Erstellt: September 2024
Phase 1: Sankalpa, Projekt – Die Konjunktion
Eine Konjunktion markiert den Beginn eines Entwicklungszyklus, dessen Natur von der Natur der beiden beteiligten Grahas und von der Natur des Tierkreiszeichens (Rashi) festgelegt wird. Die Stärke der beiden Grahas in dem Rashi, in dem die Konjunktion stattfindet, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Auch wichtig it die Beziehung der beiden Grahas zueinander.
Die Konjunktion steht für den Anfangsimpuls des Entwicklungszyklus und der Anfang ist bekanntlich in der Astrologie der bedeutendste Zeitpunkt, da er in Samenform die gesamte zukünftige Entwicklung festlegt.
Das vedische Stichwort für diesen Anfangsimpuls ist Sankalpa, das bedeutet soviel wie erklärte Absicht, Entschluss, Programm, Definition des Projekts.
Für den Moment der Konjunktion sollte ein Chart erstellt und untersucht werden. Zeitpunkt ist der Augenblick, in dem sich beide Grahas erstmals im selben Tierkreiszeichen befinden.
Dieser Anfangsimpuls als Phase 1 entfaltet sich dann in der Zeit bis zur nächsten Konjunktion in 11 weiteren Phasen, die den 12 Häusern (Bhavas) entsprechen. Der sich schneller bewegende Graha bewegt sich dabei (in der Regel) von dem langsameren immer weiter weg.
Die Stärke der beiden Grahas in ihrem Tierkreiszeichen und ihre Beziehung zueinander in der Konjunktion werden den gesamten Zyklus der Entwicklung maßgeblich prägen.
Der sich schneller bewegende Graha 2 befindet sich in der Phase 2 nun von dem langsamer laufenden Gaha 1 aus gerechnet bereits 1 Zeichen weiter, somit vom letzteren aus gerechnet dann im 2. Haus.
Das 2. Haus ist im Jyotish das Haus des Besitzes und Inbesitznehmens, des Wachstums durch die Aufnahme von Nahrung. Daher die Bezeichnung "Wachstum" für Phase 2. Das Projekt zieht aus der Umgebung alles an sich heran, was es wachsen und gedeihen lässt. Das 2. Haus ist aber auch ein Maraka-Bhava, ein "Todeshaus". Wenn die Ernährung nicht gelingt oder Schädliches aufgenommen wird, ist das Leben in Gefahr, daher "Gefährdung". Auch dass der langsamer laufende Graha (Graha 1) sich nun vom schneller laufenden Graha (Graha 2) aus gesehen im 12. Haus befindet, dem Haus des Niedergangs, trägt zu der Gefährdung bei. Ob in dieser Phase das Wachstum oder die Gefährdung überwiegt hängt viel von der Stärke der beiden Grahas in ihren jeweiligen Tierkreiszeichen ab.
In Phase 3 lernt der Projektimpuls sich im Wettstreit mit konkurrierenden Impulsen (Haus 3-Thema) durchzusetzen und gewinnt so (im günstigen Fall) an Kraft. Der langsamer laufende Graha 1 befindet sich vom sich schneller fortbewegenden Graha 2 aus gesehen nun im 11. Haus, dem Haus der Freunde und Förderer. Das 3. Haus ist ein Mangal-Haus (Mangal ist der Bhava-Karaka) und repräsentiert jüngere Geschwister, das 11. Haus ist ein Guru-Haus (Guru ist der Bhava-Karaka) und steht für ältere Geschwister.
Der Projektimpuls findet einen Ort, in dem er sich zuhause fühlt und wo er (von den Eltern) gefördert wird. Er ist in sich sich selbst gegründet (Haus 4) und kann auf dieser Grundlage beginnen, sich in der Welt zu etablieren (Haus 10). Von Haus 4 aus gesehen aspektiert Graha 2 das 10. Haus und außerdem befindet sich Graha 1 von Graha 2 aus gerechnet im 10. Haus.
Der Projektimpuls wird in dieser Phase stark gefördert, da hier die segensreichen, von Guru als Bhava-Karaka aufgebauten, Trikona-Häuser 5 und 9 aktiviert werden – Graha 2 befindet sich im 5. Haus (Kreativität, höheres Wissen) und Graha 1 steht von Graha 2 aus im 9. Haus (Lebensfreude, Einklang mit dem Sinn des Ganzen).
Graha 2 bewohnt nun das 6. Haus und Graha 1 besetzt von ihm aus gerechnet das 8. Haus. Haus 6 und Haus 8 sind Dushthanas, Problemhäuser. Haus 6 ist zudem ein verbesserndes Haus. Dies ist eine Testphase im Entwicklungsprogramm des Projektimpulses, in der er sich in Schwierigkeiten bewähren muss.
Graha 1 und Graha 2 stehen sich nun direkt gegenüber. Das von Bhava-Karaka Shukra (Venus) aufgebaute 7. Haus steht für die Begegnung mit dem, was man selbst (Haus 1) nicht ist. Das beinhaltet einerseits freudevolle Ergänzung zur Ganzheit, aber andererseits auch Verneinung und Bedrohung – das 7. Haus ist das Haus der Partnerschaft und zugleich ein Maraka-Bhava, ein Todeshaus. In diesser Phasse zeigt sich, inwieweit der Projektimpuls in der Welt (Haus 7) willkommen geheißen oder abgelehnt wird.
Graha 2 befindet sich nun von Graha 1 aus gesehen im 8. Haus, einem Problemhaus (Dushthana). Hier muss alles aufgegeben und geopfert werden, was in sich der bisherigen Entwicklung des Projektimpulses nicht bewährt hat und nicht überlebensfähig ist. Graha 1 befindet sich von Graha 2 aus gesehen im 6. Haus, dem Haus der Schwierigkeiten und Probleme, was noch einmal die Bedrohlichkeit der Situation in Haus 8 unterstreicht.
Nach der Läuterung in Phase 8 tritt der Projektimpuls nun in Phase 9 wie der Phönix aus der Asche in seiner reinsten, segenreichsten Gestalt hervor als das, was er sein soll und was wirklich von Wert ist. Er ist zum Maßstab desssen geworden, was für das Leben förderlich und freudebringend ist.
In Phase 10 erlangt der Projektimpuls weltweite Geltung, gilt als vorbildlich und prägt überall das Geschehen. Er ist zu einer Weltmacht geworden.
Wenn Graha 1 in Haus 11 angekommen ist, erfreut die Welt sich auf sehr konkrete Weise an dem Nutzen, den man aus der vollen Entfaltung des Projektimpulses ziehen kann. Von Graha 2 aus gesehen steht Graha 1 im 3. Haus (jüngere Gesschwister) - auch kommende Generationen werden von dem Projektimpuls profitieren.
In Phase 12 vollendet der Projektimpuls seinen Entwicklungsweg. Er ist zu einem integralen Betandteil der Welt geworden. Die Welle sinkt zurück in den Ozean und wird eins mit ihm. Der Projektimpuls wird zur Grundlage eines neuen Impulses, der bald hervortreten wird. Phase 12 ist Tod und Vollendung zugleich – welche dieser beiden Perspektiven überwiegt hängt auch hier wieder vor allem von der Stellung der beiden Grahas in ihren Tierkreizeichen ab.
Die 12 Phasen im Überblick
Hier noch einmal in der Übersicht die 12 Phasen der Entwicklung des Projektimpulses, die aus der Konjunktion (yuvati) zweier Grahas hervorgeht. Links die von mir neu erstellte Grafik, rechts die von mir zuvor übernommene (übersetzte) Übersicht, die auf meiner ersten Seite über mundanatrologiche Konjunktionen aufgeführt ist. Beide Grafiken machen Sinn und ergänzen sich.
Phase 1: Sankalpa, Projektdefinition – Der Anfangsimpuls
Phase 2: Wachstum und Gefährdung
Phase 3: Durchsetzung und Unterstützung
Phase 4: Eine Heimatbasis in der Welt finden, um von dort aus die Welt zu erobern
Phase 5: Kreativität, Wissen und in Einklang mit dem Sinn des Ganzen sein
Phase 6: Schwieigkeiten überwinden
Phase 7: Begegnung, Ergänzung, Konfrontation, Gefahr
Phase 8: Opfern, Härtetest, Überlebenskampf, Läuterung
Phase 9: Der Phönix aus der Asche, Freude und Erfolg
Phase 10: Weltweite Geltung, Ruhm
Phase 11: Die Früchte ernten
Phase 12: Erfüllung, Vollendung, das Ende der Geschichte