlich auf der allergröbsten materiellen Ebene manifestiert. Die höherwertigen Gaben von Guru – freudevolles Zusammensein mit Angehörigen und Erwerb von höherem Wissen im 2. Haus, ganzheitliche Erziehung und Bildung und Entwicklung höherer Geisteskräfte (Siddhis) im 5. Haus, ein hohes Niveau an Spiritualität, gutem Verhalten und Lebensfreude im 9. Haus und freundschaftliche Verbundenheit und gegenseitige Unterstützung in der Gemeinschaft mit anderen (11. Haus) – all dies wird nur auf dem primitivsten, gröbsten und äußerlichsten materiellen Niveau angeboten. Die Herren dieser 4 Häuser, von denen Guru im Fall der Karaka ist, werden selbst sehr stark sein und hohen Aufwand betreiben müssen, um die Angelegenheiten dieser Häuser auf ein höheres Niveau anzuheben. Dies ist in unserem Chart hier im gewissen Grade im 9. und im 2. Haus der Fall, deren Herr Shukra der hervorragendste Planet im Horoskop ist. Das Anheben eines extrem niedrigen auf ein höheres Niveau verzehrt aber viel Kraft und ist immer mit leidvollen Erfahrungen verbunden.

Das 5. Haus beinhaltet in einem Staatshoroskop u. a. die Geburtenrate (Kinder), das Erziehungswesen, Schulen, Universitäten, Bildungsstand, Wissenschaftler, Kreativät, Künstler, Kultur, Unterhaltungsindustrie und Aktienhandel. Das Rashi Makara, dessen Herr Shani ist, steht im Zyklus der Bewusstseinsdynamik für harte Arbeit und die Automatisierung von Handelsabläufen. Guru im Fall als Bewohner und Karaka in Haus 5 steht für ein System der Erziehung und Bildung, das darauf reduziert ist, die Menschen auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Dies ist aus vedischer Sicht ein ausgesprochen armseliges Konzept der Erziehung und Bildung. Statt die Menschen zur Entfaltung ihres vollen Bewusstseinspotenzials zu erziehen und sie zur Inanspruchnahme ihres natürliches Geburtsrechtes, einem Leben in Erleuchtung, zu führen, werden sie zu Rädchen in einem seelenlosen materialistischen System, zur Plackerei in einer Arbeitswelt ausgebildet, die von den Profitinteressen großer Konzerne beherrscht wird.

Jeder Planet im Fall ist seiner eigentlichen Natur vollkommen entfremdet und so verkörpert Guru, der Planet des Wissens, in diesem Horoskop in seinem Zeichen des Falls völlige Unwissenheit. Auf der positiven Seite im 5. Haus bleibt wenig mehr als die deutsche Tüchtigkeit im Ingenieurwesen und als Maschinenbauer. Nur wenn man vergessen hat, was das 5. Haus und Guru grundsätzlich an Möglichkeiten für das Leben bieten können, kann man das als Errungenschaft feiern.

Siehe dazu auch einen kurzen Video-Vortrag, den Maharishi Mahesh Yogi zum Thema "Erziehung" gehalten hat, und den ich, mit deutschen Untertiteln versehen, in meinem Youtube-Kanal veröffentlicht habe. Hier der Link.

Die Stellung von Guru im Horoskop der Bundesrepublik ist ein gutes Beispiel dafür, dass im Jyotish ein natürlicher Wohltäterplanet, der zudem in einem segensreichen Haus steht und sogar ein Rajayoga-Karaka ist, nichtsdestoweniger in einem Horoskop als der größte Problemfaktor in Erscheinung treten kann. Unglücklicherweise ist Guru Bewohner und zugleich Karaka des 5. Hauses und verdirbt durch seinen starken Einfluss das 5. Haus. Shani, der Herr des 5. Hauses, steht im problemtischen 12. Haus unter der Herrschaft des schwachen Surya und ist daher nicht stark genug, um die Situation in seinem 5. Haus zu verbessern.

Aber kehren wir erst einmal zum Einfluss von Guru auf das 1. Haus zurück, den er per Aspekt ausübt.

Zunächst zu dem direkten Aspekt von Guru auf das 1. Haus: Guru ist als Herr des 7. Hauses ein Übeltäter und ein Maraka für Lagna Kanya und das 1. Haus. Daher ist sein Einfluss hier nicht förderlich und nicht willkommen.

Guru ist neutral gegenüber Surya, dem Karaka der 1. Hauses und Surya ist ebenso neutral gegenüber Guru. Guru und Surya werden sich also in ihrer Einflussnahme auf das 1. Haus weder besonders fördern, noch besonders hindern, bzw. in gleichem Grade fördern und hindern, wobei der Einfluss von beiden auf das erste Haus aufgrund ihrer schwachen Stellung in ihren Tierkreiszeichen destruktiv ist.

Guru ist ein Feind von Budha, des Herrn des 1. Hauses und Budha ist Todfeind von Guru. Beide bekämpfen sich in ihrer Einflussnahme auf das 1. Haus, wobei Budha Guru gegenüber noch kompromissloser auftritt, als dies umgekehrt der Fall ist. Budha verkörpert als Herr des Zeichens Jungfrau ein Organisationsprinzip, das konkrete Details auf intelligente Weise ordnet und zueinander in Beziehung setzt. Rajayoga-Karaka Budha erfüllt diese Aufgabe gut. Guru sollte mit seinem Einfluss auf das 1. Haus das Prinzip sein, das die konkreten Einzelaktionen, um die es in den Budha-Kanya-Aktivitäten geht, in einen größeren Zusammenhang integriert und ihnen dadurch Sinn und eine evolutionäre Richtung gibt. Durch seine Stellung im Fall in Makara ist Guru aber völlig unfähig dazu. Statt Integration in größere Zusammenhänge vermittelt er nur die Qual endloser Routine, statt Sinn Perspektivlosigkeit und statt Evolution Stagnation. Dass Budha, der einen positiven Einfluss auf das 1. Haus ausübt, hier den negativen Einfluss von Guru vehement abweist, ist positiv zu bewerten, auch wenn der Konflikt zwischen ihnen Turbulenzen im 1. Haus erzeugt. Um negative Einflüsse zurückzudrängen, müssen Turbulenzen in Kauf genommen werden.

Guru steht Shukra, die, wie wir gesehen haben, einen indirekten, aber sehr positiven Einfluss auf das 1. Haus hat, feindlich gegenüber und Shukra ist umgekehrt ein Todfeind von Guru. Shukra wird also ihre Herrschaft über Budha und Surya dazu nutzen, diese beiden Grahas den Einfluss von Guru auf das 1. Haus konsequenter bekämpfen zu lassen, als sie es von sich aus täten, wenngleich das 1. Haus nicht zur primären Interessensphäre von Shukra gehört. Auch das ist, trotz der damit verbundenen Turbulenzen, positiv für das 1. Haus zu werten.

Die positiven Faktoren für das 1. Haus, Budha und Shukra, führen also im 1. Haus einen Kampf gegen die negativen Faktoren Surya und Guru. Dies macht das 1. Haus zu einem Kampfschauplatz. Budha ist hier erfreulicherweise als Herr des 1. Hauses der stärkste Faktor, aber er muss einen Teil seiner Energie und Intelligenz, die er eigentlich für die Förderung der Angelegenheiten des 1. Hauses einsetzen möchte, für den Kampf gegen negative Kräfte abzweigen. Der Aspekt von Guru auf das 1. Haus wirkt jedenfalls dort als ausgeprägter Störfaktor.

Durch den vollen Aspekt Gurus auf das 9. Haus und die darin befindlichen Grahas Surya, Budha und Shukra, die mit dem 1. Haus verbunden sind, übt Guru einen zusätzlichen indirekten, störenden Einfluss auf das 1. Haus aus, der noch dadurch verstärkt wird, dass Guru der Karaka des 9. Hauses ist und als solcher für die Themen des 9. Hauses – Spiritualität, Religion, Moral, Erfolg und Lebensglück – ähnlich katastrophale Voraussetzungen schafft wie im 5. Haus für das Bildungssystem. Leben ist Abrackern und harte Arbeit, diese Vorstellung präsentiert Guru als Karaka des 9. Hauses als Lebensphilosophie. "Der Gott der Deutschen heißt Arbeit" hat einmal ein weiser Mann gesagt. Allerdings kann hier die außerordentlich starke Shukra in Verbund mit Budha (beides Rajayoga-Karakas) diese ungünstige Ausgangssituation im 9. Haus in etwas bedeutend Erfreulicheres umwandeln und so – zumindest auf der materiellen Ebene – für mehr Lebensfreude und Erfolg sorgen. Allerdings gilt auch hier, dass Shukra einen nicht unbedeutenden Teil ihrer Licht-Energie immer wieder dazu verwenden muss, das dunkle Loch zu füllen, das Guru als Karaka des 9. Hauses ihr präsentiert.

Der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt, dass sich im 1. Haus noch 2 Upagrahas befinden. Upagrahas sind sekundäre Planeten, von Parashara auch als nicht-leuchtende Planeten bezeichnet. Ähnlich wie Rahu und Ketu besitzen sie keinen physischen Körper. Parashara scheint ihnen aber eine recht große Bedeutung zuzumessen, was man daran erkennen kann, dass er sie bereits im 3. und dann im 25. Kapitel der BPHS beschreibt. Hier Parasharas Bewertung der beiden Upagrahas in ihrer Stellung in Bhava 1:

Gulika in Haus 1: "Der Geborene wird von Krankheiten geplagt, ist lüstern, voller Sünde, heimtückisch, unmoralisch und sehr unglücklich."

Dhuma in Haus 1: "Der Geborene ist tapfer, hat schöne Augen, neigt zu Dummheit, ist unfreundlich, übellaunig und außerordentlich reizbar."

Die Anwesenheit dieser beiden Upagrahas verbessert offensichtlich die Situation im 1. Haus nicht.

Die Stellung von Chandra in Mina in Bhava 7

Auch Chandra, der Mond, wirkt vom 7. Haus aus einen vollen Aspekt auf das gegenüber liegende 1. Haus. Da Chandra aber ohnehin zusammen mit dem Aszendenten zu den wichtigsten persönlichen Faktoren in einem Horoskop gehört, wenden wir uns direkt einer eingehenden Untersuchung von Chandra zu und analysieren danach erst seinen Einfluss auf das 1. Haus.

Lagna und Chandra, der Aszendent und der Mond, stehen für Körper und Geist. Beide wirken im Leben jederzeit zusammen, treten aber im Chart dennoch zunächst als unterschiedliche Faktoren in Erscheinung. Der Lagna repräsentiert die konkrete, mit dem Körper ausgeführte physische Aktivität, Chandra für die Aktivität auf der Ebene der Gedanken und Gefühle. In einem Staatshoroskop repräsentiert der Lagna den Staat und die Tätigkeit der staatstragenden Personen oder Organisationen und Chandra steht für die Bevölkerung, die Bewohner des Staates, die öffentliche Meinung, die Menschen mit ihren Wünschen, Bedürfnissen, Erwartungen und Befürchtungen.

Chandra steht im 7. Haus im Rashi Mina (Fische). Von allen persönlichen Faktoren im Horoskop ist Chandra der einzige Graha, der sich nicht in einem Erdzeichen befindet. In meinen Textbausteinen finden sich für Chandra in Mina die folgenden Aussagen:

"Das, was der Mond verkörpert: Geist, Denken, Fühlen, Aufmerksamkeit, Wachheit - ist geprägt durch die Eigenschaften des Tierkreiszeichens Fische: Hingabe, Auflösung, Intuition, Rückkehr zur Einheit, Erlösungswissen.

Der Geist eines Menschen mit Mond im Tierkreiszeichen Fische ist zwar sehr flexibel, aber nicht besonders dynamisch. Er ist wenig an den konkreten Einzelheiten des praktischen Lebens interessiert. Das Gefühl besitzt eine große Tiefe und das Denken ist mehr von Intuition und von Ahnungen geprägt, als von logischen Schlussfolgerungen.

Der Geist hat die Tendenz, sich in seinen eigenen Tiefen zu verlieren – im günstigeren Fall geschieht dies in der Beschäftigung mit Meditation, einer gefühlsbetonten Religiosität oder Mystik, im ungünstigeren Fall durch Genuss von Alkohol oder Drogen. Menschen mit Mond in Fische sind sich oft selbst ein Rätsel und neigen dazu, eher Träumer als Tatmenschen zu sein. Sie sind Meister im Vergessen und meist sehr sensibel."

In einem Staatshoroskop betreffen diese Aussagen nicht den individuellen Geist eines Menschen, sondern das Kollektivbewusstsein, das von den Gedanken und Gefühlen aller Menschen in der Nation zusammen aufgebaut wird.

Das Kollektivbewusstseins der Bürger der Bundesrepublik Deutschland wird von der Bewusstseinsdynamik des Tierkreiszeichens Fische geprägt. Fische ist das letzte der 12 Tierkreiszeichen. In dem Zyklus der Aktivität des Bewusstseins kennzeichnet dies die Phase, wo die Dynamik des Bewusstseinsimpulses, der im Zeichen Widder hervortrat, sich auflöst und das Bewusstsein zu sich selbst zurückkehrt – die Welle sinkt zurück in den Ozean.

Bedeutsam ist, dass die Bewusstseinsdynamik des Zeichens Fische der des gegenüber liegenden Zeichens Jungfrau genau entgegengesetzt ist. Während die Hauptaktivität des Staates darin besteht, unter der Führung der Organisationsfähigkeit des Intellekts (Budha) tief in die Details der physischen Realität einzudringen (Erdzeichen Jungfrau) ist das Bewusstsein der Bewohner des Staates bestrebt, sich von der konkreten physischen Realität abzuwenden und alles zu vergessen – der Gegensatz zwischen Kaufmann/Jurist und Mystiker. Die Sehnsucht nach Einheit, die das Zeichen Fische beinhaltet, ist im Kollektivbewusstsein der Menschen sehr lebendig – dies ist besonders bemerkenswert in Anbetracht eines bei seiner "Geburt" geteilten Landes.

Dieser Widerspruch zwischen der konkreten physischen Aktivität des Staatswesens und den Tendenzen des Kollektivbewusstseins seiner Bürger wird allerdings durch die 2 Planeten negiert, welche die Grundstruktur des 7. Hauses aufbauen, in dem Chandra sich befindet: Shukra, der Karaka und Guru, der Herr des 7. Hauses. Beide befinden sich, wie wir gesehen haben, in Erdzeichen.

Chandra steht für die Aufmerksamkeit, mit der das Bewusstsein sich auf Dinge richtet. Vom 9. Haus im Zeichen Stier bietet Shukra, der Karaka des 7. Hauses, dem Kollektivbewusstsein der Menschen an, sich den Annehmlichkeiten materiellen Genusses zuzuwenden. Vom 5. Haus, dem Haus der Erziehung und Bildung aus, zwingt Guru, der Herr des 7. Hauses, das Kollektivbewusstsein in einen Umerziehungsprozess, der bewirkt, dass es sich nicht in Träumen und Vergessen verliert, sondern sich den harten Notwendigkeiten der Arbeitswelt unterwirft. Karaka und Herr des 7. Hauses stehen für Zuckerbrot und Peitsche, für Marshallplan und Wirtschaftswunder auf der einen und harte Arbeit am Wiederaufbau eines zerstörten Landes und Schuldgefühle auf der anderen Seite. Herr und Karaka des 7. Hauses zusammen bewirken, dass die eigentlichen Qualitäten des Tierkreiszeichens Fische kaum zum Tragen kommen.

Das 7. Haus steht im Horoskop eines Landes für das Ausland, internationale Beziehungen, Bündnispartner und Feinde, Außenhandel, Export und Import. Da Herr und Karaka des 7. Hauses sich in Erdzeichen befinden, die den Vaishyas (Händler, Kaufleute) und Artha (Erwerb von Wohlstand als Lebensziel) zugeordnet sind, stehen hier Wirtschaftsbeziehungen im Vordergrund.

Das 7. Haus ist das Haus der Abhängigkeit und ein Todeshaus. Die Stellung von Chandra im 7. Haus weist auf eine Abhängigkeit des Kollektivbewusstseins vom Ausland und von Bündnispartnern und auf das Bewusstsein einer Bedrohung von außen hin. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass die Gründung der Bundesrepublik sich unter dem wachsamen Auge der Siegermächte vollzog. Die Abhängigkeit kann man auf die USA beziehen, die Bedrohung auf die Sowjetunion und die von ihr beherrschte DDR.

Chandra befindet sich als Herr des 11. Hauses im 7. Haus, d. h. er oder sie ist im 7. Haus aktiv, um etwas für das eigene 11. Haus zu erreichen. Beziehungen zu anderen Ländern (7.) zu pflegen, um ihre Freundschaft zu gewinnen (11.) ist eine mögliche Interpretation. In Anbetracht der Dominanz der Erdzeichen im 7. Haus ist Wirtschaftsbeziehungen zu pflegen (7.), um Gewinne zu machen (11.) allerdings noch naheliegender. Exporte sind für die deutsche Wirtschaft außerordentlich wichtig. Maharishi Parashara sagt zur Stellung eines Planeten als Herr des 11. Hauses im 7. Haus:

"Der Geborene erlangt stets Gewinn durch die Verwandten seiner Frau, ist großzügig, tugendhaft, sinnlich und bleibt Befehlsempfänger seiner Ehefrau."

Diese Aussage unterstreicht das bisher Gesagte. In einem Staatshoroskop sollte man Ehefrau durch Partnerländer oder Bündnispartner ersetzen.

Grundsätzlich ist Chandra in diesem Horoskop ein Übeltäter-Planet, denn er ist am Abnehmen und die Mondsichel ist bereits recht schmal geworden. Die Gestalt des Mondes ist mehr von Dunkelheit geprägt als von Licht. Diese Übeltäter-Eigenschaft hat zur Folge, dass Chandra in gewissem Grade das 7. Haus schädigt, um etwas für sein 11. Haus zu erreichen. Das weist auf eine Ausnutzung der Handelspartner um der Gewinnerzielungsabsicht willen hin. Der Schaden, den Chandra im 7. Haus anrichtet, steht allerdings in keinem Verhältnis zu dem destruktiven Einfluss, den der im Fall befindliche Guru als Herr auf das 7. Haus ausübt. Andererseits wird Chandra, da er von Guru beherrscht wird, zum Instrument des schädlichen Einflusses von Guru.

Wie sieht es mit der Qualität von Chandra, der das Kollektivbewusstsein des Landes verkörpert und der Qualität des 7. Hauses aus?

Chandra steht im Zeichen seines Freundes Guru und im Haus seines Freundes Shukra. Das weist auf eine durchaus gesunde Grundmentalität hin.

Andererseits ist Shukra, der Bhava-Karaka des 7. Hauses, ein Feind des Herrn des 7. Hauses, Guru und Guru ist sogar ein Todfeind von Shukra. Diese wechselseitige Feindschaft wird im 7. Haus ausgetragen und Chandra befindet sich in diesem Spannungsfeld. Shukra und Guru in Erdzeichen verkörpern Glanz und Elend einer materialistischen Weltsicht und Lebensweise – Shukra den Glanz und Guru das Elend. Als Herr des 7. Hauses ist Guru der mächtigere Faktor. Andererseits ist Shukra im Gesamthoroskop der mächtigste Faktor.

Die wechselseitige Freundschaft zwischen Chandra und Guru kann man nicht positiv bewerten, weil Guru der negativste Faktor im Horoskop ist, der die dunkelste Seite des Materialismus und Kapitalismus verkörpert, und Chandra bereitwillig Gurus destruktiven Einfluss unterstützt und in die Welt hinaus trägt.

Licht und Schatten sind somit im 7. Haus und in der Stellung von Chandra zu finden, wobei infolge des starken negativen Einflusses von Guru der Schatten überwiegt.

Körper und Geist, Regierung und Volk – das Zusammenwirken von Budha und Chandra

Als Herr des 1. und des 10. Hauses ist Budha der Repräsentant für das ganze Land (Haus 1) und der Regierung (Haus 10). Chandra repräsentiert die Bevölkerung und das Kollektivbewusstsein, das die Aktivität der Regierung und ihrer Vertreter steuert – das ist übrigens keineswegs nur in Demokratien der Fall. So, wie bei einem einzelnen Menschen Geist und Körper stets zusammenwirken, so sind auch Regierung und Bevölkerung stets aufs engste miteinander verbunden. Die Bevölkerung eines Landes hat stets die Regierung, die es verdient – das mag zwar in manchen Fällen zynisch klingen, ist aber aus vedischer Sicht eine unabweisbare Realität. Dies schließt natürlich nicht aus, dass Kollektivbewusstsein und Regierung und ihre Beziehung zueinander sich im Laufe der Zeit ändern können.

Die Häuser, in denen der Lagnesha, der Aszendentenscherrscher Budha, und Chandra, der Mond, unmittelbar zusammenwirken, sind für das Gesamtchart von zentraler Bedeutung. Dies ist im Chart der Bundesrepublik nur in einen einzigen Haus der Fall: im 1. Haus, in dem Budha als Herrscher und Chandra über seinen vollen Aspekt zusammenwirken. An dieser Stelle können wir nun auch die Analyse des Aspekts von Chandra auf das 1. Haus nachholen.

Chandra ist neutral gegenüber Budha und Budha ist sogar bester Freund von Chandra, von daher ist Chandras Einfluss im 1. Haus willkommen. Andererseits ist Chandra ein funktionaler Übeltäter des Aszendenten Jungfrau. Chandra und Surya, der Karaka des 1. Hauses, sind wechselseitig beste Freunde. Zwischen Chandra und Guru, deren Einfluss im 1. Haus per Aspekt zugegen ist, besteht wechselseitige Freundschaft. Auch Chandras Beziehung zu Shukra, die einen indirekten Einfluss auf das 1. Haus hat, ist insgesamt positiv. Chandras Aspekt auf das 1. Haus ist somit im 1. Haus willkommen und verursacht kaum Störungen.

Das Einvernehmen zwischen Chandra und den Grahas Surya und Guru ist allerdings nicht förderlich, da beide, Surya und Guru, negative Faktoren für das Gedeihen des 1. Hauses sind (s. weiter oben).

Allerdings wird die Souveränität des Staates, die ja in der Politik immer ein angestrebtes Ideal darstellt, durch die Stellung von Chandra im 7. Haus gemindert, die ein Abhängigkeitsverhältnis der öffentlichen Meinung gegenüber anderen Ländern zum Ausdruck bringt. Das wiegt umso schwerer, da infolge der sehr schwachen Stellung von Surya, dem Repräsentanten des Souveränitätsprinzips, die Souveränität ohnehin kaum vorhanden ist.

Ein erstes Fazit zu den zentralen Faktoren des Charts

Damit haben wir eine erste Besichtigungstour der zentralen Faktoren des Charts der Bundesrepublik abgeschlossen. Auffällig in unserem Chart ist die sehr ausgeprägte Dominanz des Erdelements. Der Lagna und 4 von 9 Grahas befinden sich in Erdzeichen, darunter sämtliche Grahas, welche die Hauptaktivität des Landes und seiner Regierung repräsentieren. Auch Chandra als Repräsentant der Bevölkerung steht im 7. Haus unter dem Einfluss der Planeten in Erdzeichen. Unter den Planeten in Erdzeichen sind Shukra und Budha förderlich, während Guru und Surya überwiegend negative Wirkungen hervorbringen. Chandras Auswirkungen sind neutral bis negativ. Die Mischung von Licht und Schatten ist Merkmal eines interessanten Horoskopes. Die einseitig materialistische, kapitalistische, Wirtschafts-betonte Ausrichtung der Bundesrepublik infolge der Dominanz des Erdelements ist allerdings ungewöhnlich und bemerkenswert. Reichtum und materieller Wohlstand sind etwas Gutes, aber ein Staat und seine Regierung, die sich fast ausschließlich darauf beschränken, die Wirtschaft des Landes zu fördern und zu organisieren und sich um die materielle Seite des Lebens zu kümmern, kann aus vedischer Sicht nicht positiv bewertet werden. Die negativen Folgen einer solchen Staatsphilosophie sind mittlerweile ja auch deutlich sichtbar geworden.

Die Grahas Mangal, Shani, Rahu und Ketu haben bislang wenig oder keine Erwähnung gefunden. Das wollen wir nun nachholen.

Mangal

In einem Staatshoroskop repräsentiert Mangal die Streitkräfte, Polizei, Feuerwehr und jede Art von Gewaltausübung, aber auch Produktivität, Energiewirtschaft, Industrie, insbesondere die Rüstungsindustrie, Sportwesen, Kriege, Konflikte, Aufstände, Kriminalität, insbesondere Gewalt-Kriminalität, Terrorismus sowie Epidemien sind ebenfalls Mars-Themen.

Mangal steht im Rashi Mesha, einem Feuerzeichen, dass dem Lebensziel Dharma und der gesellschaftlichen Gruppierung (varna) der Kshatriyas, der Krieger, zugeordnet ist. Mangal ist männlich und steht in seinem eigenen, ebenfalls männlichen Zeichen Widder, was ihm große Stärke verleiht. Mangal befindet sich im 8. Haus, dem härtesten der Dushthanas (Problemhäuser), dem Haus des Überlebenskampfes, der Katastrophen und extremen Herausforderungen. Das 8. Haus steht für ein Schlachtfeld nach dem Kampf. Diese Stellung des kriegerischen Planeten Mars weist auf den verlorenen Weltkrieg hin, der Deutschland in die Katastrophe stürzte und in ein Trümmerfeld verwandelte. Diese Stellung des Mars im 8. Haus würde auf eine schwache Polizei und ein schwaches Militär, auf wenig Durchsetzungskraft, Überlebenswillen und Wehrhaftigkeit der Nation als Ganzes hinweisen, wenn Mangal in Mesha nicht so stark stünde. Die Problematik der Stellung von Mangal hat sich auch darin geäußert, dass die Bundesrepublik zunächst überhaupt keine Armee besaß. Die Bundeswehr wurde erst 1955, fünf Jahre nach der Gründung der Bundesrepublik, erschaffen.

Der Karaka des 8. Hauses ist Shani, der vom Rashi Simha (Löwe) im 12. Haus aus die Voraussetzungen für das 8. Haus organisiert. Das 12. Haus steht ein einem Staatshoroskop für fremde Länder, das Zeichen Simha für Macht. Shani in dieser Stellung als Karaka des 8. Hauses für die Schuld (12. Haus), die aus dem Missbrauch von Macht (Löwe) enstanden ist. Auch dies ist wieder ein Hinweis auf den verlorenen Weltkrieg, durch den der Vorgänger-Staat der Bundesrepublik, das 3. Reich, seine Macht verlor und unterging. Infolge dieses schlechten Karmas findet die von Mangal verkörperte Tatkraft und Stärke der Nation sich im 8. Haus in einer Situation, die ihre Entfaltung unter erschwerte Bedingungen stellt. Die Last der Schuld der Vergangenheit ist hier das Thema. Da Mangal in seinem Zeichen sehr stark steht, kann er sich zumeist in dieser schwierigen Situation behaupten.

Mangal ist ein natürlicher Übeltäter und auch ein Übeltäter für den Aszendenten Jungfrau. Er scheint kaum verbunden zu sein mit den zentralen Faktoren im Horoskop, die wir zuvor als besonders bedeutsam für das Staatswesen kennengelernt haben: Budha, Shukra, Surya und Guru. Weder prägt Mangal diese Faktoren wesentlich noch wird er von ihnen deutlich beeinflusst. Dieses "Kaum-Verbunden-Sein" ist andererseits natürlich sehr relativ, denn das Chart ist wie ein Organismus, in dem alles mit allem verbunden ist, vor allem über das Nervensystem. Auch wenn der große Zeh weit entfernt vom Gehirn ist und vom Kopf, der Befehlszentrale, aus, ein unbedeutender Teil des Körpers zu sein scheint, kann er – etwa im Fall einer Verletzung – das Gehirn und den ganzen Organismus in einen Zustand des Leidens stürzen. Die Verbundenheit der Planeten untereinander ist also in jedem Fall gegeben, auch wenn sie über Aspekte, Hausherrschaft, Karakaschaft, Konjunktion, Zeichentausch usw. stärker betont sein kann.

Rahu

Als nächstes wollen wir uns Rahu zuwenden, der sich zusammen mit Mangal im 8. Haus im Zeichen Mesha (Widder) befindet.

Der körperlose Schattenplanet Rahu ist ein natürlicher Übeltäter, aber kein Übeltäter für den Aszendenten Jungfrau. Er steht für Unbewusstheit, Triebhaftigkeit und unersättliche Gier. In einem Staatshoroskop sind Korruption, unsoziales Verhalten, Drogensucht, Raub und andere Formen der Kriminalität, Terrorismus, brutale Gewalt und Epidemien Rahu-Themen. Eine Spezialität von Rahu ist seine Tendenz, Einheit zu zerstören und daraus konfliktträchtige Gegensätze zu erschaffen.

Rahu ist ein Feind von Mangal und Mangal ein Todfeind von Rahu. Da Rahu sich im Zeichen seines Todfeindes Mangal mit diesem zusammen im 8. Haus befindet, ist seine Stellung im Horoskop außerordentlich ungünstig. Mesha ist das aggressivste Zeichen im Horoskop und das 8. Haus das bedrohlichste der Dushthanas. Rahu in dieser Konstellation ist ein gefährlicher Risikofaktor im Chart der Bundesrepublik. Davon, dass das 8. Haus die Möglichkeit für tiefe Erkenntnis und spirituelle Erfahrungen bietet, brauch man bei dieser Stellung von Rahu nicht zu sprechen. Mit dieser Rahu-Konstellation findet der unbewusste Trieb zur Selbstzerstörung seine Fortsetzung, der so prägend für das 3. Reich und seine Hauptakteure war und schon seit Hagen von Tronje und seinem Selbstmordkommando an König Etzels Hof ein Charakterzug der Deutschen zu sein scheint. Unbewusstheit und unkontrollierte Aggressivität in einer bedrohlichen Situation (Rahu schwach in Widder in 8) sind auf jeden Fall äußerst gefährlich.

Auch die Aufteilung Deutschlands in zwei Staaten als Folge eines Krieges, die sich dann feindlich gegenüber stehen, ist mit der Stellung von Rahu verbunden.

Dass der starke Mangal in seinem eigenen Zeichen Rahu beherrscht und ihn als sein Todfeind kompromisslos bekämpft, ist hier positiv zu bewerten: ein starkes Immunsystem bekämpft das gefährliche Virus. Rahu kämpft natürlich zurück, aber Mangal sollte sich in der Regel durchsetzen. Hohes Fieber ist hier allerdings zu erwarten. Auch hier gilt, dass ein solcher Konflikt viel Energie verbraucht, die an anderer Stelle dann fehlt. Die ohnehin schwierige Lage Mangals im 8. Haus wird durch die Konjunktion mit Rahu jedenfalls weiter verschärft.

Shani

Der natürliche Übeltäter-Planet Shani steht in einem Staatshoroskop u. a. für Depression (auch wirtschaftliche), Armut, Elend, Mangel, Schwierigkeiten, Hungersnot, Dürre, Niedergang, Unterdrückung, Einschränkungen, Ausgangssperren, Verzicht, fremde Besetzung, Gefängnisse und Anstalten, die Arbeiterklasse, die Unterschicht, Hilfsbedürftige und Sozialgeldempfänger, Asketen, Flüchtlinge aus fremden Ländern und Ausländer allgemein, Bergbau, aber auch für Klöster und die christliche Kirche.

Shani befindet sich in seinem eigenen 12. Haus (Shani ist Bhava-Karaka von 12) im Tierkreiszeichen Löwe. Als Herr eines Trikona-Hauses (5) ist Shani eigentlich ein funktionaler Wohltäter für den Lagna Kanya, was aber durch seine gleichzeitige Herrschaft über ein Dushthana-Haus (6) und seine eigene Stellung in einem weiteren Problemhaus (12) sowie durch seine bestenfalls mittelmäßigen Stellung im Rashi Simha deutlich gemindert wird. Auch dass Shani von Surya beherrscht wird, der, wie wir gesehen haben, einer der größten Problem-Faktoren im Horoskop ist, verschlechtert die Stellung von Shani im 12. Haus weiter.

Shani ist zumeist ein Überbringer von schlechtem Karma. Selbst seine erfreulicheren Gaben, die er in einer günstigen Stellung im Horoskop überbringt, muss man sich meist mit Verzicht und großer Geduld verdienen. Das Zeichen Löwe hat primär mit Macht zu tun und Shani in diesem Zeichen überbringt das schlechte Karma, das man sich im früheren Leben durch Machtmissbrauch verdient hat. Das frühere Leben der Bundesrepublik ist das 3. Reich und die karmische Last aus dieser Zeit wird von Shani überbracht. Das 12. Haus negiert das 1. Haus und Shani schränkt von Anfang an die Macht und Entfaltung des neu gegründeten Staates ein. Dieser Einfluss ist auch heute noch zu spüren.

Shani ist Herr des 5. Hauses, des Hauses der Erziehung und Bildung. Die Umerziehung der deutschen Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg fand unter der Leitung und Kontrolle von Shani statt. Shani ist ein strenger, restriktiver Erzieher, der mehr mit Strafen als mit Belohnungen erzieht. Seine recht ungünstige Stellung im Rashi Simha im 12. Haus lässt ihn als Herr des 5. Hauses wenig effektiv sein, so dass er für die Erziehung und Bildung und auch für die Geburtenrate eher entmutigend als inspirierend wirkt und die oben beschriebene sehr schlechte Stellung von Guru im 5. Haus kaum auszugleichen vermag.

Shani ist auch Herr des 6. Hauses. Dadurch ist es seine Aufgabe, Probleme zu lösen und Feinde und Schwierigkeiten zu überwinden. Shanis Vorgehensweise gegen Feinde ist eher unterdrückend als zerstörend. In der vedischen Staatskunst gibt 4 Arten des Umgangs mit Feinden: Verhandlungen und Allianzen (sama), Geschenke und Bestechung (dana), Intrigen und Zwietracht säen (bheda) und Bestrafung oder offenen Angriff (danda). In seiner Stellung im Zeichen Löwe vertritt Shani die Staatsmacht. Shani folgt den Anweisungen von Surya, den Surya ist Herr des Zeichens Löwe und daher Herr von Shani. Da Surya im Erdzeichen Stier steht, das Besitz verköpert, dürfte Shani gegen Feinde primär die Dana-Methode (Bestechung, Tributzahlung) zur Anwendung bringen, zusammen mit einer starken Sama-Komponente (Verhandlungen und Allianzen), denn Surya wird von Shukra beherrscht und Shukras bevorzugte Methode ist Sama. Surya und Shukra in Erdzeichen sind in diesem Chart Vaishyas, Kaufleute, und die haben schon immer gerne Bedrohungen für den freien Fluss ihrer Warenströme mit Bestechung des potenziellen Feindes abgewendet - nach dem Motto "Jeder ist käuflich". Die Wirtschaftsmacht Deutschland hat in dieser Beziehung ja einiges zu bieten.

Shani ist nicht nur als Herr des 6. Hauses für den Umgang mit Feinden zuständig, er aspektiert auch das 6. Haus und ist dort daher äußerst präsent. Wichtig ist es, zu wissen, dass Shani als Herr des 6. Hauses nicht den Feind verkörpert, sondern den Umgang mit dem Feind und seine Bekämpfung.

Ketu

Ketu befindet sich im 2. Haus, dem Haus des Besitzes, der Sprache, des Essens und Trinkens und des sozialen Miteinanders, im Zeichen Tula (Waage). Wie auch im 9. Haus so wirken auch im 2. Haus Guru als Karaka und Shukra als Herr zusammen, d. h. auch hier wird aus sehr schlechten Voraussetzungen (Karaka Guru im Fall) etwas sehr viel Erfreulicheres geschaffen (Shukra als bester Faktor im Horoskop). Da Herr und Karaka des 2. Hauses sich in Erdzeichen befinden, stehen im 2. Haus materielle Dinge im Vordergrund, auch wenn Tula ein Luftzeichen ist, das den Shudras (Arbeiterklasse) und dem Genuss (kama) zugeordnet ist. Das 2. Haus ist hier primär das Haus des Besitzes. "Wirtschaftswunder" ist ein passendes Stichwort: vom Haus des Erfolges (9) im Erdzeichen Stier aus schafft Shukra aus einem Land in Trümmern eines der reichsten Länder Europas.

Ketu, der als körperloser Graha primär die Auswirkungen seines Herrn und Dispositors Shukra manifestiert, ist allerdings für diesen Aufschwung im 2. Haus kein positiver Faktor. Ketu überbringt mehr die Schattenseiten von Shukra, denn im Luftzeichen Waage ist Ketu nicht gut platziert. In vielen Jyotish-Programmen werden Ketu und Shukra als wechselseitig natürliche Freunde aufgeführt. Daran habe ich Zweifel. Auf jeden Fall besteht temporäre Feindschaft zwischen ihnen. Meiner Auffassung nach steht Ketu im 2. Haus in Waage genauso ungünstig wie Rahu in Widder im 8. Haus und ist hier und im gesamten Chart ein Problem-Faktor. Auch die Aspekte der beiden natürlichen Übeltäter-Planeten Mangal und Shani sind weder für das 2. Haus noch für Ketu förderlich. Den Aspekt von Rahu sollte man nicht überbewerten, da Rahu und Ketu sich stets gegenüber stehen und gegenseitig aspektieren.

In einem Staatshoroskop repräsentiert Ketu Krieg, Tod auf dem Schlachtfeld, unter Feinden zu leiden haben, Asketen, Philosophen und Freiheitskampf. Ketu wird im Jyotish eine nahe Verwandtschaft zu Mangal nachgesagt (Rahu zu Shani). Keines dieser Themen hat eine positive Affinität zum 2. Haus. Rahu im 2. Haus und Ketu im 8. Haus wäre eine weitaus passendere Konstellation. Ketu repräsentiert in einem Mundanhoroskop auch unerwartete und plötzliche Erfolge oder Fehlschläge, für Modernität und Neuerungen.

Wofür steht nun Ketu im 2. Haus? In Bezug auf Besitz und Wirtschaft: eine gewisse Dekadenz. Seltsam abstrakte Methoden, Reichtum zu erlangen wie Börsenspekulation oder Hedgefonds. Undurchsichtige Geschäfte. Verschleierung der Besitzverhältnisse. Korruption. Neoliberalismus. Schneller wirtschaftlicher Umschwung. Informationstechnologie als Wirtschaftszweig.

In Bezug auf Sprache: seltsam abgehobener oder manipulierender und irreführender Sprachgebrauch – "Kollateralschäden" für massive Verluste in der Zivilbevölkerung, "Flexibilisierung des Arbeitsmarktes" für die Reduzierung des Kündigungsschutzes oder "Flexibilisierung von Lohnstrukturen" für Lohnsenkung, "Ein-Euro-Job" für Zwangsarbeit usw. Die Sprache der Werbung in ihrer hemmungslosen Verlogenheit und die Sprache der modernen, neoliberalen Inquisitoren der politischen Korrektheit in den Medien.

In Bezug auf Essen und Trinken: jede Art von Drogensucht und Drogenhandel – Alkohol, Nikotin, Psychopharmaka, Ritalin, Energydrinks, Kokain, Heroin usw. Dopingmittel. Denaturierte, leblose, gen-manipulierte, in der Mikrowelle gekochte und verdorbene Nahrung. Fastfood.

In Bezug auf das soziale Miteinander, das durch das Zeichen Waage im 2. Haus betont wird: ungezügelte Freiheit im menschlichen Verhalten und im gesellschaftlichen Umgang. Auflösung traditioneller Verhaltensmuster und Wertvorstellungen. Non-Konformismus. Auf die Spitze getriebene Individualisierung. Ketu steht auch für die moderne und sehr abstrakte Form des sozialen Miteinanders über Internet, Smartphone, Facebook, WhatsApp, Twitter etc.

Infolge der ungünstigen Stellung von Ketu im Horoskop der Bundesrepublik treten primär die negativen Seiten von Ketu in Erscheinung. Ketu als Signifikator für Erleuchtung und Spiritualität ist hier daher kaum ein Thema.

Erste Zusammenfassung

Wir haben nun einen ersten Überblick über das Jyotish-Horoskop der Bundesrepublik Deutschland gewonnen, auch wenn wir nur die zentralen Faktoren im Rashi-Chart, das 1. Haus und Chandra, etwas eingehender untersucht haben. Diesen Überblick sollte man im Bewusstsein behalten, wenn man nun weitere Aspekte des Charts im Detail betrachtet.

Eingehendere Untersuchung des 9. Hauses

Im folgenden will ich das 9. Haus genauer untersuchen, weil es auf interessante Weise komplex ist und weil in ihm viele der zentralen Faktoren des Horoskops aktiv sind: Surya, Budha, Shukra und Guru. Der Blick wird dabei auch immer wieder auf das 1.Haus fallen.

Um die folgenden Aussagen besser zu verstehen, empfehle ich, zunächst einmal die beiden Seiten "Die 3 Gunas" und "Gunas und Jyotish" – in der genannten Reihenfolge – durchzulesen, die hier in der linken Spalte über Links aufrufbar sind. Das wird das Verständnis sehr erleichtern.

In einem Staatshoroskop sind die Angelegenheiten des 9. Hauses, des Hauses des Dharma, die im Lande vorherrschende Weltanschauung, Philosophie, die Religion mitsamt ihren Organisationen, Gebäuden und heiligen Schriften, Spiritualität, die Wertvorstellungen, moralische Prinzipien, Maximen für das Handeln, die Gesetzgebung, der Erfolg und die allgemeine Glückserwartung.

Beginnen wir mit der Grundstruktur des Hauses, die sich daraus ergibt, was der Herr des 9. Hauses, Shukra, aus dem Angebot macht, das der Karaka Guru, abgibt.

Die Voraussetzungen, die Guru, der Karaka, der Organisator des 9. Hauses, für die genannten Angelegenheiten des 9. Hauses schafft, sind katastrophal, weil Guru sich im Zeichen Makara (Steinbock) in seinem Zeichen des Falls befindet.

Hier erst einmal eine Tabelle, in der die Grahas im Chart der BRD ihrer Zeichenstellung entsprechend den in ihnen vorherrschenden Gunas zugeordnet werden:

Guru, eigentlich ein Sattva-Planet, ist hier extrem von Tamas dominiert und der problematischste Faktor im Kundali (Horoskop) der Bundesrepublik. Obwohl Guru hier technisch gesehen (als Herr von 4 und 7 in 5) ein Rajayoga-Planet ist, erfüllt er keines der Erfolgsversprechen eines Rajayoga-Karakas. Guru ist in dieser Stellung seiner eigenen Natur vollständig entfremdet und bietet so im 9. Haus Unwissenheit statt Wissen, Sinnlosigkeit statt Sinn, Materialismus statt Religion, Mangel statt Fülle, Stagnation statt Entwicklung, Depression statt Freude, Misslingen statt Erfolg, Verbote statt Entfaltungsmöglichkeiten und starre, restriktive Vorschriften statt Gesetze an. Das klingt negativ und ist es auch. Dies entspricht der Situation eines Staates, der aus einem materiellen und moralischen Zusammenbruch hervorgegangen ist.

Shukra, der Herr des 9. Hauses, befindet sich im eigenen Rashi Vrishabha (Stier) und im förderlichen 9. Haus und ist der positivste und segensreichste Faktor im Horoskop. Shukra ist hier ein Planet, von dem man sagt, dass er sämtliche negativen Faktoren im Horoskop weitgehend auszugleichen vermag. Shukra, bereits ein natürlicher Wohltäter, ein Wohltäter für den Aszendenten Jungfrau und ihrer Natur entsprechend ein Rajas-Planet, ist in ihrer hervorragenden Zeichenstellung in hohem Grade von Sattva dominiert. Zudem ist Shukra infolge der Konjunktion mit Budha ein Erfolgsplanet, ein Rajayoga-Karaka und vermag – im Gegensatz zu Guru – dieses Erfolgsversprechen auch zu erfüllen.

Im eigenen Erdzeichen Stier verspricht Shukra im 9. Haus vor allem materielles Wohlergehen, Sinnesfreuden und Wohlstand, Genuss durch Feste, Musik, Kunst und modische Kleidung, ein gutes, harmonisches Verhältnis zu anderen Nationen (Shukra ist Karaka des 7.Hauses), in erster Linie aufgrund von Wirtschaftsbeziehungen, Förderung der Wissenschaft und vor allem der Wirtschaft. Die Qualitäten der Stellung von Shukra wurden bereits weiter oben beschrieben, als von Shukras indirektem, aber starkem Einfluss auf das 1. Haus die Rede war.

Von mehreren Gesichtspunkten her ist Shukra im 9. Haus nicht optimal platziert. Zum einen, weil das 9. Haus die Domäne von Guru ist und Guru und Shukra Gegenspieler sind. Von ihrem kosmischen Hintergrund her ist Guru, der auch Brihaspati genannt wird, der spirituelle Meister der Devas, der Götter, und Shukra ist der spirituelle Meister und Ratgeber der Asuras, der Widersacher der Götter, der Titanen, oft etwas irreführend als Dämonen übersetzt. Die Devas und die Asuras verkörpern im Universum die polaren Kräfte des Bewusstseins und der Materie, die zum Teil miteinander, oft aber auch gegeneinander wirken. Die Puranas, die Werke der vedischen Geschichtsschreibung, sind voll von Berichten über kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Devas und den Asuras.

Zum anderen ist Shukra von der Dikbala, der Richtungsstärke her gesehen, am stärksten im 4. Haus platziert. Da das 9. Haus vom 4. Haus weit entfernt ist, erhält Shukra im 9. Haus nur 3 von maximal 20 Dikbala-Punkten. Shukras Wirksamkeit ist von daher im 9. Haus gemindert, auch wenn das ein recht subtiler Faktor ist. Die Dikbala der Planeten ist ganz oben in der Tabelle der Planetenstände unter DB aufgeführt.

Auch aus den Beschreibungen der Qualitäten von Shukra und der Angelegenheiten des 9. Hauses kann man erkennen, dass Shukra und das 9. Haus nicht sehr gut übereinstimmen. Aber das macht Shukra zum großen Teil durch ihre hervorragende Zeichenstellung und ihre Rajayoga-Qualität wett. Da Guru in Bezug auf sein 9. Haus in diesem Chart ein Totalausfall ist, ist Shukra hier als Herr und Bewohner umso mehr willkommen. Kurioserweise ist Guru, da er im Fall steht, in diesem Chart der Asura und Shukra im eigenen Zeichen der Deva. Das Wirken des Karmas ist undurchschaubar.

Vom Alter her ist Guru als Person ein alter Mann und Shukra eine jugendliche Frau. Beide sind nicht erwachsen, was ihre Wirksamkeit mindert. Von den subtilen Bezeichnungen her, die den Planeten aufgrund ihrer Stellung in den winzigen 60tel-Abschnitten (Shashtiamsha) eines Tierkreiszeichens zugewiesen werden, erhält Guru die negative Bezeichnung "Vamshakshaya", was "Letzter seiner Sippe" bedeutet; bei einem Graha im 5. Haus ist dies kein gutes Omen für die Geburtenrate des Landes. Shukra hat die positive Bezeichnung "Vishnu"; dies ist der Name des vedischen Gottes, der das Universum erhält und von dem Parashara sagt, dass die neun Grahas Teilinkarnationen von ihm sind. All diese Nuancen kann man in die Beurteilung eines Charts mit einfließen lassen.

Als Herr des 9. Hauses hat Shukra nun die schwierige Aufgabe, auf der Grundlage der sehr ungünstigen Voraussetzungen, die der Karaka Guru geschaffen hat, ein gedeihendes 9. Haus zu erschaffen. Da Shukra selbst stark und positiv gestellt ist, hat sie sowohl die Absicht als auch die Kompetenz, das zu verwirklichen. Shukra ist ein Todfeind von Guru und wird daher die Grundstruktur, die Guru für das 9. Haus geschaffen hat, weitestgehend ablehnen, um ihren eigenen Vorstellungen und Interessen entsprechend etwas ganz anderes aus dem 9. Haus zu machen. Das ist in diesem Fall etwas Gutes, weil die Grundstruktur so schlecht und Shukras Fähigkeit, etwas Gutes zu schaffen, sehr ausgeprägt ist.

Da sowohl Guru als auch Shukra sich in Erdzeichen befinden, wird Shukras Umstrukturierung allerdings nichts daran ändern, dass im 9. Haus der Schwerpunkt auf der materiellen Ebene liegt. Shukra will aus materiellem Elend materiellen Genuss und Erfolg machen, aus Armut Reichtum, aus Mangel Fülle, aus Depression Freude und aus Hoffnungslosigkeit Optimismus. Aufgrund der Entwicklungsdynamik, die ich in meinem Artikel "Gunas und Jyotish" beschrieben habe, war zu erwarten, dass die Anfangszeit dieser Entwicklung unerfreulich sein würde, weil sie zunächst die Tamas-Rajas- und Rajas-Tamas-Phasen durchlaufen muss, ehe das Sattva sich durchsetzen kann. Die Bezeichnung "Wirtschaftswunder" für den erstaunlich schnellen materiellen Aufschwung in den frühen Jahren der Bundesrepublik zeigt an, dass Shukra diese Umwandlung gelang und die problematischen Phasen schnell hinter sich gelassen wurden. Das Wirtschaftswunder setzte sich in Deutschland bis in die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts fort. In der deutschen Wikipedia heißt es: "Wirtschaftswunder ist ein Schlagwort zur Beschreibung des unerwartet schnellen und nachhaltigen Wirtschaftswachstums in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Wirtschaftswunder verlieh den Deutschen ... nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und dem Elend der unmittelbaren Nachkriegszeit ein neues Selbstbewusstsein".

Das neue Selbstbewusstsein, das hieraus entstand, hat aus dem Blickwinkel von Jyotish mit der Stellung von Surya im 9. Haus unter der Herrschaft von Shukra zu tun. Aufgrund der zuvor beschriebenen sehr schwachen Stellung von Surya ist ersichtlich, dass dieses neue Selbstbewusstsein seine Schattenseiten hat.

Shukra ist also erfolgreich. Da Shukra zugleich Herr des 2. Hauses, des Hauses des Besitzes, ist, hat Shukras Erfolg unmittelbar eine Zunahme von Wohlstand im Land zur Folge. Betrachten wir nun die Beteiligung der anderen Planeten, die im 9. Haus wirken, an dieser Entwicklung.

Obwohl die Konjunktion von Budha und Shukra im 9. Haus beide zu temporären Feinden macht, ist sie insgesamt eher positiv zu bewerten, denn Budha und Shukra sind natürliche Freunde und Budha, der selbst ein Rajayoga-Planet ist, macht Shukra durch diese Konjunktion ebenfalls zu einem Rajayoga-Planeten. Die temporäre Feindschaft ist eher ein Hinweis darauf, dass beide im 9. Haus unterschiedliche Interessen verfolgen, die aber nicht allzu stark in Konflikt zueinander geraten. Als Herr des 9. Hauses ist Shukra zweifellos der dominierende Faktor. Die Todfeindschaft von Bewohner Budha gegenüber dem Karaka Guru bewirkt, dass auch Budha die schlechten Voraussetzungen für das 9. Haus konsequent umgestalten will, die Guru geschaffen hat. Die gemeinsame Todfeindschaft gegenüber Guru stärkt die Beziehung von Budha und Shukra.

Der Rajayoga-Karaka Budha steht als Herr des 1. und des 10. Hauses im 9. Haus und projiziert so den Erfolg von Shukra in recht hohem Grade in seine Häuser, d. h. auch die Hauptaktivität und die Gesundheit des Staatswesens (1. Haus) und die Reputation des Landes (10. Haus) profitieren von Shukras Erfolg – allerdings in hohem Grade und nicht vollständig, weil Budha zwar überwiegend günstig, aber nicht so günstig wie Shukra im 9. Haus steht. Während Shukra ganz überwiegend Sattva verkörpert, ist Budha in der Gesamtbewertung seiner Stellung eher der Rajas-Sattva-Kombination der Gunas zuzuordnen. Sein Wirken ist daher nicht nur mit Freude und Erfolg, sondern an zweiter Stelle auch mit Unruhe verbunden. Budha steht für die Medien und durch seine Verbindung mit Shukra für die Art und Weise, wie der wirtschaftliche Erfolg kommuniziert wird. Die Abhängigkeit Budhas von Shukra und seine Stellung in einem Erdzeichen geben einen Hinweis darauf, dass die Medien in Deutschland sich weitgehend wirtschaftlichen Interessen unterordnen und den im 9. Haus vorherrschenden Hedonismus (Hedonismus ist eine Philosophie, die Genuss und Sinnesfreuden als Sinn des Lebens verkündet) und Materialismus propagieren – sowohl im Inland (Budha als Herr von 1) als auch weltweit (Budha als Herr von 10). Auch der Schwerpunkt auf Werbung geht aus dieser Stellung von Budha hervor – ein allgegenwärtiger, sehr dominierender Faktor in der BRD. Die Rajas-Komponente von Budha zeigt an, dass dies nicht völlig unproblematisch ist.

Insgesamt ist Budha aber ein positiver Faktor, der den wirtschaftlichen Aufschwung und den daraus resultierenden Optimismus im Land weitgehend unterstützt. Budha als Person ist grundsätzlich ein Neutrum, durch seine Stellung im Zeichen und in Konjunktion mit Shukra aber weiblich. Das Alter ist kindlich; dies mindert seine Wirksamkeit. Budha ist also ein kleines Mädchen. Die Shastiamsha-Charakteristik von Budha ist Purishaka; das bedeutet Schmutz und ist ein negatives Charakteristikum.

Der natürliche Übeltäter Surya steht im 9. Haus im Zeichen seines Todfeindes Shukra. Die zugeordnete Guna-Kombination ist Tamas-Rajas. Surya ist Herr eines Problemhauses, des 12. Hauses, neutral gegenüber Mitbewohner Budha und Karaka Guru und ein Todfeind des Mitbewohners und Herrn des Hauses Shukra. Als Person ist Surya ein alter Mann, was seine Wirksamkeit deutlich mindert. Die Shashtiamsha-Charakteristik von Surya ist Utpata, das bedeutet übles Vorzeichen oder Katastrophe. Aus all dem geht deutlich hervor, dass Surya im 9. Haus ein äußerst destruktiver Störfaktor ist, fast so negativ zu bewerten wie Karaka Guru, aber einflussreicher als dieser. Wenn Parashara sagte, dass Suryas Haltung gegenüber dem Aszendenten Jungfrau von der Verbindung mit anderen Planeten im Horoskop abhängt, so ist festzustellen, dass Surya in diesem Rashi-Chart definitiv ein Übeltäter für den Aszendenten ist. Surya schädigt das 9. Haus schwer und schafft vom 9. Haus aus, wie schon zuvor beschrieben, sehr schlechte Voraussetzungen für das Gedeihen des 1. Hauses, dessen Bhava-Karaka er ist. Die ohnehin nicht leichte Aufgabe von Shukra, das 9. Haus gedeihen zu lassen, wird durch Surya zusätzlich erschwert.

Technisch gesehen kann man sagen, dass Shukra durch die Nähe zu Surya "verbrannt" und dadurch geschädigt sei, aber da beide 10 Grad voneinander entfernt sind, muss man dem keine allzu große Bedeutung zumessen. Nichtsdestoweniger verkörpert Surya, ebenso wie Guru, im 9. Haus die negativsten und destruktivsten Seiten des Materialismus und Kapitalismus, der von sämtlichen Faktoren im 9. Haus – vom Erdzeichen Stier, dem im Erdzeichen befindlichen Karaka Guru, dem im Erdzeichen befindlichen Herrn des Hauses Shukra und allen im 9. Haus im Erdzeichen stehenden Grahas – in unterschiedlicher Qualität im 9. Haus manifestiert wird, von Shukra und Budha positiv, von Guru und Surya negativ. Surya steht in dieser ungünstigen Stellung für Genusssucht, Raffgier, für profitgierigen Egoismus, gesundheitsschädigende Gewohnheiten und Korruption.

Als Karaka des 1. Hauses repräsentiert Surya das Gesundheitswesen und, in Verbindung mit Guru, dem Karaka des 9. Hauses, die Pharmaindustrie und große Konzerne; im Erdzeichen Stier vor allem auch die landwirtschaftlichen Konzerne. 2018 hat der deutsche Konzern Bayer AG die Firma Monsanto übernommen, die sich wie kaum eine andere Organisation durch ihre weltweite rücksichtlose Profitgier und Zerstörung der Grundlagen der Landwirtschaft den Titel "Feind der Menschheit" verdient hat. Dies ist ein Paradebeispiel für die problematische Stellung von Surya im Horoskop der Bundesrepublik.

Surya steht auch für das Parlament und die Regierung eines Landes. Die Abhängigkeit der Regierung von den profitorientierten Großkonzernen, die ihre Interessen über Parteispenden und exzessiven Lobbyismus der Regierung gegenüber durchsetzen und schon länger in Wahrheit das Land regieren, wird von der Stellung von Surya deutlich genug angezeigt. Auch dass die deutsche Regierung ihre Aufgabe in erster Linie in der Förderung der Wirtschaft des Landes sieht, stimmt mit der Stellung von Surya bestens überein.

Sehr passend hierzu ist eine Aussage von Peter Scholl-Latour, einem der letzten unabhängigen Journalisten, die er bereits 2004, als Gerhard Schröder noch Kanzler war, in einem Interview mit der Zeitschrift Focus machte (hier der Link):

"Wir erleben heute den Verfall der Demokratie, hin zur Plutokratie. Schauen Sie sich die Schamlosigkeit dieser Manager an, die auch noch fachlich schlecht sind. Die entlassen Arbeiter und reißen sich, wie bei Mannesmann, 60 Millionen Euro unter den Nagel! Gerhard Schröder ist nur von reichen Leuten fasziniert. Von Industriebossen. Mich ärgert immer dieses Geschwätz: Man muss die Wirtschaftsbosse in die Politik bringen. Um Gottes willen!"

Plutokratie bedeutet eine Staatsform der Herrschaft der Reichen oder des Geldes. Bei Platon wird diese Staatsform Oligarchie genannt und er findet keine lobenden Worte für sie.

Frank Herbert, der sehr viel von Machtstrukturen und Staatswesen versteht, schrieb in seinem Buch "Die Kinder des Wüstenplaneten" auf S. 249:

„Regierungsformen tendieren – wenn sie fortdauern – in immer stärkerem Maße zu aristokratischen Formen. Es gibt keine Regierung der Vergangenheit, von der bekanntgeworden wäre, dass sie diesem Muster nicht entsprach. Und sobald die Aristokratie sich ausbreitet, tendiert die Regierung immer mehr dazu, lediglich die Interessen der herrschenden Klasse zu vertreten – ob sie nun auf erblichem Adel oder den Oligarchien finanzieller Mächte beruht. – Die Politik als wiederholbares Phänomen, Ausbildungshandbuch der Bene Gesserit"

Surya ist nur ein, allerdings in einem Staatshoroskop ein sehr zentraler, Faktor im Horoskop und sein negativer Einfluss im Chart der Bundesrepublik kann nicht geleugnet werden.

Einen weiteren Faktor für das 9. Haus haben wir bisher noch nicht erwähnt: den Aspekt von Shani aus dem 12. auf das 9. Haus. Shani ist ein natürlicher Übeltäter und durch seine Herrschaft über das 5. und das 6. Haus insgesamt ein neutraler Faktor für den Lagna Kanya. Er ist ein bester Freund von Shukra, ein Freund von Budha, neutral gegenüber Surya und ein Feind von Guru. Er wird vom Problemfaktor Surya beherrscht. Seine Guna-Prägung ist insgesamt der Rajas-Tamas-Kombination zuzuordnen. Dass er vom 12. Haus, dem Haus des Niedergangs, der Verluste, der Schuld und der Schulden aus das 9. Haus beeinflusst, ist wenig förderlich. Shanis Einfluss auf das 9. Haus ist weder übermäßig stark noch besonders positiv. Er verlangsamt die Prozesse im 9. Haus. Zusammen mit Surya ist er für die Staatsschulden verantwortlich.

Religion ist ja auch ein Kernthema des 9. Hauses. Wie sieht es mit der Religion im Chart der Bundesrepublik aus? Zugespitzt kann man es so ausdrücken: es gibt keine. Man kann natürlich Materialismus und Hedonismus als Religion anerkennen, aber das sind eigentlich eher areligiöse Philosophien.

Der allgemeinen Auffassung nach ist Deutschland ja ein christlicher Staat. Zwei der staatstragenden Parteien tragen das C in ihrem Namen. Das Bündnis von Kirche und Staat ist in Deutschland sehr eng und geht sogar so weit, dass der Staat die Eintreibung der Kirchensteuer organisiert. Aber die extreme Dominanz der Erdzeichen im 9. Haus lässt nur die Schlussfolgerung zu, dass dies ein materialistischer Staat ist. Wenn man die Konstellationen im 9. Haus auf die Kirche bezieht, kann man schlussfolgern, dass es dieser Organisation primär um Geld und wirtschaftliche Macht geht und nicht um Religion und um das Seelenheil der Menschen. Jesus hat einstmals die Händler aus dem Tempel gescheucht und ihre Verkaufsstände umgestürzt. Einen solchen revolutionären Akt der Entkoppelung von Religion und Profitgier hat man von den deutschen Kirchen sicher nicht zu befürchten. Im Chart der Bundesrepublik Deutschland und im 9. Haus weist nichts auf eine tiefe oder gar innerliche Religiosität oder Spiritualität hin. Chandra im Zeichen Fische im 7. Haus wäre vielleicht ein Kandidat hierfür, aber auch er ist durch den Herrn und Karaka des 7. Hauses, die beide in Erdzeichen stehen, in eine materialistische Grundstruktur eingebunden.

Wenn man die Vimshamsha betrachtet – ein D-20 Unterchart (Varga), das man für eine verfeinerte Betrachtung der spirituellen und religiösen Tendenzen heranziehen kann – findet man dort immerhin Shukra als Herr des 5. Hauses im 12. Haus im Zeichen Schütze vor, die mit Guru die Zeichen tauscht. Dies kann man als einen Hinweis darauf deuten, dass es in Deutschland Orte des Rückzugs wie Klöster u. ä. gibt (12. Haus), in denen wirkliche Religiosität praktiziert wird. Aber im 5. Haus stehen im Erdzeichen Stier drei Übeltäter-Planeten und auch in der Vishamsha fallen das 1., 5. und 9. Haus wieder in Erdzeichen. Wenn die Stellungen der Grahas in der Vimshamsha etwas anzeigen, das im Rashi keine Bestätigung erfährt, bleibt die konkrete Lebenswirklichkeit davon weitgehend unbeeinflusst, und bestätigt wird auch hier über die Erdzeichen wieder vor allem der Materialismus.

Die generelle Haltung eines Geborenen, in unserem Fall die der Bundesregierung, zum Thema eines Varga-Charts, wird vom Aszendenten und dessen Herrn angezeigt. Der Aszendent des Vimshamsha-Charts D-20 ist Makara (s. oben ""Der Gott der Deutschen heißt Arbeit"), wiederum ein Erdzeichen. Aszendentenherr Shani steht im Zeichen des Falls in Widder, zusammen mit Budha, dem Herrn des 9. Hauses: sich unaufhörlich abzuschuften, ohne sich auszuruhen, gilt als höchste Tugend.

Wir reden hier wohlgemerkt vom Staatshoroskop. Wenn ich also zur Religion in der Bundesrepublik aufgrund der Untersuchung des Charts lapidar sagte, dass es keine gibt, dann schließt das nicht aus, dass es im Land religiöse Menschen oder Gruppen von religiösen bzw. spirituellen Menschen gibt. Aber ein staatstragender Faktor sind sie nicht.

Der Vollständigkeit halber hier das Vimshamsha-Chart:


Vimshamsha D-20 Chart BRD

Soweit erst einmal die Untersuchung des 9. Hauses.

Ein persönliches Fazit

Eigentlich hatte ich vor, noch sehr viel tiefer in die Untersuchung des Charts der Bundesrepublik Deutschland einzudringen. Immerhin ist dies das Horoskop des Landes, in dem ich geboren wurde und in dem ich viele Jahre meines Lebens verbracht habe. Ich wollte am Beispiel dieses Charts die Navamsha und andere Sub-Horoskope (Vargas) vorstellen und auf die Dashas, Antardashas usw. eingehen.

Aber je deutlicher die extrem einseitige materialistische Prägung dieses Charts ans Licht kam, umso mehr hat meine Inspiration nachgelassen. Spiritualität und Philosophie bedeuten mir viel und in diesem Chart so garnichts davon vorzufinden, das diesen Namen verdient, hat mein Interesse letztlich mehr und mehr abklingen lassen. Materialismus ist für mich kein Feindbild. Ich kann durchaus Philosophien akzeptieren, die nicht mit meiner eigenen übereinstimmen, aber die materialistische Reduzierung der Wirklichkeit langweilt mich. Wenn dies nicht das Horoskop eines Staates, sondern das eines Menschen wäre, könnte ich wahrscheinlich ohne weiteres ein paar freundliche Worte mit ihm wechseln oder ihm etwas abkaufen, aber näher kennenlernen würde ich ihn nicht wollen. Deshalb werde ich die Betrachtung dieses Charts erst einmal abschließen und demnächst ein anderes Chart wählen, um, meinem derzeitigen Wissensstand entsprechend, die Methoden der verfeinerten Analyse eines Horoskops zu demonstrieren – siehe z. B. Projekt Hermann Hesse.

Trotz einer gewissen persönlichen Enttäuschung stelle ich die Untersuchung des Charts online, weil ich denke und hoffe, dass der am Erlernen von Jyotish interessierte Leser den einen oder anderen Nutzen daraus ziehen kann. Auch als Einführung in die Mundan-Astrologie ist die Chartanalyse der Bundesrepublik Deutschland recht gut geeignet.

Nachtrag: das Navamsha-Chart

Erstellt: August 2020

Nachdem ich das Projekt BRD für beendet erklärt hatte, kam mir der Gedanke, doch noch etwas zum Navamsha-Chart der Bundesrepublik zu sagen.

Eine Einführung in das Thema Navamsha finden sich auf meiner Unterseite Navamsha.

Leben bedeutet Entwicklung. Niemand bleibt während seines gesamten Lebens unverändert. Das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Staaten und daher gewiss auch für die Bundesrepublik Deutschland. Einen wesentlichen Teil der Antwort auf die Frage, wohin diese Entwicklung geht, gibt im Jyotish die Analyse des Navamsha-Charts. Hier noch einmal das Rashi-Chart und rechts daneben das Navamsha-Chart der Bundesrepublik Deutschland:


Rashi und Navamsha der Bundesrepublik Deutschland

Das 1. Haus im Navamsha-Chart

Das Lagna-Rashi in der Navamsha ist Simha (Löwe), ein Feuer-Zeichen, das für herrscherliche Macht und Einfluss steht. Die Grundstruktur des 1. Hauses wird vom Karaka-Surya aufgebaut und dann vom Herrn des Hauses, der als Herr des Zeichens Löwe ebenfalls Surya ist, verwaltet. Surya ist somit der zentrale Faktor im 1. Haus.

Als Herr und Karaka des 1. Hauses nimmt Surya von seiner Stellung im Zeichen Fische im 8. Haus aus Einfluss auf sein 1. Haus, d. h. Surya steht im 8. Haus und beschäftigt sich mit dessen Themen, um etwas für sein 1. Haus zu tun. Das 8. Haus ist für Surya das Mittel zum Zweck und der Zweck ist das 1. Haus, das Surya extrem am Herzen liegt. Als, wenn auch nicht ausgeprägter, Übeltäter-Planet, wird Surya das 8. Haus sogar etwas schädigen, wenn das dem 1. Haus nützt.

Während Surya im Rashi-Chart noch einer der Haupt-Problemfaktoren war, steht er in der Navamsha im Zeichen Fische schon bedeutend besser. Das Feuerzeichen Löwe steht für den Kshatriya, den Krieger und Herrscher, das Wasserzeichen Fische für den Brahmanen, den Meister des Wissens und der Erfahrung höherer Bewusstseinszustände, den Yogi. Im Horoskop eines Menschen hätten wir es hier mit jemandem zu tun, der den Körper und die Mentalität eines Brahmanen hat, der als Herrscher agiert. Wissen ist Macht. Im Rashi hatten wir es noch mit einem Kaufmann zu tun, der als Kaufmann agiert (Surya und Lagna in Erdzeichen). Die Entwicklung geht also dann in gewisser Weise doch über die Fixierung auf Materialismus und Profit hinaus, allerdings auf eine zwanghafte, der Not gehorchende Weise (Surya in Haus 8).

Dass Surya im 8. Haus steht, zeigt an, dass diese Entwicklung sich über eine schwere Krise und über große Opfer vollzieht, denn das 8. Haus ist das Zeichen der Krise, des Überlebenskampfes, des Opfers und der Katastrophe. Was für eine Art von Krise oder Katastrophe ist hier angezeigt? Die Antwort gibt Shani, der als Bhava-Karaka des 8. Hauses das Szenario im 8. Haus aufbaut. Shani steht im Zeichen Stier im 10. Haus. In einem Mundan-Chart ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich hier um eine globale (10. Haus) Wirtschaftskrise (Erdzeichen Stier) handelt, zumal Shukra, der Herr des 10. Hauses, sich selbst im Haus des Einkommens (Haus 11) befindet.

Die Krise wird erheblich sein, da Shani im 10. Haus eine mächtige Position einnimmt, könnte (für die Bundesrepublik) aber auch schlimmer sein, denn der natürliche Übeltäter Shani steht in Stier recht günstig, ist also nicht übermäßig übelwollend. Eine Krise, so unerfreulich sie sein mag, kann ja auch evolutionär sein.

Die Stellung von Surya als Herr und Karaka von 1 in 8 zeigt an, dass der Geborene sich selbst und seine persönliche Aktivität über die Krise definiert und die Bedrohung braucht, um ganz er selbst zu sein. Jedenfalls ist die Krise ein Dauerthema, was das Leben des Geborenen und den Umgang mit ihm nicht einfach macht. Wenn Surya schwächer stände, wäre hier der Tod, in diesem Fall das Ende des Staates, ein Thema, aber das ist hier nicht der Fall, daher ist hier Transformation angezeigt und nicht das Ende.

Ein sehr positiver Faktor ist, dass sich Surya zusammen mit Guru, dem Herrn des 8. Hauses, im 8. Haus befindet, der dort äußerst stark im eigenen Zeichen steht. Vom Fall im Rashi zum eigenen Zeichen in der Navamsha – das ist eine extreme positive Entwicklung für Guru, die über schmerzliche Transformationen stattfindet – insbesondere, da sie sich über das 8. Haus entwickelt, aber das Ergebnis ist, was Guru anbetrifft, erfreulich.

Für Surya ist die Konjunktion mit dem stark gestellten Guru ein sehr positiver Faktor, auch deshalb, weil beide natürliche Freunde sind und Guru auch Herr des segensreichen 5. Hauses ist. Da Surya in der Navamsha Herr eines Kendras, eines Eckhauses (1), und Guru der Herr eines Trikonas, eines Trigonalhauses (5), ist, entsteht durch ihre Konjunktion ein Rajayoga, eine bedeutende Erfolgs-Konstellation. Im Horoskop eines Menschen könnte man aus dieser Stellung von Surya und Guru in Fische in 8 auf jemanden schließen, der über eine materielle Krise einen spirituellen Durchbruch erlebt und zu höherer Erkenntnis gelangt. Aber das ist erstmal nur eine isolierte Betrachtungsweise.

Dass Chandra im Zeichen von Shani schwach im 6. Haus steht, sich in der Navamsha gegenüber dem Rashi verschlechtert und Chandras Heimatzeichen Krebs, von Shani aspektiert, das 12. Haus beherrscht, lässt allerdings erwarten, dass die Bevölkerung (Mond) weniger von dieser positiven Entwicklung profitiert – obwohl andererseits Guru das 4. Haus aspektiert, von dem Chandra der Karaka ist. Es wäre dann wohl eher eine Elite, die in den beschriebenen spirituellen Durchbruch involviert ist. Vorherzusagen, wann dieser Durchbruch stattfinden könnte, würde eine sehr eingehende Untersuchung erfordern. Ein Staat hat ja prinzipiell eine höhere Lebenserwartung als 120 Jahre, weshalb es nicht sicher ist, ob das Vimshottari-Dasha-System hier auf die übliche Weise anzuwenden ist.

Von Budha, der im 1. Haus in mittlerer Stärke steht und das Haus des Einkommens (11) und des Besitzes (2) beherrscht und von vielen anderen Faktoren im Navamsha-Chart haben wir noch nicht gesprochen und ich habe, auch nach dem interessanten Ausflug in die Navamsha der Bundesrepublik, nicht die Absicht, mich derzeit noch ausführlicher mit diesem Chart zu befassen.

Wenn der Zeitpunkt der Gründung der Bundesrepublik nur etwas weniger als 1 Minute später stattgefunden hätte, dann wäre der Navamsha-Lagna nicht mehr Simha, sondern Kanya (Jungfrau) und das stark veränderte Navamsha-Chart sähe so aus:


Alternatives Navamsha-Chart BRD

Der spirituelle Impuls würde dann von einem anderen Land ausgehen (Surya und Guru in 7), aber sich auch auf die deutsche Bevölkerung (Guru dann auch Herr von 4) auswirken. Statt Krise (8) wäre dann diesbezüglich eher Abhängigkeit (7) angesagt. Chandras Stellung wäre (in 5 als Herr von 11) weniger problematisch. Die Bevölkerung wäre auch mit weniger materiellem Genuss (Shani in Stier als Herr von 5) recht glücklich (Shani in 9).

Den Navamsha-Aszendenten anhand von Ereignissen zu klären wäre keine geringe Aufgabe, denn die Mainstream-Medien spiegeln nicht immer wider, was wirklich in einem Land geschieht, vor allem bei einem Staat, dessen Gründung und Existenz so stark von anderen Ländern abhängig war bzw. ist.