In diesem Artikel geht es thematisch um um die Europäische Union (EU), aber programmatisch auch hier wieder um die Demonstration der Methoden der mundanastrologischen Analyse. Es ist durchaus beabsichtigt, dass ich dabei einige konkrete Schlussfolgerungen dem Leser überlasse (oder der Leserin).
Anmerkung: Die Abkürzung BPHS steht immer für Maharishi Parasharas astrologisches Werk "Brihat Parashara Hora Shastra".
Im März 2024 habe ich die vorliegende Abhandlung noch einmal erweitert. Der Anlass für die Fortsetzung war, dass ich auf Youtube ein sehr interessantes Interview mit dem renommierten Ökonomie-Professor Jeffrey Sachs gefunden habe, in dem er u. a. einige bemerkenswerte Aussagen zur gegenwärtigen Situation der EU macht.
Bei einer astrologischen Analyse geht man notwendigerweise immer linear vor, man untersucht ein Detail nach dem anderen - sinnvollerweise mit den zentralen Faktoren des Charts beginnend: Aszendent, Aszendentenherr und Mond. Dabei ist es wichtig, immer jedes untersuchte Detail im Bewusstsein zu behalten und allmählich in eine Gesamtschau zu integrieren, die dann jedes Detail wiederum in einem anderen Licht erscheinen lässt. Wenn der Leser der Horoskopanalyse maximalen Nutzen daraus ziehen will, sollte er beim Lesen in seinem Bewusstsein ebenso vorgehen. Mehrmaliges Lesen der Analyse kann helfen, diese Fähigkeit zu entwickeln.
Hier ein Datenblatt mit Informationen zum Horoskop der Europäischen Union (EU) als Textdatei.
Der Zeitpunkt der Gründung der Europäischen Union (EU)
Das Chart ist erstellt für die Unterzeichnung der Römischen Verträge. Das begründet die Europäische Wirtschafts Gemeinschaft (EWG), an der 6 Staaten beteiligt waren: Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande und die Bundesrepublik Deutschland. Die Bezeichnung Europäische Union (EU) wurde nach dem Beitritt weiterer Staaten eingeführt. Alternative "Geburtsdaten" der EU sind also durchaus ein Thema. Es kursiert auch die Geburtszeit 18:30 MEZ. Die Zeit 18:50 ist bei astro.com zu finden. Die Zeit wird dort als zuverlässig (RR A) eingestuft und bei der Quellenangabe heißt es: "Source Notes: Rolf Liefeld quotes the french newspaper "Le Soir" de 26 March 1957, article "Les Six ont signé les traités de l’Euratom et du Marché commun": "A 18 h. 50 exactement, ce lundi ... M. Paul-Henri Spaak a signé, le premier, les traités instituant entre les six pays de la Petite Europe... pour annoncer au monde que «l’acte de naissance des États-Unis d’Europe»".
Indem ich dieses Chart akzeptiere, nehme ich den Standpunkt ein, dass die EWG sich zur EU erweitert hat und das Chart der EWG-Gründung daher für die EU maßgeblich ist. Den französischen Begriff "États-Unis d’Europe" kann man als "Vereinigte Staaten von Europa" übersetzen; das Wort "Wirtschaft" fehlt hier.
Hier der externe Link zu einem Wikipedia-Artikel zur Europäischen Union.
Haus 1 – Lagna Kanya, Aszendent Jungfrau
In einem Staatshoroskop repräsentiert das 1. Bhava die Nation als Ganzes, wie sie der Welt (7. Haus) gegenüber tritt und wie sie primär in die Welt hinein handelt. Es steht auch für die Verfassung, das Grundgesetz, auch wenn dies oft eher eine idealisierte Absichtserklärung auf der Ebene einer offiziellen Verlautbarung beinhaltet und nicht endgültig über das konkrete Handeln Auskunft gibt. Auch der Zustand des Staates bei seiner Gründung, seine Stärke oder Schwäche und das Gesundheitswesen sind Themen des 1. Hauses.
Das mit dem Aszendenten verbundene Rashi ist Kanya, ein Erdzeichen, d. h. materielle, wirtschaftliche Gesichtspunkte stehen für das Handeln und die Motivation des eigenen Handelns im Vordergrund. Dem Erdelement sind die Vaishyas – Händler und Kaufleute – als gesellschaftliche Gruppierung zugeordnet und als eines der 4 Haupt-Lebensziele ist dem Erdelement Artha, der Gewinn von Reichtum und Wohlstand, zugewiesen.
Maharishi Parashara beschreibt im 4. Kapitel seiner Brihat Parashara Hora Shastra (BPHS) das Rashi Kanya wie folgt: "Das Zeichen Jungfrau (Kanya) wohnt in Hügeln und ist tagsüber stark. Es steigt mit dem Kopf voran auf und hat eine mittlere Statur. Es ist ein zweibeiniges Zeichen und weilt im Süden. Es trägt Getreide und Feuer in Händen. Es gehört zur Gruppe der Händler (Vaishyas) und ist vielfarbig. Es ist mit Wirbelstürmen verbunden. Es ist eine Jungfrau und hat ein tamasisches Naturell. Sein Herrscher ist Merkur."
Anmerkung: Parasharas Aussage "ist mit Wirbelstürmen verbunden" ist schwer nachzuvollziehen. Ist die Übersetzung des Wortes prabhanjini korrekt? R. Santhanam, der Kommentator und Übersetzer meiner englischen Ausgabe der BPHS, hat in seinem Kommentar extra das Sanskritwort prabhanjini und seine englische Übersetzung "hurricane" angeführt, vermutlich weil ihm die Übersetzung selbst suspekt vorkam. Im Internet fand ich eine Stelle, die besagt, dass der Ausdruck "prabhanjan" in Sanskrit-Texten einen Wirbelsturm bezeichnet, an anderer Stelle aber ein Nervenleiden. "Ist anfällig für Nervenleiden" passt einiges besser zu meiner Einschätzung des dualen Zeichens Jungfrau, das von Merkur beherrscht wird, der für das Nervensystem steht.
Kanya ist ein anregbares, flexibles Zeichen, d. h. daher es ist von seiner Grund-Aktivität her weder dynamisch noch beharrend, sondern abwartend und beeinflussbar.
Das Geschlecht des Rashis ist weiblich. Weibliche Rashis – dies sind alle Zeichen mit geraden Zahlen – gelten im Jyotish als positiv und empfänglich, im Gegensatz zu den männlichen Zeichen, die mehr eine aggressive, fordernde Bewusstseinsdynamik verkörpern. Das ist aber nur eine sehr allgemeine Charakteristik.
Von den drei Gunas ist Kanya dem Tamas zugeordnet, was Dumpfheit, Unbewusstheit und materielle Überschattung betont. Das hat vermutlich damit zu tun, dass im Zeichen Jungfrau das Bewusstsein in seinem Zyklus der Aktivität am tiefsten in die Materie vorgedrungen ist.
Zur Einordnung der Kanya-Phase im Zyklus der Bewusstseinsdynamik der 12 Tierkreiszeichen: Nachdem das Bewusstsein seine Herrschaft über das gesamte Universum etabliert hat (Löwe), ist es nun die Aufgabe der Verwaltung, dafür zu sorgen, dass das Gesetz (dharma) jedes kleinste Detail der physischen Realität durchdringt, dort seine segensreiche Ordnung manifestiert und allem eine evolutionäre Richtung gibt. Im Bereich des Körpers, der dem Zeichen Jungfrau zugeordnet ist, wird die Nahrung in kleinste Bestandteile zerlegt und im gesamten Organismus verteilt. Der intelligente, vertandesbetonte Budha ist bestens dafür qualifiziert, das effektiv und präzise zu organisieren. Am Ende des Zeichens Jungfrau ist das Bewusstsein am tiefsten in die feinsten Details der Materie eingedrungen, um sie durchzustrukturieren. In dem vedischen Ausdruck für die absolute Wirklichkeit „anoraniyan mahatomahiyan“ – „Kleiner als das Kleinste, größer als das Größte“ steht Kanya für anoraniyan (und Mina dann für mahatomahiyan). Mehr zum Zyklus der 12 Rashis kann man in meinem Youtube-Video finden.
Im Chart eines Staatenverbundes wie die EU repräsentiert der Aszendent Jungfrau eine Verwaltung (Bürokratie), die jedes kleinste Detail des öffentlichen Lebens durchorganisiert. Wie förderlich oder schädlich das ist, wird vor allem vom Zusammenwirken des Bhavakarakas des 1. Hauses (Surya) mit dem Herrn des Aszendenten (Budha) bestimmt.
Der Lagnesha, der Herrscher des Aszendenten Jungfrau, ist also Budha, der Graha des Ordnens der Welt-Wahrnehmung durch Sprache, der den Intellekt (buddhi) repräsentiert.
Hier noch einmal einige grundlegende Informationen zum Aszendendenten Jungfrau, wie sie auf meiner Seite zu den Tierkreiszeichen unter "6. Kanya – Jungfrau – Verwaltung bis ins Detail organisieren" aufgeführt sind:
Das Tierkreiszeichen Jungfrau wird durch die Kombination der folgenden vier Eigenschaften bestimmt:
- Das Element ist Erde
- Die Aktivitätsform ist veränderlich
- Der Planet Budha (Merkur) ist Herr des Zeichens
- Das Symbol ist eine junge Frau
Der Handlungsimpuls des Geborenen ist geprägt von folgenden Eigenschaften: Organisation, Reinheit, Nüchternheit, Berechnung, Detailsinn.
Merkur ist hier erhöht und Venus steht im Fall. Merkur ist in seinem eigenen Zeichen Jungfrau zugleich auch erhöht, weil der sprachliche Ausdruck hier seine höchste Präzision erreicht, der Intellekt seine brillianteste Unterscheidungskraft verwirklicht und zudem die etwas flüchtige Merkur-Aktivität durch die Ausrichtung auf die materielle Ebene an Stabilität und Wirksamkeit gewinnt. Shukra (Venus) steht hier im Fall, weil die nüchterne, berechnende, auf stimmige Details fixierte Präzision der Jungfrau-Mentalität dem hingebungsvollen Fließen der Gefühle in Richtung Unendlichkeit und Ewigkeit (Venus erhöht in Fische) entgegengesetzt ist.
Zu den funktionalen Wohl- und Übeltätern für Aszendent Jungfrau sagt Maharishi Parashara: "Mars, Jupiter und Mond sind Übeltäter, während Merkur und Venus Wohltäter sind. Die Konjunktion von Venus und Merkur bringt einen Yoga hervor. Venus ist außerdem ein todbringender Planet (Maraka). Die Rolle von Surya hängt von seiner Verbindung [mit anderen Planeten] ab".
Der indische Jyotishi und Autor G. S. Kapoor zu Aszendent Jungfrau:
"Kanya wird von Budha, dem unbeständigen Planeten, beherrscht. Daher lieben Menschen mit Lagna Kanya rasche Veränderungen. Sie sind jedoch auch sehr gewissenhaft und sehr fähig, selbst mit ungünstigen Situationen fertig zu werden. Sie sind in ihrer Art schnell wie der raschwandelnde Budha. Sie sind in ihrer Vorgehensweise gründlich, methodisch und praktisch und besitzen eine gute Unterscheidungsfähigkeit. Es mangelt ihnen jedoch an Willenskraft.
Da Kanya ein Erd-Zeichen ist, haben die Geborenen den Wunsch, Geld anzusammeln und zu sparen. Sie haben einen gesunden, guten Instinkt für wirtschaftliche und kommerzielle Dinge und möchten so rasch wie möglich reich werden.
Erfolgversprechend sind Berufe wie Arzt, Buchprüfer, Rechnungsprüfer, Journalist, Lehrer, Handlungsreisender, Buchhalter, Rechtsanwalt, Statistiker usw.
Obwohl Kanya-Geborene eine wechselhafte Natur besitzen, ist ihr Eheleben nicht unglücklich. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß sie lange Zeit brauchen, um sich zu einer Ehe zu entschließen. Einige von ihnen bleiben daher lange Zeit Junggesellen, einige sogar ihr Leben lang.
Eine Frau mit Lagna Kanya sieht ihre Ehe als eine vertraglich festgelegte Form der Partnerschaft an. Sie findet nicht sehr viel Gefallen am Sexleben und wünscht sich, daß ihr Ehemann in dieser Hinsicht nicht sehr fordernd auftritt. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass zwar Ehemänner mit Lagna Kanya in ihrem Familienleben nicht übermäßig dominierend sein wollen oder ihre Frau viel kritisieren, Frauen mit diesem Aszendenten jedoch ihren Ehepartner oft kritisieren - zuweilen in einem Ausmaß, daß sie nicht nur sehr diskussionsfreudig, sondern regelrecht streitsüchtig oder zänkisch sind. Dies geschieht natürlich vor allem dann, wenn der Lagna von Shani, Mangal, Rahu oder Ketu ungünstig beeinflusst wird."
Was Kapoor hier als persönliche Eigenschaften und Handlungsweisen eines Menschen beschreibt, muss bei einem Staatshoroskop natürlich entsprechend uminterpretiert werden – hilfreich dafür sind die Tabellen auf meiner Seite über Mundanastrologie unter "Spezielle Deutung der Grahas und Bhavas im mundanstrologischen Chart".
Die hier dem Lagna Kanya und dem 1. Haus zugeordnete Grunddynamik kann stark variiert werden, wenn man das Zusammenwirken des Karaka und des Herrn des 1. Hauses einbezieht.
Surya, der Karaka des 1. Hauses
Karaka bedeutet Macher oder Organisator. Der Bhava-Karaka eines Hauses hat die Aufgabe, die Voraussetzungen für das Haus zu schaffen, aus denen der Herr des Hauses dann etwas macht. Der Karaka des 1. Hauses ist in jedem Chart Surya. In unserem Fall befindet Surya sich in Bhava 7 im Rashi Mina (Fische).
In einem Staatshoroskop steht Surya für die Regierung, das Staatsoberhaupt, die herrschende Gruppierung oder Partei, die Beamtenschaft, Armeeführer und Richter. Da Surya der Bhava-Karaka des 1. Hauses ist, repräsentiert er auch das Gesundheitswesen und die Pharmaindustrie.
Wenn Surya als der Graha, der das 1. Haus als Bhava-Karaka aufbaut, sich im 7. Haus befindet, zeigt das an, dass der Geborene seine eigene Identität (Surya) über seine Beziehung zu anderen (Haus 7) definiert. Auch wenn die Stellung eines Planeten in einem der einflussreichen Eckhäuser (Kendra) ihm Einfluss verleiht, steht Surya als Prinzip der Souveränität nicht günstig im Haus der Abhängigkeiten, das zudem ein Todeshaus ist.
Surya in Fische ist einerseits keine ungünstige Stellung, da Guru, der Herr des Zeichens Fische, und Surya natürliche Freunde sind. Bei Berücksichtigung der temporären Feindschaft zwischen Surya und Guru in diesem Rashi-Chart steht Surya hier insgesamt im Zeichen eines neutralen Planeten, d. h. mittelmäßig günstig. Die alle Konturen auflösende Dynamik des Wasserzeichens Fische passt andererseits nicht besonders gut zur feurigen Natur von Surya.
In der Zusammenschau von Surya in Fische im Zeichen des Neutralen im 7. Haus erkennt man einen undeutlich definierten Identitätskern, der sich zudem über andere definiert. Für einen Staatenbund bedeutet dies, dass die zentrale, einheitsstiftende Kraft (Surya) nicht stark ist.
Surya steht als Herr des 12. Hauses im 7. Haus. Maharishi Parashara sagt zu dieser Konstellation: "Der Geborene hat Ausgaben für seine Frau, aber keine Freude in der Ehe, besitzt weder Bildung und Wissen noch Stärke". Es ist verständlich, dass die Verbindung eines Todeshauses (7) mit dem Problemhaus der Schulden, der Verluste und des Niedergangs (12) negativ bewertet wird.
Im 7. Haus steht Surya in Konjunktion mit seinem Feind Budha und seinem Todfeind Shukra; letzterer ist auch der Bhava-Karaka des 7. Hauses. Diese Konjunktionen schwächen Suryas Position. Durch die Nähe zu Surya sind Budha und Shukra erheblich verbrannt; das verschlechtert ihre Haltung gegenüber Surya noch weiter. Verbrannten Grahas wird traditionell der Avastha (Zustand) "Kopa" zugeordnet; das bedeutet "zornig" (BPHS 45.9). Surya verkörpert das Ego und die Aktivität verbrannter Planeten ist von Egoismus geprägt. In einem Mundanhoroskop repräsentiert Surya die Regierung oder die Regierenden; je nach Stärke der Verbrennung kommt die Aktivität verbrannter Planeten eher der Regierung oder den Regierenden zugute als dem Gemeinwohl.
Surya erhält einen vollen Aspekt von Guru, der Surya neutral gegenübersteht und auch der Herr des 7. Hauses ist. Von diesem Aspekt des natürlichen Wohltäter-Planeten Guru kann Surya jedoch nicht profitieren, da Guru selbst sehr ungünstig im Zeichen des Todfeindes steht; zudem ist Guru infolge der Herrschaft über zwei Kendras in diesem Chart kein Wohltäter mehr (BPHS 34.2). Der Rajayoga, den Guru und Budha durch ihren Zeichentausch und ihren wechselseitigen Aspekt bilden, nützt zwar Guru und Budha und auch dem 1. und 7. Haus, aber nicht Surya.
Surya ist vom Alter her "alt"; dieser Avastha (Zustand) mindert die Stärke eines Grahas.
Surya schafft insgesamt als Karaka des 1. Hauses wenig günstige Voraussetzungen für das Gedeihen des 1. Hauses. Um die Surya weiter oben zugeordneten mundanastrologischen Angelegenheiten - Regierung, Staatsoberhaupt, herrschende Gruppierung oder Partei, Beamtenschaft, Armeeführer, Richter und Gesundheitswesen - ist es nicht gut bestellt. Das Wort Union beinhaltet ein vereinheitlichendes Prinzip, das im Jyotish primär von Surya repräsentiert wird. Die vereinheitlichende Kraft von Surya ist in diesem Rashi-Chart schwach und jederzeit abhängig von und störanfällig gegenüber äußeren Einflüssen.
Als Nächstes ist zu untersuchen, was der Herr des 1. Hauses aus den von Surya präsentierten ungünstigen Voraussetzungen macht.
Budha, der Herr des 1. Hauses
Budha steht hier im Zeichen Fische nicht im Fall, denn da er im Rashi-Chart nur in den ersten 15 Graden des Zeichens Jungfrau erhöht ist, steht er auch nur in den ersten 15 Graden des Zeichens Fische im Fall (BPHS 3.52). Allerdings steht Budha in Fische grundsätzlich in einem feindseligen Zeichen (BPHS 50.30), d. h. nicht günstig - das hätte Parashara übrigens nicht erwähnt, wenn Budha im gesamten Zeichen Fische im Fall stünde. Die Begrenzungen auflösende und alle Unterschiede vergessende Bewusstseinsdynamik des Zeichens Fische passt nicht gut zu Budha, der immer voneinander getrennte Einzeldetails kombinieren will.
Konkret steht Aszendentenherrscher Budha dann im Chart der EU im Zeichen seines Feindes Guru. Budha ist somit nicht gut befähigt, als Herr des Aszendenten Jungfrau die Verwaltung der EU nach praktischen Gesichtspunkten zu organisieren, da er sich in vagen Träumereien von Expansion (Fische) verliert, statt präzise, vernünftig und mit Augenmaß in Einklang mit den konkreten Realitäten vorzugehen.
Ebenso wie Surya, der Bhava-Karaka des 1. Hauses, bewohnt auch Budha, der Herr des 1. Hauses, Haus 7. Das bedeutet, dass auch die ureigene Aktivität der EU sich in Anpassung an die Beziehungen zu anderen vollzieht, also eher reaktiv als aktiv ist. Da sowohl Jungfrau als auch Fische anregbare Zeichen sind, wird das zu einem markanten Merkmal des Geborenen.
Maharishi Parashara zum Herrn des 1. und des 10. Hauses im 7. Haus:
Herr von 1 in 7: "Wenn der Herr des ersten Hauses ein Übeltäter ist: Der Geborene hat eine Frau, die nicht lange lebt. Wenn er ein Wohltäter ist: Der Geborene wird ziellos umherwandern, Armut erleben, niedergeschlagen sein oder aber er wird ein König sein". Durch die Konjunktion mit dem natürlichen Übeltäter Surya ist Budha ein Übeltäter, daher gilt die erste Variante. "Eine Frau, die nicht lange lebt" kann man mundanastrologisch als einen Hinweis auf instabile außenpolitische Beziehungen und Verträge auffassen.
Herr von 10 in 7: "Der Geborene erfährt Glück durch die Ehefrau, ist intelligent, tugendhaft, redegewandt, wahrheitsliebend und religiös". Hier wird hingegen Glück durch die Ehefrau angezeigt. Parashara sagt: "In dem Fall, wo ein Planet zwei Häuser besitzt, müssen die Ergebnisse unter Berücksichtigung beider Hausherrschaften geschlussfolgert werden. Falls auf diese Weise entgegengesetzte Auswirkungen angezeigt werden, werden die Ergebnisse annuliert, während Auswirkungen unterschiedlicher Art (alle) eintreten" (BPHS 24.145-146). Demzufolge sollte man die hier gemachten Aussagen bezüglich der Ehefrau ignorieren. "Erfährt Glück durch die Ehefrau, die aber nicht lange lebt" würde wenig Sinn machen, denn Glück könnte man das nicht nennen. Die Aussage "ist intelligent, tugendhaft, redegewandt, wahrheitsliebend und religiös" bleibt erhalten. Da es in diesem Fall um Budha geht, tritt "redegewandt" besonders hervor, auch das allerdings modifiziert durch die schwache Stellung von Budha im Zeichen Fische.
Budha ist als einziger Graha erwachsen und hat von daher seine volle Kraft.
Durch die Nähe zu Surya (nur 5 Grad Abstand) ist Budha stark verbrannt, was ihn, wie erwähnt, in einen zornigen Zustand versetzt und seine positiven Auswirkungen deutlich mindert.
Budha steht zusammen mit Surya und Shukra, die eine neutrale Haltung gegenüber Budha haben.
Budha bildet mit Shukra zusammen einen Rajayoga. Rajayogas sind "königliche", sehr segensreiche Erfolgskonstellationen. Rajayogas entstehen vor allem, wenn Herren und Bewohner eines der mächtigen Kendras (Eckhäuser) eine Verbindung mit den Herren und Bewohnern der segensreichen Trikonas (Trigonalhäuser) eingehen. Dadurch werden die mächtigen Kendra-Herren segensreicher und die segensreichen Trikona-Herren mächtiger. Der hier vorliegende Rajayoga wird veredelt durch die ausgezeichnete Stellung von Shukra im Zeichen der Erhöhung, aber lädiert durch die schwache Zeichenstellung von Budha und die erhebliche Verbrennung von Budha und Shukra. Lädierte Rajayogas bringen zwar Erfolg, für den aber ein Preis bezahlt werden muss - je lädierter der Rajayoga, umso höher der Preis.
Budha und Guru aspektieren sich gegenseitig und tauschen ihre Zeichen. Durch den Zeichentausch intensiviert sich ihre Beziehung und verbessert sich tendenziell auch etwas, aber sie sind dennoch verfeindet und stehen ungünstig in ihren Tierkreiszeichen. Dieser Aspekt und der Zeichentausch wirken sich nicht positiv aus.
Das 7. Haus, in dessen Dynamik der Karaka und der Herr des 1. Hauses als dessen Bewohner eingebettet sind, ist in einem engeren Sinn das Haus der Partnerschaft; in einer erweiterten Sichtweise zeigt das 7. Haus an, wie die Welt, das Universum, den Geborenen behandelt, auf ihn einwirkt und ihn dadurch prägt. Die Grunddynamik des 7. Hauses wird durch das Zusammenwirken von Shukra und Guru, des Bhava-Karakas und des Herrn des 7. Hauses, konstituiert. Der erhöhte Rajayoga-Karaka Shukra schafft immer wieder günstige Voraussetzungen für gute Partnerschaftsbeziehungen und positive Entwicklungen, die dann von Guru, der in Jungfrau ausgesprochen ungünstig im Zeichen des Todfeindes steht, nicht genutzt bzw. zunichtegemacht werden, weil Guru in seiner technologisch-bürokratischen und sich in Details verzettelnden Limitiertheit daraus keine Entwicklungsperspektive erschaffen kann - siehe dazu die später folgenden Abschnitte über Shukra und Guru.
Im 10. Haus in Zwillinge befindet sich noch der Upagraha (lichtloser Planet) Parivesha. Maharishi Parashara zu Parivesha in Haus 10: "Der Geborene hat künstlerisches Talent, genießt Sinnesfreuden, hat einen kräftigen Körper und ist sehr gelehrt". In den Dashas von Budha werden diese Eigenschaften als positive Nebenwirkungen von Budha hervorgebracht und tragen zum guten Ruf (Haus 10) der EU bei.
Zusammenwirken von Karaka und Herr des 1. Hauses
Die Grundstruktur des 1. Hauses wird durch das Zusammenwirken von Surya und Budha aufgebaut. In der Gesamtschau ist das Ergebnis dieses Zusammenwirkens nicht gut. Da Surya und insbesondere Budha ungünstig im Zeichen von Guru (Fische) im 7. Haus steht, der ein Übeltäter und Maraka für den Aszendenten Jungfrau ist, ein Feind des Aszendenherrn Budha und selbst im Zeichen des Todfeindes Budha steht, bleiben die Identität und die primäre Aktivität des Geborenen undefiniert, verschwommen, reaktiv bis passiv und alles andere als souverän, sondern fremdbestimmt (Haus 7).
Weitere Faktoren, die das 1. Haus beeinflussen
Die Präsenz von Guru im 1. Haus ist dort unerwünscht und schafft Störungen. Der Fremdeinfluss, den Guru als Herr des 7. und des 10. Hauses und Feind des Aszendenten im 1. Haus verkörpert, verfälscht die ohnehin kaum definierte Identität und Eigenaktivität des Geborenen. Guru steht immer auch für Expansion; in diesem Chart für Expansion, die wenig förderlich ist.
Von den Aspekten aus dem 7. auf das 1. Haus ist nur der von Shukra förderlich. Zu Shukra später mehr.
Im 1. Haus befindet sich noch der Upagraha (nicht-leuchtender Untergraha) Gulika. Zu dessen Stellung im 1. Haus sagt Maharishi Parashara: "Der Geborene wird von Krankheiten geplagt, ist lüstern, voller Sünde, heimtückisch, unmoralisch und sehr unglücklich". Gulika wird immer zusammen mit Budha, dem Herrn des 1. Hauses, aktiviert und manifestiert dessen Schattenseiten.
In der Datenübersicht oben kann man lesen: "Karana: Vishti". Karana steht für einen Aspekt der Zeitqualität im Moment der Geburt (siehe dazu Kapitel 85 der BPHS). Vishti ist dem Shani zugeordnet und kennzeichnet einen ausgesprochen ungünstigen Aspekt der Zeitqualität. Im 88. Kapitel der BPHS beschreibt Maharishi Parashara, welche speziellen Abhilfemaßnahmen (vedische Yagyas) durchzuführen sind, um die unheilvollen Auswirkungen abzuwenden, die bei einer Geburt unter Vishti zu befürchten sind . Solche Yagyas sind vermutlich bei der Gründung der EU nicht durchgeführt worden.
Chandra, der Mond
In einem Mundanhoroskop repräsentiert der Lagna den Staat (oder Staatenverbund) und die Tätigkeit der staatstragenden Personen oder Organisationen und Chandra steht für die Bevölkerung, die Bewohner des Staates, die öffentliche Meinung, die Menschen mit ihren Wünschen, Bedürfnissen, Emotionen, Erwartungen und Befürchtungen.
Chandra steht im segensreichen 5. Haus in Steinbock im Zeichen seines Freundes Shani. Chandra im Zeichen Steinbock zeigt an, dass die Bevölkerung der EU zufrieden ist, wenn ihre Sicherheit gewährleistet ist und sie ihrer geregelten Alltagstätigkeit nachgehen kann. Chandras Stellung im 5. Haus bedeutet, dass die mundanastrologischen Themen des 5. Hauses für die Bevölkerung besonders wichtig sind; laut unsererTabelle sind das: Erziehungs- und Bildungswesen, Universitäten, Kinder, Geburtenrate, abhängige Kolonien, Unterhaltungsindustrie, Aktienmärkte, Kreativität des Landes. Da generell das 5. Haus auch gutes Karma und Gottes Segen beinhaltet heißt das auch, dass generelles Wohlergehen hier das Thema ist.
Chandra ist Herr des 11. Hauses. Maharishi Parashara zur Stellung des Herrn des 11. Hauses im 5. Haus: "Der Geborene hat glückliche Kinder, die wohlerzogen und tugendhaft sind und ist selbst religiös und glücklich". Diese Konstellation bedeutet, dass die Bevölkerung zuverlässig ihren Tätigkeiten nachgeht, um ein geregeltes Einkommen zu erzielen und sich ihre Wünsche zu erfüllen.
Untersuchen wir, in welcher Situation sich Chandra im 5. Haus befindet und wie die Angelegenheiten des 5. Hauses der Bevölkerung präsentiert werden. Diese Situation wird durch das Zusammenwirken von Guru, dem Karaka des 5. Hauses, mit Shani, dem Herrn des 5. Hauses, geprägt. Beide sind die von ihrer Zeichenstellung her ungünstigsten Grahas im Rashi-Chart.
Wie bereits erwähnt steht Guru im Zeichen Jungfrau im Zeichen des Todfeindes Budha in Haus 1. Aufgrund seiner ungünstigen Stellung präsentiert er ein minderwertiges Grundangebot für Erziehung und Bildung, Unterhaltung, Entfaltung von Kreativität usw., also eine Erziehung und Bildung, die nur isoliertes Faktenwissen vermittelt und die Menschen in das Berufsleben integriert, verblödende Unterhaltung über die Massenmedien, technokratisch reduzierte Kreativität usw. (ich sehe im Geiste Hermann Hesse zustimmend nicken, wenn ich sowas sage). Guru als Herr des 7. Hauses (andere Länder) und des 10. Hauses (globale Welt) bewirkt, dass die Geburtenrate vor allem durch Migration gefördert wird.
Was macht Shani, der Herr des 5. Hauses, aus diesem Angebot? Shani steht in Skorpion im Zeichen seines Todfeindes Mangal im 3. Haus. Er aspektiert von dort aus sein 5. Haus, was positiv zu bewerten wäre, stünde Shani nicht so ungünstig in seinem Tierkreiszeichen; hier bedeutet es nur, dass seine negative Wirkung sich intensiv im 5. Haus entfaltet. Für den Aspekt von Guru auf Haus 5 gilt das Gleiche,
Maharishi Parashara zur Stellung des Herrn von 5 in 3: "Der Geborene hat Zuneigung zu seinen Geschwistern, ist ein Klatschmaul, ein Geizhals und immer interessiert an seiner eigenen Arbeit". Im Endeffekt hat die ungünstige Kombination von Skorpion, Shani und drittem Haus, zusammen mit Karaka Guru in Jungfrau in Haus 1, auf Haus 5 und den Mond die Wirkung, dass die Bevölkerung (Chandra) auf zwanghafte Weise (Shani in Skorpion) unaufhörlich in Unruhe versetzt (Haus 3) und über die Medien und das Erziehungssystem auf die kleinen Dinge der Alltagsaktivität und des Arbeitslebens fixiert wird.
Im 11. Haus befindet sich der Upagraha Dhuma. Maharishi Parashara zur Stellung von Dhuma in Haus 11: "Der Geborene besitzt Reichtum, Korn und Gold, ist schön, kennt sich in den Künsten aus, ist bescheiden und kann gut singen". Dhuma wird in den Dashas von Chandra mitaktiviert und manifestiert positive Nebenwirkungen von Chandra.
Chandra hat eine neutrale Haltung gegenüber Guru und seinem Angebot, das er im 5. Haus präsentiert und steht in Steinbock im Zeichen seines Freundes Shani; die Bevölkerung ist daher in weiten Teilen recht zufrieden mit dem, was ihr an Bildung und Erziehung, Unterhaltung usw. angeboten bzw. aufgezwungen wird. Shani und insbesondere das Shani-Zeichen Steinbock stehen ja für Dienen und gewohnheitsmäßiges Verhalten. Die brutale restriktive Kontrolle, die Shani in Skorpion verkörpert, wird von der Bevölkerung garnicht als solche wahrgenommen. Kann sich ein Sklave so an seine Ketten gewöhnen, dass er sie garnicht mehr spürt und er einfach akzeptiert, dass das Leben eben so ist, wie es ist?
Über den Unterschied zwischen vedischer Erziehung und Beschäftigungs-orientierter Erziehung spricht Maharishi Mahesh Yogi in einem kurzen, sehr aufschlussreichen Video, das ich in meinem Youtube-Kanal "Jyotish und Veda" mit deutschen Untertiteln versehen habe.
Was die Gesamtstruktur und auch das 5. Haus anbetrifft, gibt es übrigens einige bemerkenswerte Übereinstimmungen zwischen dem Chart der EU und dem der Bundesrepublik Deutschland, das ich an anderer Stelle kurz analysiert hatte.
Shukra
Shukra ist im Zeichen Fische erhöht und damit der im Tierkreiszeichen am günstigsten platzierte Planet im Horoskop. Als Herr des 9. Hauses im 7. Haus bildet Shukra zudem einen Rajayoga, in den auch Aszendentenherr Budha mit einbezogen wird.
Maharishi Parashara zum Herrn des 9. und des 2. Hauses im 7. Haus:
Herr von 9 in 7: "Der Geborene erfährt Glück nach der Hochzeit, ist tugendhaft und berühmt".
Herr von 2 in 7: "Der Geborene wird den Frauen anderer verfallen, wird Arzt sein, und (falls Konjunktion mit oder Aspekt von Übeltäter) erhält eine Frau von zweifelhaftem Charakter".
Das 7. Haus steht für Partnerbeziehungen, das 2. Haus u. a. für das Zusammensein mit dem Partner. Diese starke Fixierung auf Partnerschaft führt zu der Formulierung "wird den Frauen anderer verfallen"; dass das 2. und das 7. Haus Maraka-Bhavas (Todeshäuser) sind und zueinander im 6. und 8. Haus stehen dürfte mit dazu beigetragen haben, das kritisch zu sehen ("Frauen anderer verfallen"). Die Bedingung "Konjunktion mit Übeltäter" ist erfüllt, da Shukra mit Surya zusammen im 7. Haus steht. Parasharas Aussagen zu Herr von 2 in 7 kann man so interpretieren, dass die EU sich in ihren Auslandsbeziehungen in Abhängigkeit ("verfallen") mit Nationen begibt, deren Charakter zweifelhaft ist. Der Aspekt der Abhängigkeit wurde ja auch zuvor schon durch die Stellung des Karakas und des Herrn des 1. Hauses im 7. Haus hervorgehoben und wird hier nocheinmal bekräftigt. Der zweifelhafte Charakter der Partner wird durch die ungünstige Stellung des Herrn des 7. Hauses, Guru, bestätigt. Wer diese Nationen "von zweifelhaftem Charakter" sind, denen die EU "verfallen" ist und denen sie hingebungsvoll dient (Shukra erhöht in Fische), überlasse ich dem Urteil des Lesers.
Die Aussagen zu Herr von 9 in 7 sind ausschließlich positiv, was bei einer Rajayoga-Konstellation verständlich ist. Der mit dem Rajayoga verbundene Erfolg, der gute diplomatische Beziehungen verspricht, wird durch die Erhöhung von Shukra bestätigt, aber lädiert durch die recht starke Verbrennung von Shukra, die Konjunktion mit dem schwachen Surya und dem ungünstigen Aspekt von Guru. Auch ändert die Erhöhung von Shukra nichts daran, dass Shukra von dem sehr ungünstig gestellten Guru beherrscht wird. Shukra muss also seine positiven Auswirkungen in den Dienst von Guru stellen, dessen Auswirkungen negativ sind - Shukra ist gleichsam ein tugendhafter und tüchtiger Untergebener, der den Anweisungen eines üblen Herrschers folgen muss; auch das mindert Shukras grundsätzlich positives Wirken.
Vom Alter her ist Shukra "alt" und Guru "tot" (bzw. dem Tode nah), was die Kraft der Auswirkungen dieser beiden Grahas (in unterschiedlichem Grade) mindert (BPHS 45.3-4).
Mangal
Mangal steht im segensreichen 9. Haus im Zeichen Stier im Zeichen seines Freundes Shukra.
Mundanastrologische Zuordnungen des 9. Hauses: Gesetzwesen, Religion, Philosophie, Ethik, Gedeihen des Staates, Sinn für Werte, die der Staat verkörpert. Tempel, Moscheen usw.
Das Erd- und Venus-Zeichen Stier prägt das 9. Haus mit seiner mentalen Ausrichtung; deren 5 Hauptmermale sind: Ruhiger Genuss, Sinnenfreuden, Besitzstreben, Gemütlichkeit, materielle Bindungen. Diese Kombination manifestiert die Staatsphilosophie der EU als Besitzstreben und Hedonismus (Definition laut Wiktionary: Lehre, dass das Streben nach Genuss und Sinneslust die höchsten Werte des Lebens seien). Auch Guru, der Bhava-Karaka des 9. Hauses, bietet vom Erdzeichen Jungfrau aus das Streben nach Besitz und Wohlstand als materialistische Philosophie an, aufgrund seiner Stellung im Zeichen des Todfeindes die dunklen Seiten dieses Strebens; Shukra, der Herr des 9. Hauses, ist ein erhöhter Rajayoga-Karaka und betont eher den seelischen Genuss, der mit diesem Streben verbunden ist. Allerdings wird Shukra wiederum, wie bereits beschrieben, vom materialistischen Guru beherrscht.
Unter den drei äußeren Planeten Mangal, Guru und Shani manifestiert Mangal immer das Zuviel, Shani das Zuwenig und Guru das rechte Maß der Qualitäten eines Tierkreiszeichens; Mangal = Hitze, Shani = Kälte, Guru = Wohltemperiertheit usw. Mangal in Stier im 9. Haus steht somit für eine aggressive, übersteigerte Art von Besitzstreben und Hedonismus als Staatsphilosophie der EU - etwas gemäßigt durch den Einfluss von Shukra; dieser mäßigende Einfliuss wird wiederum reduziert durch Shukras Verbrennung. Der Aspekt von Shani auf das 9. Haus könnte Mangal disziplinieren und mäßigen, aber da Shani selbst von Mangal beherrscht und aspektiert wird, findet das nicht statt.
Maharishi Parashara zum Herrn des 3. und des 8. Hauses im 9. Haus:
Herr von 3 in 9: "Der Geborene erfährt keine Freude in Bezug auf seinen Vater. Wird sein Glück durch Frauen (Ehepartner) machen. Erfreut sich seiner Nachkommenschaft und anderer Genüsse". "Keine Freude in Bezug auf seinen Vater": das 9. Haus steht für den Vater; die Herrschaft über das ungünstige Mangal-Haus 3 stört die Beziehung zu ihm; das wird in diesem Fall verstärkt, weil Mangal als natürlicher Übeltäter das Haus schädigt, das er bewohnt. "Sein Glück durch Frauen (Ehepartner) machen": Haus 9 ist das Haus des Lebensglücks, das 3. Haus ist vom 9. Haus aus gerechnet das 7. (Ehepartner). Freude an diesem und jenem (Nachkommenschaft etc.) infolge des prinzipiell segensreichen 9. Hauses.
Herr von 8 in 9: "Der Geborene verrät seine Religion, wird Anhänger einer Irrlehre, bekommt eine üble Frau und stiehlt den Reichtum anderer". "Verrät seine Religion, wird Anhänger einer Irrlehre": weil das 8. Haus das 12. vom 9. Haus ist und das 12. Haus immer das nächstfolgende Haus unterminiert und korrumpiert. "Bekommt eine üble Frau und stiehlt den Reichtum anderer": Das 8. Haus steht in Opposition zu Haus 2, das für die Freuden des ehelichen Zusammenlebens steht und verneint diese damit. "Stiehlt den Reichtum anderer: das 8. Haus ist das 2. Haus vom 7. Haus aus und repräsentiert den rechtmäßigen Besitz anderer, an dem man sich nicht erfreuen (Haus 9) sollte.
Das von Mangal repräsentierte übermäßige Besitz- und Genusstreben geht auf Kosten anderer. Es könnte also sein, dass die Wirtschaftsbeziehungen der EU zu anderen Ländern, z. B. denen der 3. Welt, nicht ganz ausgewogen sind; dass Mangal im Zeichen des Freundes Shukra recht günstig steht, mildert die ungünstigen Aspekte davon etwas. Mangal ist "alt"; ein altes Raubtier wütet nicht mehr ganz so wild.
Wenn man aus der Stellung von Mangal Rückschlüsse auf die militärische Macht der EU ziehen will, so geben die Stellung von Mangal im Zeichen Stier und die Herrschaft von Shukra über Mangal, die Karaka und Bewohner des 7. Hauses ist, einen Hinweis darauf, dass die EU lieber profitträchtige Wirtschaftskriege führt und sich, was Verteidigung und militärische Präsenz anbetrifft, vor allem auf (einen) Bündnispartner (Haus 7) verlässt. Eine solche Abhängigkeit bringt im Konfliktfall zweifellos große Nachteile mit sich.
Rahu und Ketu
Rahu steht im Zeichen des Neutralen (Shukra) im 2. Haus. Als körperloser Graha manifestiert Rahu in seinen Dashas (Mahadasha, Antardasha usw.) die Ergebnisse seines Herrn Shukra und Shukra ist der wohltätigste Graha im Rashi-Chart. Rahu steht für ein unbewusstes, aber nicht hemmungsloses Streben nach Wohlstand durch Handelsbeziehungen (Waage).
Ketu steht in Haus 8 im Zeichen seines besten Freundes Mangal. Ketu gilt generell als höhere Oktave von Mangal und ähnelt diesem in seinem Verhalten. In seinen Dashas vermittelt er auf recht positive Weise die Ergebnisse, die Mangal hervorbringt, also Lebensfreude durch Erwerb von Besitz und die Erfahrung von Sinnesfreuden. Mundanastrologisch repräsentiert er Investitionen (Haus 8), die profitabel sind - insbesondere Investitionen in fortschrittliche Technologien, die eine Spezialität von Ketu sind.
Shani
Shani wurde bisher nur als Herr und Aspektator des 5. Hauses in seiner Funktion vorgestellt, das System der Erziehung und Bildung der EU zu ruinieren.
Shani steht als natürlicher Übeltäter-Planet recht günstig in einem verbessernden Haus (Haus 3), weil sich dort seine negativen Auswirkungen im Laufe der Zeit mildern. Er steht nichtdestoweniger im Zeichen des Todfeindes Mangal ungünstig und wird auch noch von diesem gequält (aspektiert) und steht in dessen Haus, da Mangal der Bhava-Karaka des 3. Hauses ist. Laut Parasha ist das Zeichen Skorpion ohnehin eines der feindseligen Zeichen für Shani.
Shani steht als Herr des 5. und des 6. Hauses im 3. Haus. Maharishi Parashara dazu:
Herr von 5 in 3: "Der Geborene hat Zuneigung zu seinen Geschwistern, ist ein Klatschmaul, ein Geizhals und immer interessiert an seiner eigenen Arbeit.
Herr von 6 in 3: "Der Geborene Ist zornig, ohne Mut, allen Mitgeborenen (Geschwistern) feindlich gesonnen und hat ungehorsame Diener."
"Zuneigung zu seinen Geschwistern" und "allen Mitgeborenen (Geschwistern) feindlich gesonnen" hebt sich gegenseitig auf.
In der Zusammenschau dieser Konstellationen steht Shani für eine bedrohliche, destruktive (Skorpion) und zwanghafte (Shani im Zeichen des Todfeindes) Art und Weise, unablässig aktiv zu sein und alle Konkurrenten überteffen zu müssen (Haus 3), um kreativ und produktiv zu sein (Shani Herr von Haus 5) sowie Schwierigkeiten zu überwinden und Krisen zu meistern (Shani Herr von Haus 6), was aufgrund der ungünstigen Stellung von Shani aber misslingt.
Wirklich interessant wird es, wenn man mit in Betracht zieht, dass Shani im Chart der EU der Atmakaraka (AK) ist, der Repräsentant des Selbst, der die zentrale Bestimmung der Existenz eines Geborenen anzeigt.
Parashara sagt in Kapitel 32 der BPHS: "So, wie ein Minister nicht gegen den König handeln kann, so können die anderen Karakas, als da sind Putrakaraka, Amatyakaraka usw., sich in Bezug auf die Angelegenheiten des Geborenen nicht gegen den Atmakaraka durchsetzen. Wenn der Atmakaraka dagegen ist, können die anderen Karakas nicht ihre segensreichen Auswirkungen richtig entfalten. Ebenso können sich andere Karakas, wenn der Atmakaraka förderlich ist, nicht mit ihren negativen Einflüssen durchsetzen".
Ein schlecht positionierter Shani überbringt vor allem die Strafe für begangenes Unrecht der Vergangenheit. Wenn ein so ungünstig gestellter Graha der mächtige Atmakaraka ist, könnte man meinen, dass die EU aus der primären kosmischen Absicht (sankalpa) entstanden ist, die europäischen Staaten für die Untaten büßen zu lassen, die sie über mehrere Jahrhunderte hinweg als Kolonialmächte weltweit begangen haben.
Im 5. und im 6. Haus befinden sich in den Zeichen von Shani insgesamt drei Upagrahas, die in den Dashas von Shani dessen Nebenwirkungen hervorbringen. Maharishi Parashara sagt zu den Positionen dieser Upagrahas in ihren Häusern:
Chapa in Haus 5: "Der Geborene ist strahlend, vorausschauend, fromm, leutselig und sein Wohlstand nimmt durch alle seine Unternehmungen zu".
Upaketu in Haus 6: "Der Geborene bringt seinen Verwandten mütterlicherseits Unglück, siegt über seine Feinde, hat viele Verwandte, ist tapfer, glanzvoll und tüchtig".
Pranapada in Haus 6: "Der Geborene wird von Verwandten und Feinden unterdrückt, ist gerissen, leidet unter Verdauungsstörungen, ist boshaft, kränklich, unmäßig und kurzlebig".
Guru
Guru fand bisher als Störfaktor in seiner Funktion als Herr und Aspektator des 7. Hauses sowie als Karaka und Aspektator des 5. und des 9. Hauses und als Bewohner des 1. Hauses Erwähnung. Augrund seiner Stellung im Zeichen des Todfeindes und seiner Einbindung in die Gesamtstruktur bringt der natürliche Wohltäter Guru an keiner Stelle des Rashi-Charts andere als unerfeuliche Auswirkungen hervor. Wie im Chart der Bundesrepublik Deutschland ist er auch im Chart der Europäischen Union de fecto ein Übeltäter.
Guru steht als Herr des 7. und des 10. Hauses im 1. Haus. Maharishi Parashara dazu:
Herr von 7 in 1: "Der Geborene geht zu Frauen anderer, ist ein übler Mensch, hinterlistig, ohne Mut und wird von Vata-Krankheiten gequält".
Herr von 10 in 1: "Der Geborene Ist gelehrt, berühmt, ein Dichter, leidet in seiner Kindheit unter Krankheiten, ist aber später glücklich und sein Reichtum nimmt Tag für Tag zu".
Aufgrund der Stellung von Guru im Zeichen des Todfeindes und seiner Feindschaft gegenüber dem Aszendenten, dem Herrn des Aszendenten und dem Mond werden die erstgenannten negativen Auswirkungen bekräftigt und die zweitgenannten postiven Auswirkungen zunichte gemacht bzw. in ihr Gegenteil verkehrt. Die negative Auswirkungen von Guru werden noch dadurch verstärkt, dass er selbst in einem der einflussreichen Eckhäuser steht, über zwei weitere Eckhäuser herrscht, über den Herrn und den Karaka des Aszendenten herrscht und sie aspektiert, Chandra aspektiert und Bhava-Karaka von 4 Häusern ist (2, 5, 9 und 11).
Im Zeichen Schütze im 4. Haus steht der Upagraha Vyatipata. Maharishi Parashara zu Vyatipata im 4. Haus: "Der Geborene steht sich gut mit seinen Verwandten, hat aber keine Söhne und Glücksgüter". Vyatipata wirkt sich also positiv auf das 4. Haus aus, aber negativ auf das 5. Haus; das 4. Haus ist vom 5. aus aus gesehen das 12. und verneint insofern das 5. Vyatipata wird in den Dashas von Guru mitaktiviert und bringt Nebenwirkungen von Guru hervor.
Fazit zum Rashi-Chart der EU
Bei Prominenten-Charts habe ich schon erlebt, dass meine kritische Haltung dem Geborenen gegenüber durch die Chartanalyse korrigiert wurde. Dem Showmaster Thomas Gottschalk gegenüber hatte ich z. B. das Vorurteil, dass er Freundlichkeit nur zur Schau trägt und in Wirklichkeit ein ganz zynischer, negativer Mensch ist. Die Analyse seines Charts aber zeigte mir, dass seine Freundlichkeit zwar ein wenig zwanghaft geprägt war (Verbindung mit den Häusern 6 und 8, daher vermutlich mein Vorurteil), sie aber zweifellos einen zentralen Aspekt seiner Persönlichkeit ausmacht.
Meine zugegebenermaßen schon zuvor kritische persönliche Haltung gegenüber der EU-Bürokratie wurde durch die Chartanalyse allerdings eher bestärkt als korrigiert. Was mir dabei auffiel war, wie wenig mich das berührt. Vielleicht fehlt es mir an Weitblick und Vorstellungsvermögen, aber ich kann durchaus nachvollziehen, dass man sich mit seinem Sportverein, seiner Stadt, seinem Bundesland oder seinem Land identifiziert und Loyalität ihnen gegenüber entwickelt, aber wer identifiziert sich mit der EU-Bürokratie und empfindet ihr gegenüber Loyalität? - wohl bestenfalls nur Politiker, EU-Mitarbeiter, Medienvertreter, ein paar Intellektuelle und Leute, die von finanziellen Zuwendungen der EU profitieren.
Man kann das bedauerlich finden, denn generell könnte man ja eine Union europäischer Länder für sehr wünschenswert halten, weil sie Frieden in Europa garantiert. Die starke und günstige Stellung von Shukra im Rashi-Chart der EU bestätigt das auch, aber spätestens der Jugoslawien-Krieg in den 1990er Jahren einschließlich der Bombardierung Serbiens haben gezeigt, dass auf die EU als Friedensgarant nicht wirklich Verlass ist. Die Abhängigkeit der EU von mächtigen anderen Nationen, die im Rashi-Chart deutlich zum Ausdruck kommt, ist dafür sicherlich ein ausschlaggebender Faktor.
Eine äußerst vage definierte Identität und Eigenaktivität, Abhängigkeit gegenüber anderen statt Souveränität, eine konzeptlose Staatsphilosophie, die über bürokratische und wirtschaftliche Bestrebungen hinaus keine Perspektiven entwickelt, ein ausschließlich Job-orientiertes System der Erziehung und Bildung und militärische Schwäche - das Rashi-Chart der EU weist nicht viele positive Tendenzen auf.
Jedes Mitgliedsland der EU hat seine eigene Kultur, seine eigene Sprache und eine langjährige eigene Geschichte. Um diese stark individualisierten Egos der Mitgliedsstaaten zu einer Einheit zu integrieren, müsste die EU eine starke Integrationskraft besitzen. Die Stellung des Karakas und des Herrn des Aszendenten, von Surya und Budha im Horoskop der EU, gibt ebenso wie andere Konstellationen keinen Hinweis auf eine solche zenrale Integrationkraft. Der Versuch, diesen Mangel an Integrationskraft durch eine Vielzahl ausgetüftelter Vorschriften und Gesetze zu kompensieren (der schwache Guru in Jungfrau), Gehorsam durch finanzielle Zuwendungen zu belohnen und Aufbegehren durch die Androhung des Entzugs dieser Zuwendungen zu bestrafen wird ebensowenig Einheit herstellen können wie die Strategie, die ausgeprägte Individualität der Einzelstaaten zu unterminieren, etwa durch exzessive Zuwanderung. Die EU ist nicht Europa; sie ist eine Organisation, die bestrebt ist, ihre stark individualisierten Mitgliedsstaaten zu integrieren oder zumindest zu harmonisieren - mit zu starkem Fokus auf Wirtschaft und nicht besonders erfolgreich.
Die Besinnung auf gemeinsame "europäische Werte" könnte sicherlich hilfreich sein, wirkliche Einheit herzustellen. Selbst wenn man annimmt, dass es solche Werte auch heute immer noch gibt: wenn man das 5. und das 9. Haus und die Stellung von Guru im Horoskop betrachtet, kann man im Rashi-Chart nicht viel von derartigen Werten entdecken - etwas aber schon: der in Fische erhöhte Rajayoga-Karaka Shukra, der als Herr des 9. Hauses im 7. Haus steht. Fische = Einheit, Shukra = Harmonisierung, 9. Haus = Werte. Der hedonistisch-materialistische Mangal im 9. Haus stört natürlich, auch der schwache Guru als Karaka des 9. Hauses und die Verbrennung von Shukra usw. Aber die Stellung von Shukra ist definitiv ein Lichtblick. Dass Shukra im 7. Haus steht, kann man allerdings als Hinweis darauf interpretieren, dass die Werte, die Shukra vermittelt, eher importierte als eigene Werte sind.
Betrachten wir einmal das Navamsha-Chart der EU, um zu sehen, welche langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten der EU es aufzeigt.
Das Navamsha-Chart
Das erste Haus im Rashi zeigt das Ich an und wie der Geborene handelt und der Welt gegenübertritt. Das polar-gegenüberliegende 7. Haus zeigt an, wie umgekehrt die Welt – in vielen Fällen durch die Ehefrau verkörpert – dem Geborenen gegenübertritt und ihm gegenüber handelt. Daher ist das 7. Haus das Haus des zurückfließenden Karmas, die reactio zur actio des Geborenen. Das Navamsha-Chart ist ein Spezialchart, das einen verfeinerten Blick auf die Struktur und Dynamik des 7. Hauses erlaubt und zeigt zudem die Entwicklungstendenz des Geborenen an, die in späteren Lebensphasen immer mehr seine Persönlichkeit und sein Handeln prägt.
Das 1. Haus im Navamsha-Chart steht für die Haltung des Geborenen gegenüber diesem zurückfließenden Karma, das 7. Haus im Navamsha-Chart offenbart dann die wichtigsten Details zu dem, was ihm widerfährt.
Surya, der Karaka des 1. Hauses, steht im Fall im Zeichen Waage im 5. Haus und ist Herr des 3. Hauses. Dies zeigt vollständige Abhängigkeit statt Souveränität und und eine nicht mehr erkennbare Identität an. Den wechselseitigen Zeichentausch mit Shukra, die Surya beherrscht und umgekehrt von Surya beherrscht wird, kann man so interpretieren, dass gerade die vollkommene Abhängigkeit die Identität definiert. Shukra im 3. Haus als Herr des 5. und des 12. Hauses steht für unablässiges Bemühen (Haus 3), produktiv zu sein (Herr von Haus 5) und mit Schulden, Verlusten und drohendem Niedergang (Herr von Haus 12) umzugehen. Die eigene Identität bzw. Nicht-Identität ist davon geprägt, dieses Bemühen aufrechtzuerhalten (Surya Herr von Haus 3).
Budha, auch hier wieder der Herr des 1. Hauses, steht im Zeichen seines Feindes Mangal im 6. Haus, dem Haus der Probleme und Konflikte, dessen Bhava-Karaka ebenfalls Mangal ist. Die Stellung von Mangal im 11. Haus zeigt an, dass es dabei um finanzielle Probleme und Konflikte mit Bündnispartnern geht – Haus 11: Einkommen, Freunde und ältere Geschwister (der große Bruder, big brother).
Die Entfaltung der eigenen Identität und Aktivität (Haus 1) gestalten sich im Navamsha-Chart noch schwieriger als im Rashi-Chart.
Chandra, der die Bevölkerung verkörpert, steht einflussreich im 10. Haus im Zeichen seines Freundes Guru und ist bestrebt für das 2. Haus (Besitz, Angehörige) zu sorgen. Guru, der über Chandra herrscht, ist allerdings kein guter und hilfreicher Freund, da er im Fall im 8. Haus steht und mit einer kaum zu bewältigenden Krise konfrontiert ist. Chandra tut sein Bestes, um in dieser Krise für das Seine und die Seinigen zu sorgen (Herr von Haus 2).
Das 7. Haus, das im Navamsha-Chart im Zentrum der Betrachtung steht, wird von eben diesem Guru beherrscht, d. h. das Verhalten der Welt dem Geborenen gegenüber ist von der schweren Krise geprägt, die Guru verkörpert und die vornehmlich eine Krise der darbenden Wirtschaft ist (Guru in Erd- und Shani-Zeichen Steinbock). Der günstig-stehende Ketu im 7. Haus gibt den Hinweis auf überraschende und ungewöhnliche Bündnisse und Partnerschaften. Der schwache Rahu im 1. Haus zeigt Desintegration und innere Konflikte an, die in Anbetracht der denkbar schwachen Zentralgewalt (Surya im Fall) den Zusammenhalt der Staatengemeinschaft der EU in Frage stellt.
Shani, der Herr, Karaka und Bewohner des 8. Hauses steht sehr stark, was man so interpretieren kann, dass die Krise notwendig und langfristig für das Überleben förderlich ist.
Auch Mangal steht stark und günstig, auch wenn er kein Wohltäter für den Aszendenten ist. Er repräsentiert mächtige Verbündete.
Das Guna-Chart zeigt an, dass die Konfrontation von positiven und negativen Kräften sich im Navamsha-Chart gegenüber dem Rashi-Chart verschärft. Die Entwicklungstendenz, die das Navamsha-Chart anzeigt, steht ganz im Zeichen einer sich zuspitzenden Krise.
Dashas Werfen wir zum Abschluss noch einen kurzen Blick auf die Aktivierungsphasen der Planeten.
Zur Zeit (Mitte 2023) ist die EU in der Endphase der Shani Mahadasha. In Anbetracht der ungünstigen Stellung des Atmakaraka Shani im Rashi ist dies keine gute Zeit für die EU, egal ob die Medien das so vermitteln oder nicht. Die Shani-Mahadasha ist von destruktiven und restriktiven Maßnahmen geprägt (Shani in Skorpion im Zeichen des Todfeindes in Haus 3), die unmittelbar die Bevölkerung betroffen haben (Aspekt von Shani auf Chandra), auch wenn diese das mehrheitlich möglichst so nicht zur Kenntnis genommen hat (Chandra im Zeichen des Freundes Shani) und sich überzeugen ließ, dass das ihrem Schutz in Zeiten der Bedrohung (Shani in Skorpion) dient.
In der Budha-Mahadasha, die Mitte Juni 2027 beginnen wird, werden dann alle Aspekte der Stellung von Budha im Horoskop manifestiert, im Rashi-, Navamsha-Chart usw., und auch sämtliche Beziehungen des Aszendentenherrn Budha zu den anderen Grahas werden aktiviert, vornehmlich in den Unterphasen dieser anderen Grahas.
Alles, was wir über Budha gesagt hatten, tritt in der Budha-Mahadasha in den Vordergrund des Geschehens. Budha beherrscht die gesamte Szenerie. Der Natur von Budha entsprechend wird viel geredet, verhandelt, diskutiert und verlautbart werden - aufgrund der Stellung von Budha im 7. Haus immer unter der Regie von Mächten außerhalb der EU (die verkörpert Guru, der Herr des 7. Hauses) und aufgrund der schwachen Stellung des verbrannten Budha im Guru-Zeichen Fische und der sehr ungünstigen Stellung von Guru zumeist konzeptionslos und weder zum eigenen Nutzen (Haus 1) noch zum Nutzen der Welt (Haus 7); in den Unterphasen gut platzierter Grahas (z. B. Shukra) sieht das etwas weniger chaotisch aus, aber der Oberherr in dieser Zeit ist Budha.
Als förderlich ist zu bewerten, dass Budha sich zu Beginn seiner Mahadasha im eigenen Zeichen Zwillinge befindet, das im Rashi-Chart das 10. Haus beherrscht, denn Maharishi Parashara sagt: "Es ist daher äußerst wichtig, dass beides, die Stellung eines Planeten zur Zeit der Geburt und seine Stellung zur Zeit des Beginns der Dasha, mit einbezogen wird, um die Wirkungen einer Dasha richtig zu bewerten" (BPHS 48.8). Weltweite positive Entwicklungen (Haus 10) haben einen günstigen Einfluss auf die EU.
Interview mit Prof. Jeffrey Sachs zur Lage der Europäischen Union (EU)
Prof. Jeffrey Sachs ist ein namhafter US-amerikanischer Ökonom und Wirtschaftsberater. Durch seine Tätigkeit als Regierungsberater kennt er die Politiker und die Politik der EU aus erster Hand. Zudem ist er alles andere als ein "Wirtschafts-Fachidiot", sondern hat sich bemerkenswerte Einsichten in das weltpolitische Geschehen erarbeitet, die er sehr offen und auf unparteiische Weise teilt. Prof. Sachs ist international so anerkannt, dass selbst der deutsche Wikipedia-Artikel über ihn (Stand März 2024) darauf verzichtet, ihn wegen seiner 'unliebsam-kritischen' Analysen mit Etiketten wie "Verschwörungstheoretiker", "Querdenker", "Putin-Versteher" oder "Schwurbler" zu versehen ("Antisemit" passt auch nicht richtig, er ist amerikanischer Jude), sondern beschränkt sich darauf, ein paar abwertende Bemerkungen seiner Kritiker zu zitieren.
Ich habe Auszüge aus einem Youtube-Interview mit ihm vom 14.03.2024 übersetzt und kommentiere sie mit Blick auf die Konstellationen des Rashi-Charts der EU. In diesem Abschnitt kennzeichne ich meine Kommentare durch kursive Schrift. Der Link zu dem englischsprachigen Interview findet sich oben auf dieser Seite hier.
Inzwischen (Mai 2023) gibt es ein weiteres hochinteressantes Video zur gegenwärtigen Weltlage mit einem Interview des berühmten amerikanischen Journalisten Tucker Carlson, das er mit Prof. Jeffrey Sachs geführt hat. Das Video ist in Englisch, aber mit einer guten Übersetzung in deutschen Untertiteln. Hier der Link zu diesem Video. Wer das derzeitige Weltgeschehen astrologisch analysieren will, findet in diesem Video brauchbares Datenmaterial.
Ich halte die Sicht der Dinge von Prof. Sachs grundsätzlich für wahr und ausgewogen – aber, was für mich noch viel wichtiger ist: seine Analyse der Situation der EU ist mühelos und direkt mit dem Jyotish-Chart der EU in Einklang zu bringen. Ein mundanastrologisches Chart mit propagandistisch verzerrten Informationen über den Gegenstand der Untersuchung in Einklang bringen zu wollen muss gänzlich scheitern oder führt zu furchtbaren intellektuellen Verrenkungen, die weder der Realität des Gegenstands der Untersuchung noch dem entsprechenden Jyotish-Chart gerecht werden. Zugang zu Informationen zu haben, die einen unparteiischen und ausgewogenen Blick auf den Gegenstand der mundanastrologischen Untersuchung ermöglichen, ist ausgesprochen wichtig. Das macht die Aussagen von Prof. Sachs zur EU so wertvoll.
Prof. Sachs: "All dies bedeutet also, dass das Funktionieren eines Währungsraums sowohl eine Frage der grundlegenden Politik der Steuer- als auch der Währungspolitik ist, und Europa hat das meiste, was man braucht, um es zum Funktionieren zu bringen, aber es ist sehr abhängig von der Tatsache, dass Europa auch heute noch, unglaubliche 67 Jahre nach den Römischen Verträgen von 1957, intern nicht sehr gut miteinander auskommt, und das bedeutet, dass eine gemeinsame Währung mit vielen Herausforderungen verbunden ist."
Paul Buitink, der niederländische Interviewer: "Es gibt so viele interne Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten, natürlich sprachlich, kulturell, wirtschaftlich, aber auch in Bezug auf die Interessen. Ich würde sagen, die Tragödie oder das Schicksal Europas ist, dass wir vereint sein sollten, um tatsächlich ein effektiver globaler Akteur zu werden, um mit den USA, Russland, China und Indien zu konkurrieren, aber es scheint, dass wir zu gespalten sind, um dieser Akteur zu werden, und dass wir nie dazu in der Lage sind, das zu erreichen. Wie sehen Sie das?"
Prof. Sachs: "Nun, ich sehe es genau so, wie Sie es eben zusammengefasst haben. Es gab einmal eine Zeit, in der eine Nation ein großes, bedeutendes Gebilde war, denn natürlich hatten wir es vor 2000 Jahren oft mit Stadtstaaten zu tun. Dann kam das Römische Reich, das in der westlichen Welt einen Standard in der Geschichte gesetzt hat. Aber nach dem Fall des Römischen Reiches war Europa nie wieder in der Weise vereint, wie es das während der römischen Kaiserzeit war, und Europa kämpfte mehr als tausend Jahre lang auf Teufel komm raus gegeneinander, und für jemanden wie mich, der versucht, diese Geschichte zu würdigen, und der im Allgemeinen ein Europhiler ist und die verschiedenen Teile Europas sehr mag, scheint es mir einfach sehr blutrünstig zu sein.
Aber ich würde sagen, dass Europa im 17., 18. und 19. Jahrhundert für einen Großteil der modernen europäischen Geschichte die Welt war, sodass der Wettbewerb zwischen den europäischen Mächten auch ein Wettbewerb zwischen den Imperialmächten war. Der Wettbewerb zwischen den europäischen Mächten war also ein Wettbewerb zwischen den imperialen Mächten, der zu vielen Kriegen innerhalb Europas und zu vielen Kriegen in anderen Teilen der Welt zwischen den europäischen Mächten führte. Aber der springende Punkt ist, dass die Niederlande oder Dänemark oder sogar Frankreich oder Deutschland in der heutigen Welt nicht mehr groß genug sind, und zwar aufgrund des technologischen Wandels, der die wirtschaftlichen Maßstäbe überall vergrößert und aufgrund der Tatsache, dass wir global miteinander verbunden sind.
Es ist so, wie Sie sagen, Europa befindet sich jetzt unter einigen Giganten. Die Vereinigten Staaten haben eine relativ große Wirtschaft, die vergleichbar ist mit der EU-Wirtschaft, aber es ist ein Land [d. h. kein heterogener Verbund mehrerer Länder]. Und dann haben wir China, Indien, Russland.
Wenn Europa also unter 27 zänkischen Ländern aufgeteilt ist, hat es keine große Chance auf autonomes Handeln oder Sicherheit in einer Welt mit einigen wenigen Großmächten. Und diese Großmächte werden nicht verschwinden, und ihnen liegen die Interessen Europas nicht so sehr am Herzen, wie es Europa selbst am Herzen liegen sollte, und deshalb sollte sich Europa zusammenraufen und tatsächlich kooperieren, und dann würde es die Dinge viel besser verstehen, als es dies jetzt tut.
Es gibt viele Probleme der europäischen Zusammenarbeit, aber ich würde sagen, dass eines davon die traditionellen Feindschaften und Trennungen sind. Das zweite ist – ich werde den Ausdruck "altes Europa" und "neues Europa" in Bezug auf die EU-Mitgliedschaft nicht verwenden – aber es gibt große Unterschiede zwischen West- und Osteuropa unter der politischen, geographischen, kulturellen und wirtschaftlichen Perspektive."
Hier noch einmal das Rashi-Chart der EU in nord- und in südindischer Darstellung sowie die Zuordnung der Gunas:
Das Problem der EU, dass sie, u. a. infolge ihres fast ausschließlich wirtschaftlichen Fokus, große Schwierigkeiten hat, die ausgeprägten, historisch gewachsenen Unterschiede zwischen ihren Mitgliedsstaaten zu integrieren, hatten wir bereits im 'Fazit zum Rashi-Chart der EU' beschrieben. Hier noch einmal die Analyse der entsprechenden astrologischen Faktoren, die durch den Bezug zu den Aussagen von Prof. Sachs hier etwas konkreter und zugespitzter ausfällt als zuvor:
Der erhöhte Rajayoga-Karaka Shukra (Venus), als Herr des 9. Hauses im 7. Haus, steht zweifellos für einen sehr starken und erfolgversprechenden (Shukra erhöht und Rajayoga) Wunsch (Shukra) nach Integration und Vereinheitlichung (Shukra in Fische, dem Zeichen der Vereinheitlichung) – etwas lädiert dadurch, dass Shukra nur 5 Grad von der Sonne entfernt und somit deutlich 'verbrannt' ist; das verleiht dem Streben nach Einheit etwas Verkrampftes und Egoistisches, was noch dadurch verstärkt wird, dass sich in den beiden Zeichen von Shukra zwei Übeltäter aufhalten (Mangal in Stier und Rahu in Waage).
Ein zentraler Faktor für Vereinheitlichung ist in jedem Chart Surya (Sonne), der natürliche Herrscher der Grahas. Surya steht mittelmäßig stark, aber im 7. Haus, dem Haus der Abhängigkeit. Das macht die vereinheitlichende Kraft der EU abhängig von anderen Nationen oder Organisationen in der Welt (Haus 7). Surya ist Herr von Haus 12, dem Haus des Niedergangs, und muss sich daher mit Misserfolgen auseinandersetzen. Das 12. Haus repräsentiert auch auf eine problematische Weise die Fremde, das Ausland und ausländische Mächte. Surya ist somit insgesamt kein günstiger Faktor für Souveränität, Einheit und Integration und stört zudem durch die Verbrennung Shukra, den stärksten integrierenden Faktor im Rashi-Chart. Der Aspekt des schwachen Guru von Haus 1 aus hilft Surya nicht. Guru ungünstig im Zeichen des Todfeindes im Erd- und Kaufmanns-Zeichen (vaishya) Jungfrau repräsentiert im Rashi-Chart insgesamt bürokratisches Denken, kleinliches Feilschen und engstirnige Konzepte und wirkt desintegrierend statt integrierend.
Budha (Merkur) ist als Herr des 1. Hauses ein bedeutender Faktor für die konkrete Aktivität der Integration. Da Budha laut Parashara nur in den ersten 15 Graden des Zeichens Jungfrau erhöht ist (BPHS 3.52), ist er auch nur in den ersten 15 Graden von Fische im Fall. Bei 16 Grad Fische ist Budha daher nicht im Fall, steht aber dennoch im Zeichen seines Feindes Guru ungünstig und ist zudem 5 Grad von der Sonne entfernt deutlich verbrannt. Obwohl Budha mit Shukra zusammen einen Rajayoga bildet, ist Budha so alles andere als ein positiver Faktor für Integration.
Die mangelnde Integrationskraft der EU, die in dem Interview konstatiert wird, ist somit astrologisch deutlich angezeigt.
Prof. Sachs: "Ich habe mich mehr als 30 Jahre lang intensiv mit Osteuropa beschäftigt. Europa ist durch seine chronische Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten sehr geschwächt, und viele europäische Politiker sind im Grunde genommen gekaufte Agenten der Vereinigten Staaten, anstatt sich wirklich um die Interessen Europas zu kümmern, sodass die Vorstellung von Europa als Vasall der Vereinigten Staaten leider wahr ist. Ich sage das als Amerikaner, weil ich die amerikanische Außenpolitik größtenteils ziemlich abstoßend finde und sie Europa in schreckliche Probleme bringt.
Europa hat also keine kohärente Sicht auf die Vereinigten Staaten oder auf Russland oder auf China, und das ist eine Schande, weil es Europa ziemlich exponiert, ziemlich gespalten, ziemlich verwirrt und ohne effektive politische Führung zurücklässt.
Mir fällt im Moment kein einziger effektiver politischer Führer in Europa ein. Ich kenne all diese Leute schon seit Jahrzehnten und mir gefällt nicht, was ich sehe. Ich mag nicht, was sie sagen, ich mag nicht, wie sie miteinander umgehen, ich denke, sie haben die Ukraine völlig falsch eingeschätzt, ich denke, sie haben China völlig falsch eingeschätzt und ich denke, sie haben die Vereinigten Staaten völlig falsch eingeschätzt."
Abhängigkei und Vasallenstatus der EU haben vor allem damit zu tun, dass der Karaka (Surya) und der Herr (Budha) des 1. Hauses, die das Handeln der EU (Haus 1) entscheidend prägen und auch für die Führungskräfte der EU stehen, sich in schwacher Stellung im Haus der Abhängigkeit (Haus 7) befinden. Die mangelnde Analysefähigkeit ('keine kohärente Sicht') geht auf die schwache Stellung von Budha (Merkur) zurück.
Der Interviewer: "Aber wenn sie es so völlig falsch verstanden haben und wir zu dem Schluss kommen, dass es sich als sehr schwierig erwiesen hat, zwischen all diesen Mitgliedsstaaten wegen all der Unterschiede zusammenzuarbeiten, wäre es dann nicht klug, die europäische Strategie komplett zu überdenken und zu denken: 'Okay, lasst uns einfach zum Handel zurückkehren, das hat funktioniert, und lasst sie vielleicht alle souveräne, unabhängige Nationen sein, die sich auf Handel, Neutralität und Frieden konzentrieren, anstatt zu versuchen, diese Weltmacht zu sein' - das wäre vielleicht ein kluger Schritt."
Prof. Sachs: "Ich glaube nicht, dass das wirklich machbar ist, weil Europa auf diese Weise zersplittert bleibt. Die USA werden Europa für ihre eigenen Zwecke oder die von befreundeten Regierungen benutzen. Sie werden Regierungen stürzen, die ihnen nicht gefallen. Sie werden intervenieren. Russland wird Spielchen spielen. China wird Spielchen spielen. Erinnern Sie sich an China, das ich übrigens mag, ich bin ein Sinophiler, aber Sie wissen, dass China seine 16+1-Vereinbarung traf, in der Mittel- und Osteuropa sehr kooperativ mit China waren. Ich denke, aus europäischer Sicht war das ein großer Fehler – es sollte die EU mit China sein und nicht die Hälfte der EU mit China. Ich sage das nicht, weil ich gegen China bin, sondern weil ich dafür bin, dass Europa seine Füße auf dem Boden behält. Ich glaube nicht, dass wir in einer Welt leben, in der einzelne Nationen, selbst wenn sie durch ein Freihandelsabkommen oder einen gemeinsamen Markt verbunden sind, noch ausreichen."
Dass eine EU, deren Einheit nur auf Wirtschaft und der Organisation von Geld- und Warenströmen basiert, nicht erfolgreich sein kann, hatten wir im ersten Teil der Analyse des Rashi-Charts der EU bereits an mehreren Stellen konstatiert.
Prof. Sachs: "Ich denke, wir befinden uns in einer Welt der Regionen, und die Regionen sind im Wesentlichen China, aber über China hinaus könnte es eine nordostasiatische Region mit China, Japan und Korea werden, tatsächlich auf derselben Seite. ASEAN (Südostasien) wird eine Region sein, die arabische Region, die Afrikanische Union, die Vereinigten Staaten, die mit fast niemandem auskommen. Aber Europa braucht jetzt Einheit.
Was Europa fehlt, ist eine gewisse Führung, Denn es gab Zeiten während des Aufbaus der Gemeinschaft (EWG) und dann der Union (EU), in denen es meiner Meinung nach eine echte Führung und Kohärenz gab, aber im Moment ist das nicht der Fall. Die Führung ist schrecklich. Von der Leyen ist für Europa nutzlos, sie ist wirklich nur in den Händen des US-Außenministeriums oder vielleicht der NATO - vielleicht war es ihr höchstes Ziel, die NATO zu leiten, aber das ist erbärmlich, denn das ist nicht das, was Europa ausmacht. Und Schulz ist offensichtlich ein außerordentlich schwacher deutscher Kanzler. Macron? - nun, wenn Sie nicht mögen, was er heute sagt, warten Sie, was er morgen sagt, es wird etwas anderes sein."
Die EU braucht Einheit, liefert sie aber nicht - siehe die zuvor beschriebenen Konstellationen im 7. Haus. Das 1. Haus zeigt, wie der Geborene (in unserem Fall die EU) in die Welt hinein handelt. Das 7. Haus zeigt an, wie die Welt dem Geborenen gegenüber handelt und ist in besonders hohem Grade das Haus, in dem einem die Folgen des eigenen Handelns der Vergangenheit überbracht werden (Stichwort Karma). Das schwache, ungünstige 7. Haus der EU zeigt an, dass dies überwiegend negative Folgen sind, denen der Karaka und der Herr des 1. Hauses (Surya und Budha im 7. Haus) unmittelbar ausgeliefert sind. Auch wenn es unerfreulich ist, vor allem, wenn man sich an die Überzeugung gewöhnt hat, man sei 'das Reich des Guten': das kann man historisch durchaus als ausgleichende Gerechtigkeit ansehen. Viele Länder Europas haben über Jahrhunderte hinweg die Länder der Südhalbkugel unterdrückt, haben dort gemordet und geplündert, wie es ihnen gefiel. Das bleibt auf die Dauer nicht folgenlos. Imperien gehen letztlich an den Folgen der eigenen Übeltaten zugrunde, die sie begangen haben, um ihre Macht und ihren Reichtum zu etablieren und aufrechtzuerhalten.
Prof. Sachs: "Merkel war die Art von Führungspersönlichkeit, die in der Lage war, weltweit eine starke Führungspersönlichkeit zu sein, auf die man sich verlassen konnte, die man anrufen konnte, wenn es Probleme gab. Ich mochte Merkel sehr. Ich fand sie solide und beeindruckend. Ich mochte Helmut Kohl sehr, ich denke, er wusste, was er tat. Und es gab andere europäische Führer, die ich sehr bewunderte. Romano Prodi war sowohl als europäischer Präsident als auch als italienischer Ministerpräsident äußerst fähig und bedeutend, aber im Moment ist die Führung in Deutschland, Frankreich, Italien, den großen traditionellen Mächten der Europäischen Union, absolut unzureichend, wenn nicht sogar inkohärent, und steht außerdem so sehr unter der Fuchtel der Vereinigten Staaten, dass es wirklich schwer zu verstehen und vorstellbar ist.
Und was Polen betrifft, wo ich viel gearbeitet habe - ich war ihr wichtigster Wirtschaftsberater in den ersten Jahren der Transformation, ich habe Polen viel geholfen - diese tiefe Russophobie, die vielleicht verständlich ist, ist für Polens Zukunft nicht hilfreich noch gerade jetzt konstruktiv."
Der Interviewer: "Kommen wir nun zur Ukraine und zu der Frage, wie da die kohärente Strategie für Europa aussehen sollte."
Prof. Sachs: "Sehen Sie, der grundlegende Punkt ist klar: die Ukraine hätte eine Pufferzone zwischen Europa und Russland sein sollen. Eine Sicherheitszone zwischen der NATO und Russland. Würde dies das Ende der ukrainischen Souveränität bedeuten? - ganz im Gegenteil. Gegen Neutralität ist nichts einzuwenden, und die Neutralität hat für Schweden, Finnland, Österreich und die Schweiz gut funktioniert. Und der Grund, warum sie funktionierte war: Russland wollte eine Pufferzone, genauso wie der Westen eine Pufferzone wollte.
Und dann haben sich die Vereinigten Staaten in den Kopf gesetzt, dass wir die Ukraine für uns haben wollen und an Russlands Grenze sein wollen, Und viele Hitzköpfe in den Vereinigten Staaten wollten, dass Russland weiter zerfällt. Das Ende der Sowjetunion 1991 war nicht genug, jetzt sollte auch noch Russland zerfallen, und ganz ohne Zweifel gab es eine starke CIA-Komponente, die besagte: "Wir werden Russland einkreisen, wir werden Russland schwächen, wir werden einen Regimewechsel durchführen".
Es gibt jetzt viele verrückte Ideen in Washington. Europa hat das meiste davon verstanden, und als George W. Bush Jr. 2008 die NATO-Erweiterung um die Ukraine und Bukarest vorantrieb, sagten die europäischen Staats- und Regierungschefs in privatem Rahmen zu ihm: 'George, tu das nicht', und europäische und US-amerikanische Spitzendiplomaten wie unser derzeitiger CIA-Direktor William Burns, der 2008 US-Botschafter in Russland war, schrieben, dass Russland darauf reagierte und sagte: 'Das ist absolut eine rote Linie. Treiben Sie die NATO nicht noch weiter voran!'
Aber wissen Sie, die USA sind voller dummer Leute im Sicherheitsministerium, die arrogant sind und sagen 'Wir haben den Kalten Krieg gewonnen, wir können tun, was wir wollen, wir müssen auf niemanden hören, Wir müssen nicht auf Europas Führer hören, wir müssen nicht auf Putin hören, wir müssen auf niemanden hören. Die Ukraine wird Mitglied der NATO.' Das ist der Punkt, an dem wir uns befinden. Das ist so offensichtlich, dass sogar Jens Stoltenberg [der Generalsekretär der NATO] dies zugibt, er sagt es."
Die Aussagen von Prof. Sachs über die USA müsste man am Beispiel des Charts der USA nachvollziehen.
Prof. Sachs: " Aber die europäischen Führer lügen entweder oder sind dumm, wenn sie dies leugnen, denn sie sagen 'NATO? - nein, es geht doch nicht um die NATO'; aber Stoltenberg sagt, dass es ein Krieg um die NATO ist, und dann fehlt ihnen der gesunde Menschenverstand. Wenn es ein Krieg um die NATO ist, ist es dann wirklich richtig, dass wir an den Rand eines Atomkriegs gehen, um die Ukraine zu einem Teil der NATO zu machen, anstatt die Ukraine sicher und neutral zu machen?"
Das sind recht unverblümte Aussagen von Prof. Sachs, auch wenn er sie in einem neutralen und sachlichen Tonfall vorträgt; ich kann's nicht ändern. Lügen und/oder Dummheit der europäischen Führer und ihr Mangel an gesundem Menschenverstand entsprechen dem Zusammenwirken des schwachen Budha (Dummheit) und des schwachen Guru (Lügen) im 1. und 7. Haus der EU, mit Einbindung der ungünstigen Stellung von Surya, der mundanastrologisch Führungspersönlichkeiten repräsentiert.
Prof. Sachs: "Und ist es wirklich wahr, wie die Propaganda im Moment behauptet, dass man nicht sicher und neutral sein kann, weil Putin entweder Hitler oder Peter der Große ist, oder was auch immer für ein Unsinn von unserer Propaganda im Westen gerade verbreitet wird? Das ist blanker Unsinn. Wenn die Menschen die Geschichte von all dem verstehen, werden sie verstehen, dass die USA provoziert haben, provoziert haben, provoziert haben.
Die Europäer wussten es. Sie haben geschwiegen, weil sie Angst vor ihrem Overlord haben, den Vereinigten Staaten, ihrem Beschützer, ihrem nuklearen Schutzschild, was auch immer es ist, also sprechen sie nicht ehrlich. Aber inzwischen bin ich mir nicht sicher, ob die derzeitige Führungsriege diese Geschichte überhaupt versteht.
Wenn man sich ein wenig damit beschäftigt, ist es für mich nicht so schwer zu verstehen. Ich habe sie in den letzten 30 Jahren aus erster Hand erlebt, denn ich war Berater von Gorbatschow, ich war Berater von Jelzin, ich war Berater von Kutschma, dem zweiten Präsidenten der Unabhängigen Ukraine. Ich kenne diese Menschen, ich weiß, was passiert ist, ich weiß, was mir die europäischen Staats- und Regierungschefs im Laufe der Jahre gesagt haben.
All das ist also die Antwort auf die Frage nach einer neutralen Ukraine, und warum Macron oder Scholz oder irgendjemand glaubt, dass die NATO in der Ukraine entweder durchführbar oder sogar das Richtige wäre, wenn es durchführbar wäre, verwirrt mich absolut. Und Jens Stoltenberg, den ich kenne, seit er norwegischer Ministerpräsident war, wovon zum Teufel redet er, wenn Hunderttausende Ukrainer bereits tot sind und er sagt "Die Ukraine wird Teil der NATO sein!' Nun ja, Jens, nur über unsere toten Körper, komm schon. Das ist also, worum es dabei geht."
Der Interviewer: "Gestern habe ich Dick Berlijn interviewt, den ehemaligen Generalstabschef der niederländischen Armee zwischen 2005 und 2008, und er hat mir erklärt, er brachte das Argument, dass es notwendig ist, die Ukraine mit Waffen und allem zu versorgen. Er sagte: 'Schauen Sie, das Narrativ, dass Russland oder Putin sich gezwungen sahen, einzumarschieren, weil die NATO sich nach Osten ausdehnte - nein, es ist umgekehrt, denn die Menschen, insbesondere im Osten, erwarteten, dass Putin an einem bestimmten Zeitpunkt in Länder einmarschieren würde, und sie wollten Teil der NATO sein, um dieses Schicksal zu vermeiden. Und sie sehen, was passiert: er marschiert in Georgien ein, er marschiert in die Ukraine ein. Also war es sinnvoll, die NATO zu erweitern, um dem entgegenzuwirken."
Prof. Sachs: "Ich glaube nicht, dass Generäle viel mehr wissen, als wie man kämpft, aber das [was er da sagt] ist absolut nicht die [wahre] Geschichte, es ist absolut nicht die [wahre] Geschichte. Putin war vollkommen kooperativ mit Europa, aber dann haben die Vereinigten Staaten den Vertrag über die Abwehr ballistischer Raketen aufgegeben. Dann haben die Vereinigten Staaten übrigens 78 Tage lang Serbien, den Verbündeten Russlands, bombardiert, um Serbien zu zerschlagen. Dann sind die Vereinigten Staaten in den Irak einmarschiert. Dann haben die Vereinigten Staaten die NATO-Erweiterung in die Ukraine und nach Georgien gefordert. Dann haben die Vereinigten Staaten die CIA losgeschickt, um Baschar al-Assad [den Präsidenten Syriens] zu stürzen. Dann schickten die Vereinigten Staaten die NATO los, um Muammar al-Gaddafi zu stürzen. Dann platzierten die Vereinigten Staaten Aegis-Raketen in Rumänien und Polen.
Dann stürzten die Vereinigten Staaten [2014] die Regierung der Ukraine - ganz offensichtlich ein von den USA ausgeheckter Staatsstreich, wenn man das richtig versteht. Ich habe einiges davon aus nächster Nähe miterlebt: es war eine US-Operation. Die USA stürzen also die ukrainische Regierung, die USA bewaffnen die Ukraine. Dann gibt es die Minsker Vereinbarungen und jetzt haben wir von Merkel gehört: Deutschland, Frankreich, die Garanten von Minsk, blasen es ab, weil die Ukraine es nicht mag. Und es liegt alles an Russland? - Jetzt mal halblang: Vielleicht versteht Ihr General nichts von Politik, ich habe keine Ahnung, aber er versteht diese Geschichte überhaupt nicht oder er sagt nicht die Wahrheit."
Der Interviewer: "Und wie sieht es mit dem nächsten Schritt aus? Nehmen wir an, die Unterstützung für die Ukraine geht zurück, es werden nur noch wenige Waffen geliefert, und wir sehen schon, dass die Ukraine an der Front leidet. Russland hat viel mehr Feuerkraft als die Ukraine. Ich habe Medwedew [Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation] sagen hören, dass Russland durchaus nach Odessa oder sogar bis nach Kiew vordringen könnte. Wie weit wird Russland Ihrer Meinung nach gehen, was die Eroberung der Ukraine anbetrifft?"
Prof. Sachs: "Das hängt davon ab, was Europa und die Vereinigten Staaten wirklich tun. Wenn Europa und die Vereinigten Staaten und vor allem die USA - falls wir einen Präsidenten haben, der dazu in der Lage ist; ich bin mir da nicht sicher, das ist eine unserer Tragödien - aber wenn er tatsächlich zu Putin sagt: 'Lass uns uns hinsetzen und reden, lass uns herausfinden, wie wir Frieden schließen können', dann wird das Ergebnis wesentlich besser sein.
Wenn stattdessen die USA und Europa weiter eskalieren und Europa seine Truppen hineinschickt und all das andere Zeug, dann helfe uns Gott, wir wissen nicht, wo das enden wird ...
Wichtig ist nicht ein Waffenstillstand. Wichtig ist, mit der Idee zu beginnen, dass man einen Frieden auf dem Verhandlungsweg braucht. Und übrigens sind die europäischen Führer voller Vorurteile, wenn sie sagen: 'Nun ja, es wird verhandelt werden, aber jetzt müssen wir kämpfen.' Was heißt 'jetzt kämpfen', warum gibt es keinen ernsthaften Versuch, darüber zu diskutieren, wie das Ergebnis davon aussehen könnte? Ein Grund dafür ist, dass kein einziger Führer es wagt zu sagen - außer Orban [Ungarn]und Fico [Slowakei] - der es wagt, die Wahrheit zu sagen, dass die Ukraine nicht Teil der NATO sein wird und dass es eine schlechte Idee ist und wir das zugunsten eines vernünftigen Friedens zugeben sollten.
Das war die ganze Zeit die fehlende Idee, und ich weiß das. Ende 2021 bat ich das Weiße Haus: 'Reden Sie mit Putin, führen Sie nicht diesen Krieg. Er [Putin] hat es bereits vorgeschlagen: Frieden durch Neutralität [der Ukraine]'. Und dann sagte der oberste Beamte (senior official) des Weißen Hauses zu mir: 'Nein, nein, nein, nein. Die NATO muss eine offene Tür [für alle mitgliedswilligen Staaten] haben.' - Warum? Warum? Akzeptieren die USA eine 'offene Tür' für Mexiko und China, oder Mexiko und Russland, oder Kuba und Russland? - Nun, nein, wir hatten fast einen Atomkrieg deswegen [Kubakrise 1962].
Wir haben nicht nur seit über 200 Jahren eine 'Monroe-Doktrin', die besagt, dass man sich in ganz Amerika [Nord-, Mittel- und Südamerika] nicht einmischen darf, sondern dies wird auch von den amerikanischen Führern in der UN-Generalversammlung bekräftigt. Ich sitze dort und höre mir jeden September ihre Reden an, und die Monroe-Doktrin ist also keine historische Doktrin; Trump sagte, sie gelte auch heute. Kann nicht einmal ein einziger europäischer Führer ehrlich sein und sagen: 'Warum versuchen wir nicht, etwas von der anderen Seite zu verstehen, dass Russland die NATO wirklich nicht an seiner 2.100 Kilometer langen Grenze haben will, vor allem weil die Vereinigten Staaten süchtig nach Regimewechsel sind? Für mich macht das perfekt Sinn."
Der Interviewer: "Der erste Schritt ist also, ehrlich zu sein und die Tatsache zu akzeptieren, dass die Ukraine niemals der NATO beitreten sollte. Was wären dann die nächsten Schritte, um letztendlich einen dauerhaften Frieden zu erreichen?"
Prof. Sachs: "Nun, wenn wir das im Dezember 2021 gesagt hätten, hätte es keinen Krieg gegeben. Das war im Wesentlichen das, was Putin und Lawrow sagten: 'Neutralität [der Ukraine] und wir vermeiden jede Art von Konflikt'. Im März 2022 wurde das als Vereinbarung zwischen Russland und der Ukraine paraphiert. Schauen Sie sich die Bedingungen an, die kürzlich vom Wall Street Journal und anderen veröffentlicht wurden und die [damals] auf dem Tisch lagen. Und ich habe mit allen Verhandlungsführern gesprochen, die daran beteiligt waren - nicht auf der ukrainischen Seite, die reden nicht mit mir - aber mit den Vermittlern, den Russen, den Beobachtern von außen, die beteiligt waren. Ja, es gab eine Vereinbarung, und die Vereinbarung beinhaltete damals nicht einmal die Aufnahme von Donezk und Lugansk [in die Russische Föderation], sondern Neutralität.
Und außerdem gehört die Krim zu Russland, das waren die Bedingungen des Deals. Und es war ein hervorragender Deal, denn die Krim geht nicht an die Ukraine zurück, und jeder, der die Geschichte und den Irrsinn dessen kennt, was jeden Tag mit Budanow und Selinsky passiert, dass sie die Ukraine zurückerobern und Russland bis hin zum Schwarzen Meer in die Enge treiben werden, was sich anhört wie Lord Palmerston im Jahr 1856, wird wissen, dass sich Russland nicht zurückziehen wird, es sei denn, es kommt zu einem Atomkrieg.
Was wollen wir also? Nun, es gibt Leute in den Vereinigten Staaten, die einfach nur einen andauernden Krieg wollen. Absolut, das ist was sie wollen. 500.000 tote und verwundete Ukrainer machen ihnen nichts aus: 'Okay, es sind nicht wir, es sind nur unsere Waffen, es ist gut für die Industrie.'
Das ist also ein Teil dessen, was vor sich geht. Aber für Europa ist das miserabel und es eskaliert, und ich warte nur auf ein paar ehrliche Stimmen [aus Europa]. Ich kenne ein paar von ihnen und ich denke, Orban war der europäische Führer, der am richtigsten liegt, direkt, ehrlich und korrekt in Bezug auf all das. Und jetzt haben Sie Robert Fico nebenan in der Slowakei. Aber ansonsten haben Sie verrückte Hitzköpfe oder US-Vasallen, die jeden umbringen werden, wenn sie tatsächlich ausführen, was sie sagen.
Um also auf Ihren Punkt zurückzukommen: der erste Schritt ist zu sagen, wir müssen diesen Krieg beenden. Wir müssen den Krieg nicht auf dem Schlachtfeld beenden, wir müssen ihn durch Verhandlungen beenden.
Zweitens müssen wir uns selbst und Russland gegenüber ehrlich sein, worum es geht. Nun, wir können einfach Stoltenberg zitieren: es geht um die NATO-Erweiterung. Okay, es war eine schreckliche Idee, einige unserer dümmsten Führer aus dem rechten Spektrum in Amerika waren die Urheber davon. Also sollte Europa überlegen, ob sie wirklich wegen Victoria Nuland untergehen wollen. Wirklich? Das ist der zweite Schritt: etwas Ehrlichkeit.
Drittens: 'Okay Russland, wir wollen nicht, dass du die Grenzen anderer überschreitest, wir wollen Entmilitarisierung und Schutz. Wir sind nicht hinter dir oder einem Regimewechsel her, und du bist nicht hinter uns her und wir müssen jetzt mit den Spielchen aufhören.
Nun, wie wollen wir das machen? Wie wir das machen wollen, darüber müssen die USA und Russland reden. Das ist ein ernstes Problem. Ich weiß nicht, ob Biden körperlich in der Lage ist, das zu tun. Ich meine nicht ideologisch. Ich weiß nicht, ob er in einem geistigen Zustand ist, dies zu tun. Wir kennen die Situation in den Vereinigten Staaten im Moment nicht wirklich, was unsere eigene Führung anbetrifft.
Ich denke, dass Trump wahrscheinlich diese Entscheidung treffen würde, obwohl ich Trump nicht mit viel Sinn für Stabilität ausgestattet ansehe, aber ich glaube nicht, dass Trump den Krieg auf diese Weise fortsetzen würde. Also denke ich, dass er in dieser speziellen Frage im Grunde in diese Richtung gehen würde.
Aber was ich wirklich bevorzugt hätte, und was ich mit all meinen europäischen Freunden in der Führungsriege diskutiert habe: warum haben sich nicht ein paar europäische Führer zusammengesetzt und den Vereinigten Staaten erklärt: 'Wissen Sie, wir wollen nicht wegen der NATO-Erweiterung in der Ukraine untergehen. Das war keine gute Idee. Wir haben es versucht, wir haben seitens der Regierung geblufft, wir haben eine Regierung [die der Ukraine, 2014] gestürzt, wir haben Waffen geliefert, wir haben es sogar auf dem Schlachtfeld versucht - aber es ist ein gescheitertes Unternehmen. Wir müssen etwas anderes machen.'
Aber was wir nicht haben, ist diese Gruppe von europäischen Führern, die klar denkt, klar spricht, die ehrlich spricht, die die Geschichte kennt und die das zu einer Lösung bringen kann. Denn wenn die Vereinigten Staaten das nicht können, Europa könnte es."
Der Interviewer: "Ja, es ist fast so, als ob sie unter dem Stockholm-Syndrom in Europa leiden [das ist die seltsame Identifikation einer Geisel mit ihrem Geiselnehmer], denn auch Nordstream wurde wahrscheinlich von den USA in die Luft gesprengt oder natürlich mit deren Hilfe [Prof. Sachs stimmt dem zu], aber auch das wird einfach unter den Teppich gekehrt und wir reden nicht darüber, aber wir dulden alles, was aus den USA kommt. Es ist verrückt, wie wir [die Europäer] uns verhalten."
Prof. Sachs: "Europa ist der große Verlierer in dieser Sache. Es ist, nebenbei gesagt, interessant, dass es nicht die europäische Bevölkerung ist, die der Täuschung unterliegt, ebenso nicht die amerikanische Bevölkerung. Sie sind gegen all das. Aber Außenpolitik wird nicht auf demokratische Weise betrieben, wo die [regierenden] Leute tatsächlich auf sie [die Bevölkerung] hören.
Und wenn man sich die Zustimmungsraten der europäischen Staats- und Regierungschefs anschaut, mein Gott, es gibt nicht einen einzigen europäischen Staats- und Regierungschef, der beliebt ist, nicht einen einzigen. Die Bevölkerung ist also sehr unzufrieden, und das ist verständlich,
Aber es ist einfach wirklich seltsam, dass wir gerade jetzt, wo wir sie am meisten brauchen würden, einen solchen Mangel an Ehrlichkeit in Europa haben. Ich hoffe, ich hoffe, dass wir Von der Leyen nicht mehr haben werden, wenn ihre Amtszeit zu Ende ist, und dass jemand anderes sie ersetzen wird. Die Vorstellung, dass sie wieder ernannt werden könnte, nachdem sie Europa mehr Schaden zugefügt hat als irgend jemand sonst, ist ein Maßstab dafür, wie seltsam die Dinge sind."
Der niederländische Interviwer Paul Buitink: "Ja, und wir werden wahrscheinlich Mark Rutte, unseren derzeitigen Premierminister, als neuen Chef der NATO bekommen, aber wenn ich mir Ihr Gesicht anschaue, macht Sie das nicht besonders glücklich."
Prof. Sachs: "Ich würde es lieben, wenn ein Europäer Europa repräsentieren würde. Ja, ich mag Europa wirklich."
Dann wird die Zeit für das Interview knapp und es geht noch kurz um den Israel-Gaza-Konflikt. Aber das gehört dann nicht mehr direkt zu unserem Thema EU.
Soweit das Interview, das mir sehr gefallen hat. Der Interviewer hat das Interview intelligent und zurückhaltend geführt und Dr. Jeffrey Sachs fand ich einfach brilliant. Wenn man sich das Original-Video anschaut, ist es eine Freude zu sehen, wie entspannt, heiter und sachkundig Prof. Sachs seine Sicht der Dinge präsentiert. Man muss ja nicht mit allem übereinstimmen, was er sagt, aber es lohnt sich m. E. allemal, seinen Standpunkt kennenzulernen.
Was Jyotish anbetrifft, so finde ich, dass seine Sicht der Dinge auf die EU mit der Analyse des Jyotish-Charts der EU weit besser übereinstimmt, als dies bei den mehr mit Parteilichkeit und Propaganda aufbereiteten Informationen der Fall ist, die man in den meisten Medien vorfindet. Das ist m. E. für Studenten der Mundanastrologie ausgesprochen lehrreich.
Europäische Union (EU)
25.03.1957, 18:50:00 Uhr
Rom (12 O 29', 41 N 54')
Jahr - Monat lunar: Durmukha - Phalguna, Tithi: Krishna Dasami (Ch), Tagesherr: Ch, Nakshatra-Herr: Sy
Yoga: Shiva (Bu), Karana: Vishti (Sa), Stundenherr: Sk
Ayanamsha: 23°15'34.78"
GRAHA GR MI SEK RA ZREL STR L ALT PS DB NAKSHATRA NH NWERT P PZ PS A B16 B6
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Lagna 16 51' 35.12" 6 13 Hasta Ch 3 3 2
Surya - MK 11 33' 29.38" 12 Ntrl 10 ? alt 8 10 26 Uttarabhadra Sa Enem- 3 7 1 3 9.7 7.25
Chandra - PiK 9 28' 56.05" 10 Frnd 15 - alt 4 16 21 Uttarashadha Sy Frnd+ 4 12 15 5 15.3 9.46
Mangala - BK 11 40' 13.57" 2 Frnd 15 - alt 2 16 4 Rohini Ch Ntrl 1 1 20 4 15.4 5.84
Budha - AmK 16 39' 22.66" 12 Enem 7 + erw 0 0 26 Uttarabhadra Sa Enem 4 8 7 3 10.0 5.01
Guru (R) - GK 2 35' 15.40" 6 Enem- 5 - tot 2 20 12 Uttaraphalgu Sy Ntrl 2 10 1 4 7.4 8.08
Shukra - PK 6 29' 36.06" 12 ERHO 20 + alt 21 10 26 Uttarabhadra Sa Ntrl 1 5 10 4 17.6 7.11
Sani (R) - AK 21 02' 31.57" 8 Enem- 5 + jgd 2 6 18 Jyeshta Bu Ntrl 2 10 20 4 12.6 5.90
Rahu - DK 27 34' 06.47" 7 Ntrl 10 + tot 3 16 Vishaka Gu Ntrl 3 3 7 13.6
Ketu 27 34' 06.47" 1 Frnd+ 18 - tot 13 3 Krittika Sy Frnd+ 1 9 15 14.3
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Rashi-Chart, nord- und südindisch, berechnet mit Jagannatha Hora; rückläufige Planeten in Klammern. Zuordnung der Gunas.
Navamsha-Chart, nord- und südindisch, rückläufige Planeten in Klammern. Zuordnung der Gunas.