In diesem Artikel geht es thematisch um um die Europäische Union (EU), aber programmatisch auch hier wieder um die Demonstration der Methoden der mundanastrologischen Analyse. Es ist durchaus beabsichtigt, dass ich dabei einige konkrete Schlussfolgerungen dem Leser überlasse (oder der Leserin).
Anmerkung: Die Abkürzung BPHS steht immer für Maharishi Parasharas astrologisches Werk "Brihat Parashara Hora Shastra".
Bei einer astrologischen Analyse geht man notwendigerweise immer linear vor, man untersucht ein Detail nach dem anderen - sinnvollerweise mit den zentralen Faktoren des Charts beginnend: Aszendent, Aszendentenherr und Mond. Dabei ist es wichtig, immer jedes untersuchte Detail im Bewusstsein zu behalten und allmählich in eine Gesamtschau zu integrieren, die dann jedes Detail wiederum in einem anderen Licht erscheinen lässt. Wenn der Leser der Horoskopanalyse maximalen Nutzen daraus ziehen will, sollte er beim Lesen in seinem Bewusstsein ebenso vorgehen. Mehrmaliges Lesen der Analyse kann helfen, diese Fähigkeit zu entwickeln.
Hier ein Datenblatt mit Informationen zum Horoskop der Europäischen Union (EU) als Textdatei.
Der Zeitpunkt der Gründung der Europäischen Union (EU)
Das Chart ist erstellt für die Unterzeichnung der Römischen Verträge. Das begründet die Europäische Wirtschafts Gemeinschaft (EWG), an der 6 Staaten beteiligt waren: Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, die Niederlande und die Bundesrepublik Deutschland. Die Bezeichnung Europäische Union (EU) wurde nach dem Beitritt weiterer Staaten eingeführt. Alternative "Geburtsdaten" der EU sind also durchaus ein Thema. Es kursiert auch die Geburtszeit 18:30 MEZ. Die Zeit 18:50 ist bei astro.com zu finden. Die Zeit wird dort als zuverlässig (RR A) eingestuft und bei der Quellenangabe heißt es: "Source Notes: Rolf Liefeld quotes the french newspaper "Le Soir" de 26 March 1957, article "Les Six ont signé les traités de l’Euratom et du Marché commun": "A 18 h. 50 exactement, ce lundi ... M. Paul-Henri Spaak a signé, le premier, les traités instituant entre les six pays de la Petite Europe... pour annoncer au monde que «l’acte de naissance des États-Unis d’Europe»".
Indem ich dieses Chart akzeptiere, nehme ich den Standpunkt ein, dass die EWG sich zur EU erweitert hat und das Chart der EWG-Gründung daher für die EU maßgeblich ist. Den französischen Begriff "États-Unis d’Europe" kann man als "Vereinigte Staaten von Europa" übersetzen; das Wort "Wirtschaft" fehlt hier.
Hier der externe Link zu einem Wikipedia-Artikel zur Europäischen Union.
Haus 1 – Lagna Kanya, Aszendent Jungfrau
In einem Staatshoroskop repräsentiert das 1. Bhava die Nation als Ganzes, wie sie der Welt (7. Haus) gegenüber tritt und wie sie primär in die Welt hinein handelt. Es steht auch für die Verfassung, das Grundgesetz, auch wenn dies oft eher eine idealisierte Absichtserklärung auf der Ebene einer offiziellen Verlautbarung beinhaltet und nicht endgültig über das konkrete Handeln Auskunft gibt. Auch der Zustand des Staates bei seiner Gründung, seine Stärke oder Schwäche und das Gesundheitswesen sind Themen des 1. Hauses.
Das mit dem Aszendenten verbundene Rashi ist Kanya, ein Erdzeichen, d. h. materielle, wirtschaftliche Gesichtspunkte stehen für das Handeln und die Motivation des eigenen Handelns im Vordergrund. Dem Erdelement sind die Vaishyas – Händler und Kaufleute – als gesellschaftliche Gruppierung zugeordnet und als eines der 4 Haupt-Lebensziele ist dem Erdelement Artha, der Gewinn von Reichtum und Wohlstand, zugewiesen.
Maharishi Parashara beschreibt im 4. Kapitel seiner Brihat Parashara Hora Shastra (BPHS) das Rashi Kanya wie folgt: "Das Zeichen Jungfrau (Kanya) wohnt in Hügeln und ist tagsüber stark. Es steigt mit dem Kopf voran auf und hat eine mittlere Statur. Es ist ein zweibeiniges Zeichen und weilt im Süden. Es trägt Getreide und Feuer in Händen. Es gehört zur Gruppe der Händler (Vaishyas) und ist vielfarbig. Es ist mit Wirbelstürmen verbunden. Es ist eine Jungfrau und hat ein tamasisches Naturell. Sein Herrscher ist Merkur."
Anmerkung: Parasharas Aussage "ist mit Wirbelstürmen verbunden" ist schwer nachzuvollziehen. Ist die Übersetzung des Wortes prabhanjini korrekt? R. Santhanam, der Kommentator und Übersetzer meiner englischen Ausgabe der BPHS, hat in seinem Kommentar extra das Sanskritwort prabhanjini und seine englische Übersetzung "hurricane" angeführt, vermutlich weil ihm die Übersetzung selbst suspekt vorkam. Im Internet fand ich eine Stelle, die besagt, dass der Ausdruck "prabhanjan" in Sanskrit-Texten einen Wirbelsturm bezeichnet, an anderer Stelle aber ein Nervenleiden. "Ist anfällig für Nervenleiden" passt einiges besser zu meiner Einschätzung des dualen Zeichens Jungfrau, das von Merkur beherrscht wird, der für das Nervensystem steht.
Kanya ist ein anregbares, flexibles Zeichen, d. h. daher es ist von seiner Grund-Aktivität her weder dynamisch noch beharrend, sondern abwartend und beeinflussbar.
Das Geschlecht des Rashis ist weiblich. Weibliche Rashis – dies sind alle Zeichen mit geraden Zahlen – gelten im Jyotish als positiv und empfänglich, im Gegensatz zu den männlichen Zeichen, die mehr eine aggressive, fordernde Bewusstseinsdynamik verkörpern. Das ist aber nur eine sehr allgemeine Charakteristik.
Von den drei Gunas ist Kanya dem Tamas zugeordnet, was Dumpfheit, Unbewusstheit und materielle Überschattung betont. Das hat vermutlich damit zu tun, dass im Zeichen Jungfrau das Bewusstsein in seinem Zyklus der Aktivität am tiefsten in die Materie vorgedrungen ist.
Zur Einordnung der Kanya-Phase im Zyklus der Bewusstseinsdynamik der 12 Tierkreiszeichen: Nachdem das Bewusstsein seine Herrschaft über das gesamte Universum etabliert hat (Löwe), ist es nun die Aufgabe der Verwaltung, dafür zu sorgen, dass das Gesetz (dharma) jedes kleinste Detail der physischen Realität durchdringt, dort seine segensreiche Ordnung manifestiert und allem eine evolutionäre Richtung gibt. Im Bereich des Körpers, der dem Zeichen Jungfrau zugeordnet ist, wird die Nahrung in kleinste Bestandteile zerlegt und im gesamten Organismus verteilt. Der intelligente, vertandesbetonte Budha ist bestens dafür qualifiziert, das effektiv und präzise zu organisieren. Am Ende des Zeichens Jungfrau ist das Bewusstsein am tiefsten in die feinsten Details der Materie eingedrungen, um sie durchzustrukturieren. In dem vedischen Ausdruck für die absolute Wirklichkeit „anoraniyan mahatomahiyan“ – „Kleiner als das Kleinste, größer als das Größte“ steht Kanya für anoraniyan (und Mina dann für mahatomahiyan). Mehr zum Zyklus der 12 Rashis kann man in meinem Youtube-Video finden.
Im Chart eines Staatenverbundes wie die EU repräsentiert der Aszendent Jungfrau eine Verwaltung (Bürokratie), die jedes kleinste Detail des öffentlichen Lebens durchorganisiert. Wie förderlich oder schädlich das ist, wird vor allem vom Zusammenwirken des Bhavakarakas des 1. Hauses (Surya) mit dem Herrn des Aszendenten (Budha) bestimmt.
Der Lagnesha, der Herrscher des Aszendenten Jungfrau, ist also Budha, der Graha des Ordnens der Welt-Wahrnehmung durch Sprache, der den Intellekt (buddhi) repräsentiert.
Hier noch einmal einige grundlegende Informationen zum Aszendendenten Jungfrau, wie sie auf meiner Seite zu den Tierkreiszeichen unter "6. Kanya – Jungfrau – Verwaltung bis ins Detail organisieren" aufgeführt sind:
Das Tierkreiszeichen Jungfrau wird durch die Kombination der folgenden vier Eigenschaften bestimmt:
- Das Element ist Erde
- Die Aktivitätsform ist veränderlich
- Der Planet Budha (Merkur) ist Herr des Zeichens
- Das Symbol ist eine junge Frau
Der Handlungsimpuls des Geborenen ist geprägt von folgenden Eigenschaften: Organisation, Reinheit, Nüchternheit, Berechnung, Detailsinn.
Merkur ist hier erhöht und Venus steht im Fall. Merkur ist in seinem eigenen Zeichen Jungfrau zugleich auch erhöht, weil der sprachliche Ausdruck hier seine höchste Präzision erreicht, der Intellekt seine brillianteste Unterscheidungskraft verwirklicht und zudem die etwas flüchtige Merkur-Aktivität durch die Ausrichtung auf die materielle Ebene an Stabilität und Wirksamkeit gewinnt. Shukra (Venus) steht hier im Fall, weil die nüchterne, berechnende, auf stimmige Details fixierte Präzision der Jungfrau-Mentalität dem hingebungsvollen Fließen der Gefühle in Richtung Unendlichkeit und Ewigkeit (Venus erhöht in Fische) entgegengesetzt ist.
Zu den funktionalen Wohl- und Übeltätern für Aszendent Jungfrau sagt Maharishi Parashara: "Mars, Jupiter und Mond sind Übeltäter, während Merkur und Venus Wohltäter sind. Die Konjunktion von Venus und Merkur bringt einen Yoga hervor. Venus ist außerdem ein todbringender Planet (Maraka). Die Rolle von Surya hängt von seiner Verbindung [mit anderen Planeten] ab".
Der indische Jyotishi und Autor G. S. Kapoor zu Aszendent Jungfrau:
"Kanya wird von Budha, dem unbeständigen Planeten, beherrscht. Daher lieben Menschen mit Lagna Kanya rasche Veränderungen. Sie sind jedoch auch sehr gewissenhaft und sehr fähig, selbst mit ungünstigen Situationen fertig zu werden. Sie sind in ihrer Art schnell wie der raschwandelnde Budha. Sie sind in ihrer Vorgehensweise gründlich, methodisch und praktisch und besitzen eine gute Unterscheidungsfähigkeit. Es mangelt ihnen jedoch an Willenskraft.
Da Kanya ein Erd-Zeichen ist, haben die Geborenen den Wunsch, Geld anzusammeln und zu sparen. Sie haben einen gesunden, guten Instinkt für wirtschaftliche und kommerzielle Dinge und möchten so rasch wie möglich reich werden.
Erfolgversprechend sind Berufe wie Arzt, Buchprüfer, Rechnungsprüfer, Journalist, Lehrer, Handlungsreisender, Buchhalter, Rechtsanwalt, Statistiker usw.
Obwohl Kanya-Geborene eine wechselhafte Natur besitzen, ist ihr Eheleben nicht unglücklich. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß sie lange Zeit brauchen, um sich zu einer Ehe zu entschließen. Einige von ihnen bleiben daher lange Zeit Junggesellen, einige sogar ihr Leben lang.
Eine Frau mit Lagna Kanya sieht ihre Ehe als eine vertraglich festgelegte Form der Partnerschaft an. Sie findet nicht sehr viel Gefallen am Sexleben und wünscht sich, daß ihr Ehemann in dieser Hinsicht nicht sehr fordernd auftritt. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass zwar Ehemänner mit Lagna Kanya in ihrem Familienleben nicht übermäßig dominierend sein wollen oder ihre Frau viel kritisieren, Frauen mit diesem Aszendenten jedoch ihren Ehepartner oft kritisieren - zuweilen in einem Ausmaß, daß sie nicht nur sehr diskussionsfreudig, sondern regelrecht streitsüchtig oder zänkisch sind. Dies geschieht natürlich vor allem dann, wenn der Lagna von Shani, Mangal, Rahu oder Ketu ungünstig beeinflusst wird."
Was Kapoor hier als persönliche Eigenschaften und Handlungsweisen eines Menschen beschreibt, muss bei einem Staatshoroskop natürlich entsprechend uminterpretiert werden – hilfreich dafür sind die Tabellen auf meiner Seite über Mundanastrologie unter "Spezielle Deutung der Grahas und Bhavas im mundanstrologischen Chart".
Die hier dem Lagna Kanya und dem 1. Haus zugeordnete Grunddynamik kann stark variiert werden, wenn man das Zusammenwirken des Karaka und des Herrn des 1. Hauses einbezieht.
Surya, der Karaka des 1. Hauses
Karaka bedeutet Macher oder Organisator. Der Bhava-Karaka eines Hauses hat die Aufgabe, die Voraussetzungen für das Haus zu schaffen, aus denen der Herr des Hauses dann etwas macht. Der Karaka des 1. Hauses ist in jedem Chart Surya. In unserem Fall befindet Surya sich in Bhava 7 im Rashi Mina (Fische).
In einem Staatshoroskop steht Surya für die Regierung, das Staatsoberhaupt, die herrschende Gruppierung oder Partei, die Beamtenschaft, Armeeführer und Richter. Da Surya der Bhava-Karaka des 1. Hauses ist, repräsentiert er auch das Gesundheitswesen und die Pharmaindustrie.
Wenn Surya als der Graha, der das 1. Haus als Bhava-Karaka aufbaut, sich im 7. Haus befindet, zeigt das an, dass der Geborene seine eigene Identität (Surya) über seine Beziehung zu anderen (Haus 7) definiert. Auch wenn die Stellung eines Planeten in einem der einflussreichen Eckhäuser (Kendra) ihm Einfluss verleiht, steht Surya als Prinzip der Souveränität nicht günstig im Haus der Abhängigkeiten, das zudem ein Todeshaus ist.
Surya in Fische ist einerseits keine ungünstige Stellung, da Guru, der Herr des Zeichens Fische, und Surya natürliche Freunde sind. Bei Berücksichtigung der temporären Feindschaft zwischen Surya und Guru in diesem Rashi-Chart steht Surya hier insgesamt im Zeichen eines neutralen Planeten, d. h. mittelmäßig günstig. Die alle Konturen auflösende Dynamik des Wasserzeichens Fische passt andererseits nicht besonders gut zur feurigen Natur von Surya.
In der Zusammenschau von Surya in Fische im Zeichen des Neutralen im 7. Haus erkennt man einen undeutlich definierten Identitätskern, der sich zudem über andere definiert. Für einen Staatenbund bedeutet dies, dass die zentrale, einheitsstiftende Kraft (Surya) nicht stark ist.
Surya steht als Herr des 12. Hauses im 7. Haus. Maharishi Parashara sagt zu dieser Konstellation: "Der Geborene hat Ausgaben für seine Frau, aber keine Freude in der Ehe, besitzt weder Bildung und Wissen noch Stärke". Es ist verständlich, dass die Verbindung eines Todeshauses (7) mit dem Problemhaus der Schulden, der Verluste und des Niedergangs (12) negativ bewertet wird.
Im 7. Haus steht Surya in Konjunktion mit seinem Feind Budha und seinem Todfeind Shukra; letzterer ist auch der Bhava-Karaka des 7. Hauses. Diese Konjunktionen schwächen Suryas Position. Durch die Nähe zu Surya sind Budha und Shukra erheblich verbrannt; das verschlechtert ihre Haltung gegenüber Surya noch weiter. Verbrannten Grahas wird traditionell der Avastha (Zustand) "Kopa" zugeordnet; das bedeutet "zornig" (BPHS 45.9). Surya verkörpert das Ego und die Aktivität verbrannter Planeten ist von Egoismus geprägt. In einem Mundanhoroskop repräsentiert Surya die Regierung oder die Regierenden; je nach Stärke der Verbrennung kommt die Aktivität verbrannter Planeten eher der Regierung oder den Regierenden zugute als dem Gemeinwohl.
Surya erhält einen vollen Aspekt von Guru, der Surya neutral gegenübersteht und auch der Herr des 7. Hauses ist. Von diesem Aspekt des natürlichen Wohltäter-Planeten Guru kann Surya jedoch nicht profitieren, da Guru selbst sehr ungünstig im Zeichen des Todfeindes steht; zudem ist Guru infolge der Herrschaft über zwei Kendras in diesem Chart kein Wohltäter mehr (BPHS 34.2). Der Rajayoga, den Guru und Budha durch ihren Zeichentausch und ihren wechselseitigen Aspekt bilden, nützt zwar Guru und Budha und auch dem 1. und 7. Haus, aber nicht Surya.
Surya ist vom Alter her "alt"; dieser Avastha (Zustand) mindert die Stärke eines Grahas.
Surya schafft insgesamt als Karaka des 1. Hauses wenig günstige Voraussetzungen für das Gedeihen des 1. Hauses. Um die Surya weiter oben zuegeordneten mundanastrologischen Angelegenheiten - Regierung, Staatsoberhaupt, herrschende Gruppierung oder Partei, Beamtenschaft, Armeeführer, Richter und Gesundheitswesen - ist es nicht gut bestellt. Das Wort Union beinhaltet ein vereinheitlichendes Prinzip, das im Jyotish primär von Surya repräsentiert wird. Die vereinheitlichende Kraft von Surya ist in diesem Rashi-Chart schwach und jederzeit abhängig von und störanfällig gegenüber äußeren Einflüssen.
Als Nächstes ist zu untersuchen, was der Herr des 1. Hauses aus den von Surya präsentierten ungünstigen Voraussetzungen macht.
Budha, der Herr des 1. Hauses
Budha steht hier im Zeichen Fische nicht im Fall, denn da er im Rashi-Chart nur in den ersten 15 Graden des Zeichens Jungfrau erhöht ist, steht er auch nur in den ersten 15 Graden des Zeichens Fische im Fall (BPHS 3.52). Allerdings steht Budha in Fische grundsätzlich in einem feindseligen Zeichen (BPHS 50.30), d. h. nicht günstig - das hätte Parashara übrigens nicht erwähnt, wenn Budha im gesamten Zeichen Fische im Fall stünde. Die Begrenzungen auflösende und alle Unterschiede vergessende Bewusstseinsdynamik des Zeichens Fische passt nicht gut zu Budha, der immer voneinander getrennte Einzeldetails kombinieren will.
Konkret steht Aszendentenherrscher Budha dann im Chart der EU im Zeichen seines Feindes Guru. Budha ist somit nicht gut befähigt, als Herr des Aszendenten Jungfrau die Verwaltung der EU nach praktischen Gesichtspunkten zu organisieren, da er sich in vagen Träumereien von Expansion (Fische) verliert, statt präzise, vernünftig und mit Augenmaß in Einklang mit den konkreten Realitäten vorzugehen.
Ebenso wie Surya, der Bhava-Karaka des 1. Hauses, bewohnt auch Budha, der Herr des 1. Hauses, Haus 7. Das bedeutet, dass auch die ureigene Aktivität der EU sich in Anpassung an die Beziehungen zu anderen vollzieht, also eher reaktiv als aktiv ist. Da sowohl Jungfrau als auch Fische anregbare Zeichen sind, wird das zu einem markanten Merkmal des Geborenen.
Maharishi Parashara zum Herrn des 1. und des 10. Hauses im 7. Haus:
Herr von 1 in 7: "Wenn der Herr des ersten Hauses ein Übeltäter ist: Der Geborene hat eine Frau, die nicht lange lebt. Wenn er ein Wohltäter ist: Der Geborene wird ziellos umherwandern, Armut erleben, niedergeschlagen sein oder aber er wird ein König sein". Durch die Konjunktion mit dem natürlichen Übeltäter Surya ist Budha ein Übeltäter, daher gilt die erste Variante. "Eine Frau, die nicht lange lebt" kann man mundanastrologisch als einen Hinweis auf instabile außenpolitische Beziehungen und Verträge auffassen.
Herr von 10 in 7: "Der Geborene erfährt Glück durch die Ehefrau, ist intelligent, tugendhaft, redegewandt, wahrheitsliebend und religiös". Hier wird hingegen Glück durch die Ehefrau angezeigt. Parashara sagt: "In dem Fall, wo ein Planet zwei Häuser besitzt, müssen die Ergebnisse unter Berücksichtigung beider Hausherrschaften geschlussfolgert werden. Falls auf diese Weise entgegengesetzte Auswirkungen angezeigt werden, werden die Ergebnisse annuliert, während Auswirkungen unterschiedlicher Art (alle) eintreten" (BPHS 24.145-146). Demzufolge sollte man die hier gemachten Aussagen bezüglich der Ehefrau ignorieren. "Erfährt Glück durch die Ehefrau, die aber nicht lange lebt" würde wenig Sinn machen, denn Glück könnte man das nicht nennen. Die Aussage "ist intelligent, tugendhaft, redegewandt, wahrheitsliebend und religiös" bleibt erhalten. Da es in diesem Fall um Budha geht, tritt "redegewandt" besonders hervor, auch das allerdings modifiziert durch die schwache Stellung von Budha im Zeichen Fische.
Budha ist als einziger Graha erwachsen und hat von daher seine volle Kraft.
Durch die Nähe zu Surya (nur 5 Grad Abstand) ist Budha stark verbrannt, was ihn, wie erwähnt, in einen zornigen Zustand versetzt und seine positiven Auswirkungen deutlich mindert.
Budha steht zusammen mit Surya und Shukra, die eine neutrale Haltung gegenüber Budha haben.
Budha bildet mit Shukra zusammen einen Rajayoga. Rajayogas sind "königliche", sehr segensreiche Erfolgskonstellationen. Rajayogas entstehen vor allem, wenn Herren und Bewohner eines der mächtigen Kendras (Eckhäuser) eine Verbindung mit den Herren und Bewohnern der segensreichen Trikonas (Trigonalhäuser) eingehen. Dadurch werden die mächtigen Kendra-Herren segensreicher und die segensreichen Trikona-Herren mächtiger. Der hier vorliegende Rajayoga wird veredelt durch die ausgezeichnete Stellung von Shukra im Zeichen der Erhöhung, aber lädiert durch die schwache Zeichenstellung von Budha und die erhebliche Verbrennung von Budha und Shukra. Lädierte Rajayogas bringen zwar Erfolg, für den aber ein Preis bezahlt werden muss - je lädierter der Rajayoga, umso höher der Preis.
Budha und Guru aspektieren sich gegenseitig und tauschen ihre Zeichen. Durch den Zeichentausch intensiviert sich ihre Beziehung und verbessert sich tendenziell auch etwas, aber sie sind dennoch verfeindet und stehen ungünstig in ihren Tierkreiszeichen. Dieser Aspekt und der Zeichentausch wirken sich nicht positiv aus.
Das 7. Haus, in dessen Dynamik der Karaka und der Herr des 1. Hauses als dessen Bewohner eingebettet sind, ist in einem engeren Sinn das Haus der Partnerschaft; in einer erweiterten Sichtweise zeigt das 7. Haus an, wie die Welt, das Universum, den Geborenen behandelt, auf ihn einwirkt und ihn dadurch prägt. Die Grunddynamik des 7. Hauses wird durch das Zusammenwirken von Shukra und Guru, des Bhava-Karakas und des Herrn des 7. Hauses, konstituiert. Der erhöhte Rajayoga-Karaka Shukra schafft immer wieder günstige Voraussetzungen für gute Partnerschaftsbeziehungen und positive Entwicklungen, die dann von Guru, der in Jungfrau ausgesprochen ungünstig im Zeichen des Todfeindes steht, nicht genutzt bzw. zunichtegemacht werden, weil Guru in seiner technologisch-bürokratischen und sich in Details verzettelnden Limitiertheit daraus keine Entwicklungsperspektive erschaffen kann - siehe dazu die später folgenden Abschnitte über Shukra und Guru.
Im 10. Haus in Zwillinge befindet sich noch der Upagraha (lichtloser Planet) Parivesha. Maharishi Parashara zu Parivesha in Haus 10: "Der Geborene hat künstlerisches Talent, genießt Sinnesfreuden, hat einen kräftigen Körper und ist sehr gelehrt". In den Dashas von Budha werden diese Eigenschaften als positive Nebenwirkungen von Budha hervorgebracht und tragen zum guten Ruf (Haus 10) der EU bei.
Zusammenwirken von Karaka und Herr des 1. Hauses
Die Grundstruktur des 1. Hauses wird durch das Zusammenwirken von Surya und Budha aufgebaut. In der Gesamtschau ist das Ergebnis dieses Zusammenwirkens nicht gut. Da Surya und insbesondere Budha ungünstig im Zeichen von Guru (Fische) im 7. Haus steht, der ein Übeltäter und Maraka für den Aszendenten Jungfrau ist, ein Feind des Aszendenherrn Budha und selbst im Zeichen des Todfeindes Budha steht, bleiben die Identität und die primäre Aktivität des Geborenen undefiniert, verschwommen, reaktiv bis passiv und alles andere als souverän, sondern fremdbestimmt (Haus 7).
Weitere Faktoren, die das 1. Haus beeinflussen
Die Präsenz von Guru im 1. Haus ist dort unerwünscht und schafft Störungen. Der Fremdeinfluss, den Guru als Herr des 7. und des 10. Hauses und Feind des Aszendenten im 1. Haus verkörpert, verfälscht die ohnehin kaum definierte Identität und Eigenaktivität des Geborenen. Guru steht immer auch für Expansion; in diesem Chart für Expansion, die wenig förderlich ist.
Von den Aspekten aus dem 7. auf das 1. Haus ist nur der von Shukra förderlich. Zu Shukra später mehr.
Im 1. Haus befindet sich noch der Upagraha (nicht-leuchtender Untergraha) Gulika. Zu dessen Stellung im 1. Haus sagt Maharishi Parashara: "Der Geborene wird von Krankheiten geplagt, ist lüstern, voller Sünde, heimtückisch, unmoralisch und sehr unglücklich". Gulika wird immer zusammen mit Budha, dem Herrn des 1. Hauses, aktiviert und manifestiert dessen Schattenseiten.
In der Datenübersicht oben kann man lesen: "Karana: Vishti". Karana steht für einen Aspekt der Zeitqualität im Moment der Geburt (siehe dazu Kapitel 85 der BPHS). Vishti ist dem Shani zugeordnet und kennzeichnet einen ausgesprochen ungünstigen Aspekt der Zeitqualität. Im 88. Kapitel der BPHS beschreibt Maharishi Parashara, welche speziellen Abhilfemaßnahmen (vedische Yagyas) durchzuführen sind, um die unheilvollen Auswirkungen abzuwenden, die bei einer Geburt unter Vishti zu befürchten sind . Solche Yagyas sind vermutlich bei der Gründung der EU nicht durchgeführt worden.
Chandra, der Mond
In einem Mundanhoroskop repräsentiert der Lagna den Staat (oder Staatenverbund) und die Tätigkeit der staatstragenden Personen oder Organisationen und Chandra steht für die Bevölkerung, die Bewohner des Staates, die öffentliche Meinung, die Menschen mit ihren Wünschen, Bedürfnissen, Emotionen, Erwartungen und Befürchtungen.
Chandra steht im segensreichen 5. Haus in Steinbock im Zeichen seines Freundes Shani. Chandra im Zeichen Steinbock zeigt an, dass die Bevölkerung der EU zufrieden ist, wenn ihre Sicherheit gewährleistet ist und sie ihrer geregelten Alltagstätigkeit nachgehen kann. Chandras Stellung im 5. Haus bedeutet, dass die mundanastrologischen Themen des 5. Hauses für die Bevölkerung besonders wichtig sind; laut unsererTabelle sind das: Erziehungs- und Bildungswesen, Universitäten, Kinder, Geburtenrate, abhängige Kolonien, Unterhaltungsindustrie, Aktienmärkte, Kreativität des Landes. Da generell das 5. Haus auch gutes Karma und Gottes Segen beinhaltet heißt das auch, dass generelles Wohlergehen hier das Thema ist.
Chandra ist Herr des 11. Hauses. Maharishi Parashara zur Stellung des Herrn des 11. Hauses im 5. Haus: "Der Geborene hat glückliche Kinder, die wohlerzogen und tugendhaft sind und ist selbst religiös und glücklich". Diese Konstellation bedeutet, dass die Bevölkerung zuverlässig ihren Tätigkeiten nachgeht, um ein geregeltes Einkommen zu erzielen und sich ihre Wünsche zu erfüllen.
Untersuchen wir, in welcher Situation sich Chandra im 5. Haus befindet und wie die Angelegenheiten des 5. Hauses der Bevölkerung präsentiert werden. Diese Situation wird durch das Zusammenwirken von Guru, dem Karaka des 5. Hauses, mit Shani, dem Herrn des 5. Hauses, geprägt. Beide sind die von ihrer Zeichenstellung her ungünstigsten Grahas im Rashi-Chart.
Wie bereits erwähnt steht Guru im Zeichen Jungfrau im Zeichen des Todfeindes Budha in Haus 1. Aufgrund seiner ungünstigen Stellung präsentiert er ein minderwertiges Grundangebot für Erziehung und Bildung, Unterhaltung, Entfaltung von Kreativität usw., also eine Erziehung und Bildung, die nur isoliertes Faktenwissen vermittelt und die Menschen in das Berufsleben integriert, verblödende Unterhaltung über die Massenmedien, technokratisch reduzierte Kreativität usw. (ich sehe im Geiste Hermann Hesse zustimmend nicken, wenn ich sowas sage). Guru als Herr des 7. Hauses (andere Länder) und des 10. Hauses (globale Welt) bewirkt, dass die Geburtenrate vor allem durch Migration gefördert wird.
Was macht Shani, der Herr des 5. Hauses, aus diesem Angebot? Shani steht in Skorpion im Zeichen seines Todfeindes Mangal im 3. Haus. Er aspektiert von dort aus sein 5. Haus, was positiv zu bewerten wäre, stünde Shani nicht so ungünstig in seinem Tierkreiszeichen; hier bedeutet es nur, dass seine negative Wirkung sich intensiv im 5. Haus entfaltet. Für den Aspekt von Guru auf Haus 5 gilt das Gleiche,
Maharishi Parashara zur Stellung des Herrn von 5 in 3: "Der Geborene hat Zuneigung zu seinen Geschwistern, ist ein Klatschmaul, ein Geizhals und immer interessiert an seiner eigenen Arbeit". Im Endeffekt hat die ungünstige Kombination von Skorpion, Shani und drittem Haus, zusammen mit Karaka Guru in Jungfrau in Haus 1, auf Haus 5 und den Mond die Wirkung, dass die Bevölkerung (Chandra) auf zwanghafte Weise (Shani in Skorpion) unaufhörlich in Unruhe versetzt (Haus 3) und über die Medien und das Erziehungssystem auf die kleinen Dinge der Alltagsaktivität und des Arbeitslebens fixiert wird.
Im 11. Haus befindet sich der Upagraha Dhuma. Maharishi Parashara zur Stellung von Dhuma in Haus 11: "Der Geborene besitzt Reichtum, Korn und Gold, ist schön, kennt sich in den Künsten aus, ist bescheiden und kann gut singen". Dhuma wird in den Dashas von Chandra mitaktiviert und manifestiert positive Nebenwirkungen von Chandra.
Chandra hat eine neutrale Haltung gegenüber Guru und seinem Angebot, das er im 5. Haus präsentiert und steht in Steinbock im Zeichen seines Freundes Shani; die Bevölkerung ist daher in weiten Teilen recht zufrieden mit dem, was ihr an Bildung und Erziehung, Unterhaltung usw. angeboten bzw. aufgezwungen wird. Shani und insbesondere das Shani-Zeichen Steinbock stehen ja für Dienen und gewohnheitsmäßiges Verhalten. Die brutale restriktive Kontrolle, die Shani in Skorpion verkörpert, wird von der Bevölkerung garnicht als solche wahrgenommen. Kann sich ein Sklave so an seine Ketten gewöhnen, dass er sie garnicht mehr spürt und er einfach akzeptiert, dass das Leben eben so ist, wie es ist?
Über den Unterschied zwischen vedischer Erziehung und Beschäftigungs-orientierter Erziehung spricht Maharishi Mahesh Yogi in einem kurzen, sehr aufschlussreichen Video, das ich in meinem Youtube-Kanal "Jyotish und Veda" mit deutschen Untertiteln versehen habe.
Was die Gesamtstruktur und auch das 5. Haus anbetrifft, gibt es übrigens einige bemerkenswerte Übereinstimmungen zwischen dem Chart der EU und dem der Bundesrepublik Deutschland, das ich an anderer Stelle kurz analysiert hatte.
Shukra
Shukra ist im Zeichen Fische erhöht und damit der im Tierkreiszeichen am günstigsten platzierte Planet im Horoskop. Als Herr des 9. Hauses im 7. Haus bildet Shukra zudem einen Rajayoga, in den auch Aszendentenherr Budha mit einbezogen wird.
Maharishi Parashara zum Herrn des 9. und des 2. Hauses im 7. Haus:
Herr von 9 in 7: "Der Geborene erfährt Glück nach der Hochzeit, ist tugendhaft und berühmt".
Herr von 2 in 7: "Der Geborene wird den Frauen anderer verfallen, wird Arzt sein, und (falls Konjunktion mit oder Aspekt von Übeltäter) erhält eine Frau von zweifelhaftem Charakter".
Das 7. Haus steht für Partnerbeziehungen, das 2. Haus u. a. für das Zusammensein mit dem Partner. Diese starke Fixierung auf Partnerschaft führt zu der Formulierung "wird den Frauen anderer verfallen"; dass das 2. und das 7. Haus Maraka-Bhavas (Todeshäuser) sind und zueinander im 6. und 8. Haus stehen dürfte mit dazu beigetragen haben, das kritisch zu sehen ("Frauen anderer verfallen"). Die Bedingung "Konjunktion mit Übeltäter" ist erfüllt, da Shukra mit Surya zusammen im 7. Haus steht. Parasharas Aussagen zu Herr von 2 in 7 kann man so interpretieren, dass die EU sich in ihren Auslandsbeziehungen in Abhängigkeit ("verfallen") mit Nationen begibt, deren Charakter zweifelhaft ist. Der Aspekt der Abhängigkeit wurde ja auch zuvor schon durch die Stellung des Karakas und des Herrn des 1. Hauses im 7. Haus hervorgehoben und wird hier nocheinmal bekräftigt. Der zweifelhafte Charakter der Partner wird durch die ungünstige Stellung des Herrn des 7. Hauses, Guru, bestätigt. Wer diese Nationen "von zweifelhaftem Charakter" sind, denen die EU "verfallen" ist und denen sie hingebungsvoll dient (Shukra erhöht in Fische), überlasse ich dem Urteil des Lesers.
Die Aussagen zu Herr von 9 in 7 sind ausschließlich positiv, was bei einer Rajayoga-Konstellation verständlich ist. Der mit dem Rajayoga verbundene Erfolg, der gute diplomatische Beziehungen verspricht, wird durch die Erhöhung von Shukra bestätigt, aber lädiert durch die recht starke Verbrennung von Shukra, die Konjunktion mit dem schwachen Surya und dem ungünstigen Aspekt von Guru. Auch ändert die Erhöhung von Shukra nichts daran, dass Shukra von dem sehr ungünstig gestellten Guru beherrscht wird. Shukra muss also seine positiven Auswirkungen in den Dienst von Guru stellen, dessen Auswirkungen negativ sind - Shukra ist gleichsam ein tugendhafter und tüchtiger Untergebener, der den Anweisungen eines üblen Herrschers folgen muss; auch das mindert Shukras grundsätzlich positives Wirken.
Vom Alter her ist Shukra "alt" und Guru "tot" (bzw. dem Tode nah), was die Kraft der Auswirkungen dieser beiden Grahas (in unterschiedlichem Grade) mindert (BPHS 45.3-4).
Mangal
Mangal steht im segensreichen 9. Haus im Zeichen Stier im Zeichen seines Freundes Shukra.
Mundanastrologische Zuordnungen des 9. Hauses: Gesetzwesen, Religion, Philosophie, Ethik, Gedeihen des Staates, Sinn für Werte, die der Staat verkörpert. Tempel, Moscheen usw.
Das Erd- und Venus-Zeichen Stier prägt das 9. Haus mit seiner mentalen Ausrichtung; deren 5 Hauptmermale sind: Ruhiger Genuss, Sinnenfreuden, Besitzstreben, Gemütlichkeit, materielle Bindungen. Diese Kombination manifestiert die Staatsphilosophie der EU als Besitzstreben und Hedonismus (Definition laut Wiktionary: Lehre, dass das Streben nach Genuss und Sinneslust die höchsten Werte des Lebens seien). Auch Guru, der Bhava-Karaka des 9. Hauses, bietet vom Erdzeichen Jungfrau aus das Streben nach Besitz und Wohlstand als materialistische Philosophie an, aufgrund seiner Stellung im Zeichen des Todfeindes die dunklen Seiten dieses Strebens; Shukra, der Herr des 9. Hauses, ist ein erhöhter Rajayoga-Karaka und betont eher den seelischen Genuss, der mit diesem Streben verbunden ist. Allerdings wird Shukra wiederum, wie bereits beschrieben, vom materialistischen Guru beherrscht.
Unter den drei äußeren Planeten Mangal, Guru und Shani manifestiert Mangal immer das Zuviel, Shani das Zuwenig und Guru das rechte Maß der Qualitäten eines Tierkreiszeichens; Mangal = Hitze, Shani = Kälte, Guru = Wohltemperiertheit usw. Mangal in Stier im 9. Haus steht somit für eine aggressive, übersteigerte Art von Besitzstreben und Hedonismus als Staatsphilosophie der EU - etwas gemäßigt durch den Einfluss von Shukra; dieser mäßigende Einfliuss wird wiederum reduziert durch Shukras Verbrennung. Der Aspekt von Shani auf das 9. Haus könnte Mangal disziplinieren und mäßigen, aber da Shani selbst von Mangal beherrscht und aspektiert wird, findet das nicht statt.
Maharishi Parashara zum Herrn des 3. und des 8. Hauses im 9. Haus:
Herr von 3 in 9: "Der Geborene erfährt keine Freude in Bezug auf seinen Vater. Wird sein Glück durch Frauen (Ehepartner) machen. Erfreut sich seiner Nachkommenschaft und anderer Genüsse". "Keine Freude in Bezug auf seinen Vater": das 9. Haus steht für den Vater; die Herrschaft über das ungünstige Mangal-Haus 3 stört die Beziehung zu ihm; das wird in diesem Fall verstärkt, weil Mangal als natürlicher Übeltäter das Haus schädigt, das er bewohnt. "Sein Glück durch Frauen (Ehepartner) machen": Haus 9 ist das Haus des Lebensglücks, das 3. Haus ist vom 9. Haus aus gerechnet das 7. (Ehepartner). Freude an diesem und jenem (Nachkommenschaft etc.) infolge des prinzipiell segensreichen 9. Hauses.
Herr von 8 in 9: "Der Geborene verrät seine Religion, wird Anhänger einer Irrlehre, bekommt eine üble Frau und stiehlt den Reichtum anderer". "Verrät seine Religion, wird Anhänger einer Irrlehre": weil das 8. Haus das 12. vom 9. Haus ist und das 12. Haus immer das nächstfolgende Haus unterminiert und korrumpiert. "Bekommt eine üble Frau und stiehlt den Reichtum anderer": Das 8. Haus steht in Opposition zu Haus 2, das für die Freuden des ehelichen Zusammenlebens steht und verneint diese damit. "Stiehlt den Reichtum anderer: das 8. Haus ist das 2. Haus vom 7. Haus aus und repräsentiert den rechtmäßigen Besitz anderer, an dem man sich nicht erfreuen (Haus 9) sollte.
Das von Mangal repräsentierte übermäßige Besitz- und Genusstreben geht auf Kosten anderer. Es könnte also sein, dass die Wirtschaftsbeziehungen der EU zu anderen Ländern, z. B. denen der 3. Welt, nicht ganz ausgewogen sind; dass Mangal im Zeichen des Freundes Shukra recht günstig steht, mildert die ungünstigen Aspekte davon etwas. Mangal ist "alt"; ein altes Raubtier wütet nicht mehr ganz so wild.
Wenn man aus der Stellung von Mangal Rückschlüsse auf die militärische Macht der EU ziehen will, so geben die Stellung von Mangal im Zeichen Stier und die Herrschaft von Shukra über Mangal, die Karaka und Bewohner des 7. Hauses ist, einen Hinweis darauf, dass die EU lieber profitträchtige Wirtschaftskriege führt und sich, was Verteidigung und militärische Präsenz anbetrifft, vor allem auf (einen) Bündnispartner (Haus 7) verlässt. Eine solche Abhängigkeit bringt im Konfliktfall zweifellos große Nachteile mit sich.
Rahu und Ketu
Rahu steht im Zeichen des Neutralen (Shukra) im 2. Haus. Als körperloser Graha manifestiert Rahu in seinen Dashas (Mahadasha, Antardasha usw.) die Ergebnisse seines Herrn Shukra und Shukra ist der wohltätigste Graha im Rashi-Chart. Rahu steht für ein unbewusstes, aber nicht hemmungsloses Streben nach Wohlstand durch Handelsbeziehungen (Waage).
Ketu steht in Haus 8 im Zeichen seines besten Freundes Mangal. Ketu gilt generell als höhere Oktave von Mangal und ähnelt diesem in seinem Verhalten. In seinen Dashas vermittelt er auf recht positive Weise die Ergebnisse, die Mangal hervorbringt, also Lebensfreude durch Erwerb von Besitz und die Erfahrung von Sinnesfreuden. Mundanastrologisch repräsentiert er Investitionen (Haus 8), die profitabel sind - insbesondere Investitionen in fortschrittliche Technologien, die eine Spezialität von Ketu sind.
Shani
Shani wurde bisher nur als Herr und Aspektator des 5. Hauses in seiner Funktion vorgestellt, das System der Erziehung und Bildung der EU zu ruinieren.
Shani steht als natürlicher Übeltäter-Planet recht günstig in einem verbessernden Haus (Haus 3), weil sich dort seine negativen Auswirkungen im Laufe der Zeit mildern. Er steht nichtdestoweniger im Zeichen des Todfeindes Mangal ungünstig und wird auch noch von diesem gequält (aspektiert) und steht in dessen Haus, da Mangal der Bhava-Karaka des 3. Hauses ist. Laut Parasha ist das Zeichen Skorpion ohnehin eines der feindseligen Zeichen für Shani.
Shani steht als Herr des 5. und des 6. Hauses im 3. Haus. Maharishi Parashara dazu:
Herr von 5 in 3: "Der Geborene hat Zuneigung zu seinen Geschwistern, ist ein Klatschmaul, ein Geizhals und immer interessiert an seiner eigenen Arbeit.
Herr von 6 in 3: "Der Geborene Ist zornig, ohne Mut, allen Mitgeborenen (Geschwistern) feindlich gesonnen und hat ungehorsame Diener."
"Zuneigung zu seinen Geschwistern" und "allen Mitgeborenen (Geschwistern) feindlich gesonnen" hebt sich gegenseitig auf.
In der Zusammenschau dieser Konstellationen steht Shani für eine bedrohliche, destruktive (Skorpion) und zwanghafte (Shani im Zeichen des Todfeindes) Art und Weise, unablässig aktiv zu sein und alle Konkurrenten überteffen zu müssen (Haus 3), um kreativ und produktiv zu sein (Shani Herr von Haus 5) sowie Schwierigkeiten zu überwinden und Krisen zu meistern (Shani Herr von Haus 6), was aufgrund der ungünstigen Stellung von Shani aber misslingt.
Wirklich interessant wird es, wenn man mit in Betracht zieht, dass Shani im Chart der EU der Atmakaraka (AK) ist, der Repräsentant des Selbst, der die zentrale Bestimmung der Existenz eines Geborenen anzeigt.
Parashara sagt in Kapitel 32 der BPHS: "So, wie ein Minister nicht gegen den König handeln kann, so können die anderen Karakas, als da sind Putrakaraka, Amatyakaraka usw., sich in Bezug auf die Angelegenheiten des Geborenen nicht gegen den Atmakaraka durchsetzen. Wenn der Atmakaraka dagegen ist, können die anderen Karakas nicht ihre segensreichen Auswirkungen richtig entfalten. Ebenso können sich andere Karakas, wenn der Atmakaraka förderlich ist, nicht mit ihren negativen Einflüssen durchsetzen".
Ein schlecht positionierter Shani überbringt vor allem die Strafe für begangenes Unrecht der Vergangenheit. Wenn ein so ungünstig gestellter Graha der mächtige Atmakaraka ist, könnte man meinen, dass die EU aus der primären kosmischen Absicht (sankalpa) entstanden ist, die europäischen Staaten für die Untaten büßen zu lassen, die sie über mehrere Jahrhunderte hinweg als Kolonialmächte weltweit begangen haben.
Im 5. und im 6. Haus befinden sich in den Zeichen von Shani insgesamt drei Upagrahas, die in den Dashas von Shani dessen Nebenwirkungen hervorbringen. Maharishi Parashara sagt zu den Positionen dieser Upagrahas in ihren Häusern:
Chapa in Haus 5: "Der Geborene ist strahlend, vorausschauend, fromm, leutselig und sein Wohlstand nimmt durch alle seine Unternehmungen zu".
Upaketu in Haus 6: "Der Geborene bringt seinen Verwandten mütterlicherseits Unglück, siegt über seine Feinde, hat viele Verwandte, ist tapfer, glanzvoll und tüchtig".
Pranapada in Haus 6: "Der Geborene wird von Verwandten und Feinden unterdrückt, ist gerissen, leidet unter Verdauungsstörungen, ist boshaft, kränklich, unmäßig und kurzlebig".
Guru
Guru fand bisher als Störfaktor in seiner Funktion als Herr und Aspektator des 7. Hauses sowie als Karaka und Aspektator des 5. und des 9. Hauses und als Bewohner des 1. Hauses Erwähnung. Augrund seiner Stellung im Zeichen des Todfeindes und seiner Einbindung in die Gesamtstruktur bringt der natürliche Wohltäter Guru an keiner Stelle des Rashi-Charts andere als unerfeuliche Auswirkungen hervor. Wie im Chart der Bundesrepublik Deutschland ist er auch im Chart der Europäischen Union de fecto ein Übeltäter.
Guru steht als Herr des 7. und des 10. Hauses im 1. Haus. Maharishi Parashara dazu:
Herr von 7 in 1: "Der Geborene geht zu Frauen anderer, ist ein übler Mensch, hinterlistig, ohne Mut und wird von Vata-Krankheiten gequält".
Herr von 10 in 1: "Der Geborene Ist gelehrt, berühmt, ein Dichter, leidet in seiner Kindheit unter Krankheiten, ist aber später glücklich und sein Reichtum nimmt Tag für Tag zu".
Aufgrund der Stellung von Guru im Zeichen des Todfeindes und seiner Feindschaft gegenüber dem Aszendenten, dem Herrn des Aszendenten und dem Mond werden die erstgenannten negativen Auswirkungen bekräftigt und die zweitgenannten postiven Auswirkungen zunichte gemacht bzw. in ihr Gegenteil verkehrt. Die negative Auswirkungen von Guru werden noch dadurch verstärkt, dass er selbst in einem der einflussreichen Eckhäuser steht, über zwei weitere Eckhäuser herrscht, über den Herrn und den Karaka des Aszendenten herrscht und sie aspektiert, Chandra aspektiert und Bhava-Karaka von 4 Häusern ist (2, 5, 9 und 11).
Im Zeichen Schütze im 4. Haus steht der Upagraha Vyatipata. Maharishi Parashara zu Vyatipata im 4. Haus: "Der Geborene steht sich gut mit seinen Verwandten, hat aber keine Söhne und Glücksgüter". Vyatipata wirkt sich also positiv auf das 4. Haus aus, aber negativ auf das 5. Haus; das 4. Haus ist vom 5. aus aus gesehen das 12. und verneint insofern das 5. Vyatipata wird in den Dashas von Guru mitaktiviert und bringt Nebenwirkungen von Guru hervor.
Fazit zum Rashi-Chart der EU
Bei Prominenten-Charts habe ich schon erlebt, dass meine kritische Haltung dem Geborenen gegenüber durch die Chartanalyse korrigiert wurde. Dem Showmaster Thomas Gottschalk gegenüber hatte ich z. B. das Vorurteil, dass er Freundlichkeit nur zur Schau trägt und in Wirklichkeit ein ganz zynischer, negativer Mensch ist. Die Analyse seines Charts aber zeigte mir, dass seine Freundlichkeit zwar ein wenig zwanghaft geprägt war (Verbindung mit den Häusern 6 und 8, daher vermutlich mein Vorurteil), sie aber zweifellos einen zentralen Aspekt seiner Persönlichkeit ausmacht.
Meine zugegebenermaßen schon zuvor kritische persönliche Haltung gegenüber der EU-Bürokratie wurde durch die Chartanalyse allerdings eher bestärkt als korrigiert. Was mir dabei auffiel war, wie wenig mich das berührt. Vielleicht fehlt es mir an Weitblick und Vorstellungsvermögen, aber ich kann durchaus nachvollziehen, dass man sich mit seinem Sportverein, seiner Stadt, seinem Bundesland oder seinem Land identifiziert und Loyalität ihnen gegenüber entwickelt, aber wer identifiziert sich mit der EU-Bürokratie und empfindet ihr gegenüber Loyalität? - wohl bestenfalls nur Politiker, EU-Mitarbeiter, Medienvertreter, ein paar Intellektuelle und Leute, die von finanziellen Zuwendungen der EU profitieren.
Man kann das bedauerlich finden, denn generell könnte man ja eine Union europäischer Länder für sehr wünschenswert halten, weil sie Frieden in Europa garantiert. Die starke und günstige Stellung von Shukra im Rashi-Chart der EU bestätigt das auch, aber spätestens der Jugoslawien-Krieg in den 1990er Jahren einschließlich der Bombardierung Serbiens haben gezeigt, dass auf die EU als Friedensgarant nicht wirklich Verlass ist. Die Abhängigkeit der EU von mächtigen anderen Nationen, die im Rashi-Chart deutlich zum Ausdruck kommt, ist dafür sicherlich ein ausschlaggebender Faktor.
Eine äußerst vage definierte Identität und Eigenaktivität, Abhängigkeit gegenüber anderen statt Souveränität, eine konzeptlose Staatsphilosophie, die über bürokratische und wirtschaftliche Bestrebungen hinaus keine Perspektiven entwickelt, ein ausschließlich Job-orientiertes System der Erziehung und Bildung und militärische Schwäche - das Rashi-Chart der EU weist nicht viele positive Tendenzen auf.
Jedes Mitgliedsland der EU hat seine eigene Kultur, seine eigene Sprache und eine langjährige eigene Geschichte. Um diese stark individualisierten Egos der Mitgliedsstaaten zu einer Einheit zu integrieren, müsste die EU eine starke Integrationskraft besitzen. Die Stellung des Karakas und des Herrn des Aszendenten, von Surya und Budha im Horoskop der EU, gibt ebenso wie andere Konstellationen keinen Hinweis auf eine solche zenrale Integrationkraft. Der Versuch, diesen Mangel an Integrationskraft durch eine Vielzahl ausgetüftelter Vorschriften und Gesetze zu kompensieren (der schwache Guru in Jungfrau), Gehorsam durch finanzielle Zuwendungen zu belohnen und Aufbegehren durch die Androhung des Entzugs dieser Zuwendungen zu bestrafen wird ebensowenig Einheit herstellen können wie die Strategie, die ausgeprägte Individualität der Einzelstaaten zu unterminieren, etwa durch exzessive Zuwanderung. Die EU ist nicht Europa; sie ist eine Organisation, die bestrebt ist, ihre stark individualisierten Mitgliedsstaaten zu integrieren oder zumindest zu harmonisieren - mit zu starkem Fokus auf Wirtschaft und nicht besonders erfolgreich.
Die Besinnung auf gemeinsame "europäische Werte" könnte sicherlich hilfreich sein, wirkliche Einheit herzustellen. Selbst wenn man annimmt, dass es solche Werte auch heute immer noch gibt: wenn man das 5. und das 9. Haus und die Stellung von Guru im Horoskop betrachtet, kann man im Rashi-Chart nicht viel von derartigen Werten entdecken - etwas aber schon: der in Fische erhöhte Rajayoga-Karaka Shukra, der als Herr des 9. Hauses im 7. Haus steht. Fische = Einheit, Shukra = Harmonisierung, 9. Haus = Werte. Der hedonistisch-materialistische Mangal im 9. Haus stört natürlich, auch der schwache Guru als Karaka des 9. Hauses und die Verbrennung von Shukra usw. Aber die Stellung von Shukra ist definitiv ein Lichtblick. Dass Shukra im 7. Haus steht, kann man allerdings als Hinweis darauf interpretieren, dass die Werte, die Shukra vermittelt, eher importierte als eigene Werte sind.
Betrachten wir einmal das Navamsha-Chart der EU, um zu sehen, welche langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten der EU es aufzeigt.
Das Navamsha-Chart Das erste Haus im Rashi zeigt das Ich an und wie der Geborene handelt und der Welt gegenübertritt. Das polar-gegenüberliegende 7. Haus zeigt an, wie umgekehrt die Welt – in vielen Fällen durch die Ehefrau verkörpert – dem Geborenen gegenübertritt und ihm gegenüber handelt. Daher ist das 7. Haus das Haus des zurückfließenden Karmas, die reactio zur actio des Geborenen. Das Navamsha-Chart ist ein Spezialchart, das einen verfeinerten Blick auf die Struktur und Dynamik des 7. Hauses erlaubt und zeigt zudem die Entwicklungstendenz des Geborenen an, die in späteren Lebensphasen immer mehr seine Persönlichkeit und sein Handeln prägt.
Das 1. Haus im Navamsha-Chart steht für die Haltung des Geborenen gegenüber diesem zurückfließenden Karma, das 7. Haus im Navamsha-Chart offenbart dann die wichtigsten Details zu dem, was ihm widerfährt.
Surya, der Karaka des 1. Hauses, steht im Fall im Zeichen Waage im 5. Haus und ist Herr des 3. Hauses. Dies zeigt vollständige Abhängigkeit statt Souveränität und und eine nicht mehr erkennbare Identität an. Den wechselseitigen Zeichentausch mit Shukra, die Surya beherrscht und umgekehrt von Surya beherrscht wird, kann man so interpretieren, dass gerade die vollkommene Abhängigkeit die Identität definiert. Shukra im 3. Haus als Herr des 5. und des 12. Hauses steht für unablässiges Bemühen (Haus 3), produktiv zu sein (Herr von Haus 5) und mit Schulden, Verlusten und drohendem Niedergang (Herr von Haus 12) umzugehen. Die eigene Identität bzw. Nicht-Identität ist davon geprägt, dieses Bemühen aufrechtzuerhalten (Surya Herr von Haus 3).
Budha, auch hier wieder der Herr des 1. Hauses, steht im Zeichen seines Feindes Mangal im 6. Haus, dem Haus der Probleme und Konflikte, dessen Bhava-Karaka ebenfalls Mangal ist. Die Stellung von Mangal im 11. Haus zeigt an, dass es dabei um finanzielle Probleme und Konflikte mit Bündnispartnern geht – Haus 11: Einkommen, Freunde und ältere Geschwister (der große Bruder, big brother).
Die Entfaltung der eigenen Identität und Aktivität (Haus 1) gestalten sich im Navamsha-Chart noch schwieriger als im Rashi-Chart.
Chandra, der die Bevölkerung verkörpert, steht einflussreich im 10. Haus im Zeichen seines Freundes Guru und ist bestrebt für das 2. Haus (Besitz, Angehörige) zu sorgen. Guru, der über Chandra herrscht, ist allerdings kein guter und hilfreicher Freund, da er im Fall im 8. Haus steht und mit einer kaum zu bewältigenden Krise konfrontiert ist. Chandra tut sein Bestes, um in dieser Krise für das Seine und die Seinigen zu sorgen (Herr von Haus 2).
Das 7. Haus, das im Navamsha-Chart im Zentrum der Betrachtung steht, wird von eben diesem Guru beherrscht, d. h. das Verhalten der Welt dem Geborenen gegenüber ist von der schweren Krise geprägt, die Guru verkörpert und die vornehmlich eine Krise der darbenden Wirtschaft ist (Guru in Erd- und Shani-Zeichen Steinbock). Der günstig-stehende Ketu im 7. Haus gibt den Hinweis auf überraschende und ungewöhnliche Bündnisse und Partnerschaften. Der schwache Rahu im 1. Haus zeigt Desintegration und innere Konflikte an, die in Anbetracht der denkbar schwachen Zentralgewalt (Surya im Fall) den Zusammenhalt der Staatengemeinschaft der EU in Frage stellt.
Shani, der Herr, Karaka und Bewohner des 8. Hauses steht sehr stark, was man so interpretieren kann, dass die Krise notwendig und langfristig für das Überleben förderlich ist.
Auch Mangal steht stark und günstig, auch wenn er kein Wohltäter für den Aszendenten ist. Er repräsentiert mächtige Verbündete.
Das Guna-Chart zeigt an, dass die Konfrontation von positiven und negativen Kräften sich im Navamsha-Chart gegenüber dem Rashi-Chart verschärft. Die Entwicklungstendenz, die das Navamsha-Chart anzeigt, steht ganz im Zeichen einer sich zuspitzenden Krise.
Dashas Werfen wir zum Abschluss noch einen kurzen Blick auf die Aktivierungsphasen der Planeten.
Zur Zeit (Mitte 2023) ist die EU in der Endphase der Shani Mahadasha. In Anbetracht der ungünstigen Stellung des Atmakaraka Shani im Rashi ist dies keine gute Zeit für die EU, egal ob die Medien das so vermitteln oder nicht. Die Shani-Mahadasha ist von destruktiven und restriktiven Maßnahmen geprägt (Shani in Skorpion im Zeichen des Todfeindes in Haus 3), die unmittelbar die Bevölkerung betroffen haben (Aspekt von Shani auf Chandra), auch wenn diese das mehrheitlich möglichst so nicht zur Kenntnis genommen hat (Chandra im Zeichen des Freundes Shani) und sich überzeugen ließ, dass das ihrem Schutz in Zeiten der Bedrohung (Shani in Skorpion) dient.
In der Budha-Mahadasha, die Mitte Juni 2027 beginnen wird, werden dann alle Aspekte der Stellung von Budha im Horoskop manifestiert, im Rashi-, Navamsha-Chart usw., und auch sämtliche Beziehungen des Aszendentenherrn Budha zu den anderen Grahas werden aktiviert, vornehmlich in den Unterphasen dieser anderen Grahas.
Alles, was wir über Budha gesagt hatten, tritt in der Budha-Mahadasha in den Vordergrund des Geschehens. Budha beherrscht die gesamte Szenerie. Der Natur von Budha entsprechend wird viel geredet, verhandelt, diskutiert und verlautbart werden - aufgrund der Stellung von Budha im 7. Haus immer unter der Regie von Mächten außerhalb der EU (die verkörpert Guru, der Herr des 7. Hauses) und aufgrund der schwachen Stellung des verbrannten Budha im Guru-Zeichen Fische und der sehr ungünstigen Stellung von Guru zumeist konzeptionslos und weder zum eigenen Nutzen (Haus 1) noch zum Nutzen der Welt (Haus 7); in den Unterphasen gut platzierter Grahas (z. B. Shukra) sieht das etwas weniger chaotisch aus, aber der Oberherr in dieser Zeit ist Budha.
Als förderlich ist zu bewerten, dass Budha sich zu Beginn seiner Mahadasha im eigenen Zeichen Zwillinge befindet, das im Rashi-Chart das 10. Haus beherrscht, denn Maharishi Parashara sagt: "Es ist daher äußerst wichtig, dass beides, die Stellung eines Planeten zur Zeit der Geburt und seine Stellung zur Zeit des Beginns der Dasha, mit einbezogen wird, um die Wirkungen einer Dasha richtig zu bewerten" (BPHS 48.8). Weltweite positive Entwicklungen (Haus 10) haben einen günstigen Einfluss auf die EU.
Europäische Union (EU)
25.03.1957, 18:50:00 Uhr
Rom (12 O 29', 41 N 54')
Jahr - Monat lunar: Durmukha - Phalguna, Tithi: Krishna Dasami (Ch), Tagesherr: Ch, Nakshatra-Herr: Sy
Yoga: Shiva (Bu), Karana: Vishti (Sa), Stundenherr: Sk
Ayanamsha: 23°15'34.78"
GRAHA GR MI SEK RA ZREL STR L ALT PS DB NAKSHATRA NH NWERT P PZ PS A B16 B6
----------------------------------------------------------------------------------------------------
Lagna 16 51' 35.12" 6 13 Hasta Ch 3 3 2
Surya - MK 11 33' 29.38" 12 Ntrl 10 ? alt 8 10 26 Uttarabhadra Sa Enem- 3 7 1 3 9.7 7.25
Chandra - PiK 9 28' 56.05" 10 Frnd 15 - alt 4 16 21 Uttarashadha Sy Frnd+ 4 12 15 5 15.3 9.46
Mangala - BK 11 40' 13.57" 2 Frnd 15 - alt 2 16 4 Rohini Ch Ntrl 1 1 20 4 15.4 5.84
Budha - AmK 16 39' 22.66" 12 Enem 7 + erw 0 0 26 Uttarabhadra Sa Enem 4 8 7 3 10.0 5.01
Guru (R) - GK 2 35' 15.40" 6 Enem- 5 - tot 2 20 12 Uttaraphalgu Sy Ntrl 2 10 1 4 7.4 8.08
Shukra - PK 6 29' 36.06" 12 ERHO 20 + alt 21 10 26 Uttarabhadra Sa Ntrl 1 5 10 4 17.6 7.11
Sani (R) - AK 21 02' 31.57" 8 Enem- 5 + jgd 2 6 18 Jyeshta Bu Ntrl 2 10 20 4 12.6 5.90
Rahu - DK 27 34' 06.47" 7 Ntrl 10 + tot 3 16 Vishaka Gu Ntrl 3 3 7 13.6
Ketu 27 34' 06.47" 1 Frnd+ 18 - tot 13 3 Krittika Sy Frnd+ 1 9 15 14.3
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Rashi-Chart, nord- und südindisch, berechnet mit Jagannatha Hora; rückläufige Planeten in Klammern. Zuordnung der Gunas.
Navamsha-Chart, nord- und südindisch, rückläufige Planeten in Klammern. Zuordnung der Gunas.