Das Jyotish-Chart der Republik Indien
Erstellt: Juni 2023

In diesem Artikel geht es thematisch um um die Republik Indien, aber programmatisch auch hier wieder um die Demonstration der Methoden der mundanastrologischen Analyse. Es ist durchaus beabsichtigt, dass ich dabei einige konkrete Schlussfolgerungen dem Leser überlasse (oder der Leserin).

Anmerkung: Die Abkürzung BPHS steht immer für Maharishi Parasharas astrologisches Werk "Brihat Parashara Hora Shastra."

Bei einer astrologischen Analyse geht man notwendigerweise immer linear vor, man untersucht ein Detail nach dem anderen - sinnvollerweise mit den zentralen Faktoren des Charts beginnend: Aszendent, Aszendentenherr und Mond. Dabei ist es wichtig, immer jedes untersuchte Detail im Bewusstsein zu behalten und allmählich in eine Gesamtschau zu integrieren, die dann jedes Detail wiederum in einem anderen Licht erscheinen lässt. Wenn der Leser der Horoskopanalyse maximalen Nutzen daraus ziehen will, sollte er beim Lesen in seinem Bewusstsein ebenso vorgehen. Mehrmaliges Lesen der Analyse kann helfen, diese Fähigkeit zu entwickeln.

Republik Indien
26.01.1950, 10:18:00 Uhr
5:30:00 (GMT-Ost)
Delhi (77 O 13', 28 N 40'
 
Jahr - Monat lunar: Virodhi - Magha, Tithi: Sukla Ashtami (Ra), Tagesherr: Gu, Nakshatra-Herr: Ke
Yoga: Subha (Sy), Karana: Bava (Sy), Stundenherr: Sk
 
Ayanamsha: 23°09'34.74"
 
GRAHA            GR MI  SEK     RA ZREL STR L ALT PS DB NAKSHATRA       NH NWERT P PZ PS A B16  B6
----------------------------------------------------------------------------------------------------
Lagna            12 44' 09.19"  12                      26 Uttarabhadra Sa       3  7    4
Surya - DK       12 31' 07.23"  10 Enem-  5 - erw  2 16 22 Shravana     Ch Frnd+ 1  1 20 3  9.3 5.44
Chandra - GK     12 34' 37.13"   1 Enem   7 + erw  4 13  1 Ashvini      Ke Enem  4  4 20 4 14.5 5.61
Mangala - PiK    16 13' 45.84"   6 Ntrl  10 + erw  1 10 13 Hasta        Ch Ntrl  2  2 15 2 12.6 5.67
Budha (R) - AmK  25 31' 17.70"   9 Frnd  15 - tot  2 10 20 Purvashadha  Sk Frnd+ 4  8  7 5  9.5 9.23
Guru - MK        19 13' 06.08"  10 FALL   1 + jgd  0 13 22 Shravana     Ch Frnd+ 3  3  5 5 10.8 6.55
Shukra (R) - BK  20 44' 13.62"  10 Ntrl  10 - jgd  5  3 22 Shravana     Ch Ntrl  4  4  5 2 11.7 7.87
Sani (R) - AK    25 37' 37.99"   5 Enem-  5 - tot  1 16 11 Purvaphalgun Sk Ntrl  4  8  5 2  7.9 5.80
Rahu - PK        16 33' 19.94"  12 Ntrl  10 - erw     0 26 Uttarabhadra Sa Ntrl  4  8  1    8.5  
Ketu             16 33' 19.94"   6 Ntrl  10 + erw    10 13 Hasta        Ch Ntrl  2  2  1   10.1  
                                                  --
                                                  15
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Rashi-Chart, nord- und südindisch, berechnet mit Jagannatha Hora; rückläufige Planeten in Klammern. Zuordnung der Gunas.

Hier ein Datenblatt mit Informationen zum Horoskop der Republik Indien als Textdatei.

Der Zeitpunkt der Gründung der Republik Indien

Es sind zwei Charts für die Geburt des modernen indischen Staates in Umlauf. Das erste ist das sogenannte "Unabhängigkeits-Chart" vom 15. August 1947 um 0 Uhr. Nachdem England Indien viele Jahre lang besetzt und unterdrückt und dort nach Gutdünken Zwietracht gesät, geraubt und gemordet hatte , war es schließlich so großzügig, Indien anzubieten, dass es nun selbst ein vollwertiges Mitglied der Räuberbande (British Commonwealth) sein darf. Bei der Gelegenheit stellte England die Bedingung, dass Indien dabei in zwei Staaten aufgeteilt wird, Indien und Pakistan. Dadurch stellte England sicher, dass die Konflikte zwischen Hindus und Moslems, die England nach dem Motto "Teile und herrsche" immer wieder angeheizt hatte, dann als Konflikte zwischen zwei Nachbarstaaten fortdauern. Indien sollte auf diese Weise so geschwächt werden, dass es auch in seiner Unabhängigkeit weiterhin der "höchst gehorsame Diener" (most obedient servant) Englands bleibt – siehe dazu z. B. ein englischsprachiges Video von Abhijit Chavda mit dem Titel "India's Independence: An ILLUSION". Indien und Pakistan durften dann zwischen dem 14. und dem 15. August als offizielles Datum der gnädig gewährten Unabhängigkeit wählen. Dieses Chart sehe ich - nicht nur wegen des künstlichen Zeitpunkts 0 Uhr - als irrelevant an.

Das zweite Chart, das ich hier als Grundlage für meine Analyse verwende, ist das der Gründung der indischen Republik. Für diesen Termin hatte Indien selbst sich nach längerer Überlegung entschieden, zumindest bei oberflächlicher Betrachtung. Die Daten der Staatsgründung sind bei astro.com zu finden. Die Zeit wird dort als zuverlässig (RR A) eingestuft.

Hier noch der externe Link zu einem Wikipedia-Artikel zur Republik Indien.

Persönliche Vorbemerkung: Es ist das spirituelle, das vedische Indien, Deva Bhumi Bharata, Veda Bhumi Bharata, das mir etwas bedeutet und es ist meine Hoffnung, dass Indien sich nach vielen Jahren der Fremdherrschaft auf seine Tradition und sein wahres Selbst besinnt. Beim ersten Blick konnte ich im Rashi-Chart der Republik Indien allerdings fast keine Hinweise darauf finden, und ich zweifelte daran, ob ich dieses Chart näher untersuchen möchte. Mal sehen, ob dieser erste Eindruck während einer etwas eingehenderen Analyse korrigiert wird; falls nicht, werde ich mich damit trösten müssen, dass Staaten kommen und gehen, sich auflösen und neu gegründet werden, aber die Identität eines Landes dennoch fortbestehen kann. Außerdem: wenn es ein Land gibt, das die Unzulänglichkeiten eines Geburtscharts durch vedische Yagyas auszugleichen vermag, dann ist das Indien.

Haus 1 – Lagna Mina, Aszendent Fische

In einem Staatshoroskop repräsentiert das 1. Bhava die Nation als Ganzes, wie sie der Welt (7. Haus) gegenüber tritt und wie sie primär in die Welt hinein handelt. Es steht auch für die Verfassung, das Grundgesetz, auch wenn dies oft eher eine idealisierte Absichtserklärung auf der Ebene einer offiziellen Verlautbarung beinhaltet und nicht endgültig über das konkrete Handeln Auskunft gibt. Auch der Zustand des Staates bei seiner Gründung, seine Stärke oder Schwäche und das Gesundheitswesen sind Themen des 1. Hauses.

Das Tierkreiszeichen Fische wird durch die Kombination von folgenden vier Eigenschaften bestimmt:

– Das Element ist das Wasser

- Die Aktivitätsform ist veränderlich

- Guru (Jupiter) ist Herr des Zeichens

- Das Symbol ist ein Paar Fische

Der Handlungsimpuls des Geborenen ist geprägt von folgenden Eigenschaften: Hingabe, Auflösung, Intuition, Rückkehr zur Einheit, Erlösungswissen.

Dem Wasserelement sind die Brahmanen zugeordnet, die Männer des Wissens, also Gelehrte, Wissenschaftler und Priester. Das dem Wasserelement zugeordnete Lebensziel ist Moksha, Befreiung, Erlösung, Erleuchtung.

So definiert Maharishi Parashara die funktionalen Wohl- und Übeltäter Planeten für Aszendent Fische: "Saturn, Venus, Sonne und Merkur sind Übeltäter. Mars und Mond sind Wohltäter. Mars und Jupiter bringen einen Yoga hervor. Obwohl Mars ein todbringender Planet (Maraka) ist, wird er [für sich allein] den Geborenen nicht töten. Saturn und Merkur sind Marakas."

Der indische Jyotishi und Autor G. S. Kapoor zu Aszendent Fische:

"Mina ist ein Wasserzeichen und wird von Guru beherrscht. Die Geborenen sind daher ihrer Natur nach philosophisch, ruhelos, voller Phantasie und lieben ein romantisches Leben. Sie sind ehrlich, menschenfreundlich und helfen anderen. Sie leben stets nach dem Motto "vergeben und vergessen." Sie sind übermäßig tolerant und großzügig und hindern dadurch oft ihr eigenes Fortkommen. Sie sind sehr glücklich, wenn sie ihr Geld dafür ausgeben dürfen, anderen Menschen oder der Gemeinschaft zu helfen.

Da Mina ein duales oder veränderliches Zeichen ist, sind die Geborenen unbeständig in ihrer Art und können daher des öfteren gleichsam mühelos ihren Beruf wechseln.

Menschen mit Lagna Mina sind erfolgreich in Berufen, die mit Esoterik und Spiritualität zu tun haben. Handel mit Flüssigkeiten, Import und Export, aber vor allem Arbeit in wohltätigen Organisationen kommen für sie in Frage. Da Shukra in diesem Zeichen erhöht ist, können Mina-Geborene auch gute Schauspieler oder Musiker werden. Weitere Möglichkeiten sind: Minister, Arzt, Marine, Reederei und Schiffahrt sowie helfende und heilende Berufe in Krankenhäusern, Sanatorien usw.

Das Eheleben von Menschen mit Lagna Mina ist im allgemeinen glücklich, aber sie neigen sehr zu Eifersucht und haben, da Mina ein duales Zeichen ist, gleichsam stets zwei Seelen in ihrer Brust. Wenn die Ehefrau harmonisch und glücklich mit einem Mina-Geborenen zusammenleben will, muss sie sich seinen wechselnden Stimmungen und Vorlieben anzupassen versuchen."

Was Kapoor hier als persönliche Eigenschaften und Handlungsweisen eines Menschen beschreibt, muss bei einem Staatshoroskop natürlich entsprechend uminterpretiert werden – hilfreich dafür sind die Tabellen auf meiner Seite über Mundanastrologie unter "Spezielle Deutung der Grahas und Bhavas im mundanstrologischen Chart."

Die hier dem Lagna Mina und dem 1. Haus zugeordnete allgemeine Grunddynamik wird in der Regel erheblich modifiziert durch die Art und Weise, wie der Karaka und des Herr des 1. Hauses in ihrem Zusammenwirken das 1. Haus konkret gestalten.

Surya, der Karaka des 1. Hauses

Karaka bedeutet Macher oder Organisator. Der Bhava-Karaka eines Hauses hat die Aufgabe, die Voraussetzungen für das Haus zu schaffen, aus denen der Herr des Hauses dann etwas macht. Der Karaka des 1. Hauses ist in jedem Chart Surya. In vorliegenden Fall befindet Surya sich in Bhava 11 im Rashi Makara (Steinbock).

In einem Staatshoroskop steht Surya für die Regierung, das Staatsoberhaupt, die herrschende Gruppierung oder Partei, die Beamtenschaft, Armeeführer und Richter. Da Surya der Bhava-Karaka des 1. Hauses ist, repräsentiert er auch das Gesundheitswesen und die Pharmaindustrie.

Wenn Surya als der Graha, der das 1. Haus als Bhava-Karaka aufbaut, sich im 11. Haus befindet, zeigt das an, dass die Identität des Geborenen eng mit den Themen des 11. Hauses verbunden ist: Mundanastrologisch sind das: Allianzen mit anderen Ländern, Beziehungen zu befreundeten Nationen, Außenhandel, Steuerwesen, Staatseinkommen.

Durch das Erdzeichen Steinbock, dass den Vaishyas (Kaufleute, Wirtschaft, Finanzen) entspricht, werden Wirtschaft und Steuereinnahmen betont. Surya steht in Steinbock hier im Zeichen des Todfeindes Shani; daher sind die Anfangsbedingungen für eine gedeihende Wirtschaft, gute Steuereinnahmen und erfreuliche Wirtschaftsbeziehungen zu anderen Ländern von negativen Shani-Eigenschaften bestimmt: Armut, Schulden und Entfremdung. Das 11. Haus ist aber ein Upachaya-Haus, ein Haus des Wachstums, ein verbesserndes Haus, in dem ein natürlicher Übeltäter-Planet wie Surya recht gut platziert ist; die ungünstige Situation sollte sich also im Laufe der Zeit verbessern.

Surya steht als Herr des 6. Hauses im 11. Haus. Maharishi Parashara sagt zu dieser Konstellation: "Der Geborene erlangt Reichtum durch seine Feinde, ist tugendhaft, abenteuer- und unternehmungslustig und bleibt in gewissem Grade ohne Freude durch Nachkommenschaft."

Parashara bewertet also diese Verbindung des 11. Hauses mit dem Haus der Schwierigkeiten und Feinde (Haus 6) positiv; vielleicht hat das damit zu tun, dass sowohl das 6. als auch das 11. Haus verbessernde Häuser sind. Nur den Aspekt auf das Haus der Nachkommenschaft (Haus 5) sieht er als ungünstig an. Die positiven Aussagen werden aber weitgehend durch die ungünstige Stellung von Surya im Zeichen des Todfeindes zunichte gemacht.

Der Zeichentausch zwischen Surya und Shani verbindet diese beiden Grahas sehr eng miteinander, was in Anbetracht ihrer wechselseitigen Todfeindschaft negativ bewertet werden muss.

Im 6. Haus in Löwe befindet sich noch der Upagraha (lichtloser Planet) Parivesha. Maharishi Parashara zu Parivesha in Haus 6: "Der Geborene ist berühmt und wohlhabend, erfreut sich an Söhnen und schönen Dingen und wird seine Feinde besiegen". In den Dashas von Surya werden diese Eigenschaften als positive Nebenwirkungen von Surya hervorgebracht.

Guru, der Herr des 1. Hauses

Es ist die Aufgabe von Guru, des Herrn des 1. Hauses, aus den ungünstigen Bedingungen, die Karaka Surya für das Staatswesen (Haus 1) schafft, etwas Besseres zu machen. Guru steht ebenso im Zeichen Steinbock. Dies ist sein Zeichen des Falls und Shani, der über Guru und das 11. Haus herrscht, ist Guru feindlich gesonnen. Außerdem ist Guru infolge der Herrschaft über zwei Kendras in diesem Chart kein Wohltäter mehr (BPHS 34.2). Man muss also feststellen, dass Guru als Herr des 1. Hauses die von Surya, dem Bhava-Karaka des 1. Hauses, geschaffenen ungünstigen Voraussetzungen für das Staatswesen noch weiter verschlechtert. Positiv fällt auch hier nur ins Gewicht, dass das 11. Haus ein verbesserndes Haus ist.

Guru steht als Herr des 1. und des 10. Hauses im 11. Haus; Maharishi Parashara sagt dazu:

Herr von 1 in 11: "Der Geborene wird immer Güter und Einkommen besitzen, hat gute Eigenschaften, erlangt Ruhm und viele Frauen (Partner)."

Herr von 10 in 11: "Der Geborene besitzt Reichtum, Freude, Söhne, ist tugendhaft, wahrheitsliebend, und stets voller Freude."

Diese positiven Auswirkungen bleiben ein leeres Versprechen, da Guru im Zeichen des Falls steht, was die Aussagen von Parashara ja nicht in Betracht ziehen. Bei bestem Willen könnte man in Aussicht stellen, dass das Upachaya-Haus bewirkt, dass die positiven Auswirkungen sich in einer fernen Zukunft einstellen – Frage: was bedeutet "ferne Zukunft" in einem Staatshoroskop?

Im 1. und im 10. Haus befindet sich in den Zeichen von Guru noch je ein Upagraha, der die ihm zugeschriebenen Auswirkungen in den Dashas von Guru als dessen Nebenwirkungen hervorbringt. Maharishi Parashara sagt zu den beiden Upagrahas in ihren Häusern:

Gulika in 1: "Der Geborene wird von Krankheiten geplagt, ist lüstern, voller Sünde, heimtückisch, unmoralisch und sehr unglücklich."

Upaketu in 10: "Der Geborene erfährt Freude und Glücksfälle, liebt die Frauen, ist wohltätig und hält Freundschaft mit Brahmanen."

Dass der Karaka und der Herr des 1. Hauses sich im 11. Haus befinden, macht es zu einem Haus von zentraler Bedeutung. Das lässt es sinnvoll erscheinen, das 11. Haus genauer zu untersuchen. Dabei bitte im Bewusstsein behalten, dass es immer noch um das 1. Haus geht.

Das 11. Haus

Die Grundstruktur des 11. Hauses wird durch das Zusammenwirken von Guru, dem Bhava-Karaka und Shani, dem Herrn des 11. Hauses, aufgebaut. Guru im Fall schafft als Karaka ausgesprochen ungünstige Voraussetzungen für das 11. Haus. Da Guru und Shani verfeindet sind, lehnt Shani das Angebot von Guru ab und will etwas ganz anderes aus dem 11. Haus machen. Atmakaraka Shani herrscht über Guru und ist mit der Arbeit seines Untergebenen sehr unzufrieden. Das schafft Turbulenzen und Unruhe im 11. Haus. Da Shani im Zeichen des Todfeindes steht, ist dieses "ganz andere" Ergebnis fast ebenso schlecht wie die Vorlage von Guru. Guru schlägt zögerliche Expansion vor und Shani kreiert stattdessen fast ebenso schlechte Restriktionen.

Shani steht als Herr des 11. und des 12. Hauses im 6. Haus; Maharishi Parashara sagt dazu:

Herr von 11 in 6: "Der Geborene wird von Krankheiten geplagt, ist grausam, lebt in der Fremde und wird von Feinden gequält."

Herr von 12 in 6: "Der Geborene hegt Feindschaft gegen seine eigenen Leute, ist zornig, sündig, elend und geht zu Frauen anderer."

Shani ist ein funktionaler Übeltäter und ein todbringender Planet (Maraka) für den Aszendenten Fische. Dass er über den Karaka und den Herrn des Aszendenten herrscht ist sehr ungünstig, zumal er als Atmakaraka (AK) der mächtigste Schicksalsfaktor im Horoskop ist (s. Kap. 32 der BPHS).

Über die ungünstige Stellung der Bewohner Surya und Guru im 11. Haus haben wir bereits gesprochen; beide schädigen das 11. Haus.

Von der Zeichenstellung her am günstigsten steht Shukra im Zeichen des Neutralen in Haus 11. Als Herr des 3. und des 8. Hauses verkörpert Shukra angestrengte (Herr von 8) Bemühungen (Herr von 3), über wirtschaftliche Beziehungen zu anderen Staaten (Shukra Karaka von 7) die wirtschaftlichen Bedingungen in Indien zu verbessern; die extrem feindselige Haltung von Surya und die bestenfalls neutrale Haltung von Guru Shukra gegenüber erschweren diese Aufgabe.

Durch die Nähe zu Surya gelten Guru und Shukra als "verbrannt", wenn auch nicht sehr stark; das verschlechtert ihre Haltung gegenüber Surya noch weiter. Verbrannten Grahas wird traditionell der Avastha (Zustand) "Kopa" zugeordnet; das bedeutet "zornig" (BPHS 45.9). Surya verkörpert das Ego und die Aktivität verbrannter Planeten ist von Egoismus geprägt. In einem Mundanhoroskop repräsentiert Surya die Regierung oder die Regierenden; je nach Stärke der Verbrennung kommt die Aktivität verbrannter Planeten eher der Regierung oder den Regierenden zugute als dem Gemeinwohl.

Weitere Faktoren, die das 1. Haus betreffen

Das 1. Haus wird von Rahu bewohnt und erhält aus dem 7. Haus einen Aspekt von Mangal. Zu dieser Konstellation fällt mir ein, dass in den Jahren zwischen 1936 und 1955 in den USA, aber auch in anderen Ländern, in der Psychiatrie eine neurochirurgische Operation an verhaltensauffälligen psychiatrischen Patienten Hochkonjunktur hatte, die Lobotomie genannt wurde, und bei der die Nervenbahnen zwischen Thalamus und Frontallappen sowie Teile der grauen Substanz durchtrennt wurden, um den Patienten dauerhaft ruhigzustellen. Dazu gibt es einen Wikipedia Artikel, den ich aber nicht verlinken möchte. Einer der führenden Experten dieser Methode hat später kritisch vermerkt, dass dieser Eingriff "die Phantasie zerschmettert, Gefühle abstumpft, abstraktes Denken vernichtet und ein roboterähnliches, kontrollierbares Individuum schafft". Die Aufteilung eines Landes in zwei getrennte Staaten ist die politische Entsprechung dieser Methode, die u. a. auch Indien von der britischen Regierung verordnet wurde, ohne die es nicht in die Unabhängigkeit entlassen worden wäre. Das Ziel war die Ruhigstellung des widerspenstigen Patienten Indien, die auch nach der offiziellen Befreiung von den kolonialen Banden die fortgesetzte Ausbeutung dieses Landes sicherstellen sollte. Für die Trennung und Desintegration steht Rahu im 1. Haus, für den aufgezwungenen chirurgischen Eingriff von außen der Aspekt von Mangal von Haus 7 aus.

Viele moderne Vertreter eines selbstbewussten und eigenständigen Indiens nehmen es übrigens Mohandas Gandhi ("Mahatma Gandhi") sehr übel, dass er die Aufteilung Indiens zwar kritisiert, aber nicht verhindert hatte - siehe dazu die englischsprachigen Videos von Abhijit Chavda (Video 1, Video 2). Sie sprechen ihm den Ehrentitel "Mahatma" (große Seele) ab und sehen ihn eher als Vertreter englischer denn als Vertreter indischer Interessen an. Meine vor längerer Zeit veröffentlichte Kurzanalyse von Gandhis Jyotish-Chart legt nahe, dass er beides zugleich war.

Interessant ist, dass Mangal als Herr des 9. Hauses im 7. Haus ein Rajayoga-Karaka, ein erfolgbringender Planet ist, und zudem der einzige im Horoskop. Als Herr des 2. Hauses ist Mangal auch ein todbringender Planet (Maraka), aber weil er zugleich Herr des segensreichen 9. Hauses ist, sagt Parashara, dass er für sich allein nicht den Tod bringt. Seine Stellung im 7. Haus, das ebenfalls ein Todeshaus ist und in dem er unter der Herrschaft des Marakas Budha steht, bekräftigt aber wiederum seinen Maraka-Status. Also ist Mangal gleichsam ein todbringender Erfolgsfaktor im Horoskop. Seine Stellung im Zeichen des Neutralen mindert seinen Erfolg, passt aber zu seiner zwiespältigen Rolle in diesem Rashi-Chart.

Ich denke aus dem bisher Gesagten zum 1. Haus wird bereits klar, warum ich in meiner Vorbemerkung zur Untersuchung dieses Charts meinte, dass der erste Blick darauf keine positiven Erwartungen bei mir auslöste.

Chandra, der Mond

In einem Mundanhoroskop repräsentiert der Lagna den Staat und die Tätigkeit der staatstragenden Personen oder Organisationen und Chandra steht für die Bevölkerung, die Bewohner des Staates, die öffentliche Meinung, die Menschen mit ihren Wünschen, Bedürfnissen, Emotionen, Erwartungen und Befürchtungen.

Chandra steht im 2. Haus im Zeichen Widder unter der Herrschaft seines Feindes Mangal, der vom 7. Haus aus über einen vollen Aspekt seinen Herrschaftsanspruch bekräftigt. Es ist ja inzwischen schon deutlich geworden, dass Mangal in erster Linie England und dessen Zugriff auf Indien repräsentiert. Zur Interpretation der Stellung von Chandra unter der Herrschaft seines Feindes Mangal führe ich einige Zitate von Abhijit Chavda aus seinem bereits erwähnten englischsprachigen Video vom Juli 2021 "India's Independence: An ILLUSION" ("Indiens Unabhängigkeit: eine ILLUSION") an, ab 3:24; in diesem Video ist übrigens nicht von Astrologie die Rede; die deutsche Übersetzung stammt von mir:

"Also: wurden wir wirklich unabhängig? - das ist meine Frage. Wir folgen noch immer britischen Gesetzen, Gesetzen, die die Briten geschrieben haben. Wir haben noch immer eine ausländische Verfassung, die ihrer Natur oder ihrem Ursprung nach nicht indisch ist. Die Institutionen, die uns regieren und über uns herrschen, sind die Institutionen, die die Briten geschaffen haben. Und es gab keine Gerechtigkeit, keine Landreform, nichts. Niemandem wurde das Land zurückgegeben, das er verlor oder dass seine Vorfahren verloren [durch den Landraub der Briten, wie er zuvor ausführte]. Also wo ist die Unabhängigkeit, über die wir sprechen? Die Unabhängigkeit, derer wir uns angeblich erfreuen, ist eine Illusion, wir sind niemals unabhängig geworden. Wir setzen dasselbe System fort.

Wir sprechen immer noch dieselbe Sprache. Wenn ich Hindi sprechen würde, wäre die Hälfte meiner Zuhörerschaft verschwunden, weil die Hälfte Indiens kein Hindi versteht. In den südlichen Teilen Indiens ist Hindi fast eine Fremdsprache, weil sie so uruisiert und persifiziert und arabisiert sind, und deshalb müssen wir uns bis heute auf eine fremde Sprache (Englisch) stützen, um dieses Land zu einen.

Wo ist also die Unabhängigkeit? - Es gibt keine Unabhängigkeit. Wir versuchen noch immer, uns zu entkolonisieren. Unabhängigkeit gibt es natürlicherweise nur, wenn man sich entkolonisiert und die politischen Strukturen rückgängig macht, die die Briten in Indien etabliert haben, und das ist nicht geschehen. Daher glaube ich nicht wirklich daran, dass wir Unabhängigkeit von der britischen Herrschaft erlangt haben. Wir setzen immer noch dasselbe System fort, richtig?

Daher ja: es ist Gandhis Verdienst, Indien in Teile zerbrochen zu haben, ebenso Dschinhas [? – den Namen habe ich akustisch nicht verstanden] zu einem kleinen Teil und der Kongresspartei in großem Maße - sie alle haben großen Anteil daran, den Fortschritt Indiens nach 1947 verlangsamt zu haben. Aber meiner Meinung nach wurde Indien niemals unabhängig. Wir sind noch immer auf vielfache Weise kolonisiert, insbesondere mental. Wir sehen uns selbst immer noch als minderwertig an gegenüber den Briten oder gegenüber den Westlern oder gegenüber den Leuten, die eine hellere Hautfarbe als wir selbst haben.

Wir müssen daher unsere Mentalität ändern und wir müssen einen Weg finden, das System zu reformieren. Wir sind der Reformen in allmählichen, winzigen Schritten müde. Wir brauchen revolutionärere Reformen, um das wirkliche Indien hervorzubringen. Also das ist es, worauf wir warten: wir warten auf wirkliche Unabhängigkeit."

Wenn man Abhijit Chavdas Sichtweise teilt, was ich tue, könnte man sagen, dass das vorliegende Horoskop der Republik Indien eigentlich garnicht das Horoskop eines souveränen indischen Staates ist, sondern das Horoskop eines Staates, dessen Regierung, dessen Verwaltung und dessen Bevölkerung noch immer in hohem Maße unter fremder Herrschaft stehen. Das vorliegende Horoskop bestätigt diese Annahme vielfach, deshalb finde ich die Videos von Abhijit Chavda auch so interessant.

Chandra in Widder weist auf einen kraftvollen, kreativen Geist hin - mundanastrologisch auf eine kraftvolle, kreative Bevölkerung, die das Potenzial zu Erneuerung hat; Chandras Herrschaft über das Haus der Kreativität und des guten Karmas (Haus 5) bekräftigt das noch einmal. Die Stellung im Zeichen des Feindes Mangal und Mangals Stellung im 7. Haus zeigen die Fremdbestimmung an, die es zu überwinden gilt, und die Unruhe, Impulsivität, Streit- und Kritiksucht (Mangal in Jungfrau) und andere negative Merkmale von Mangal ins Spiel bringt.

Chandra steht als Herr des 5. Hauses im 2. Haus; Maharishi Parashara sagt dazu: "Der Geborene besitzt viele Söhne, Reichtum, ist Herr einer großen Familie, ehrenhaft, dem Ehepartner sehr zugeneigt und berühmt in der Welt."

Unter der Herrschaft von Chandra steht im 5. Haus der Upagraha Pranapada, der in den Dashas von Chandra die Nebenwirkungen von Chandra manifestiert. Maharishi Parashara sagt zu Pranapada in Haus 5: "Der Geborene ist glücklich, führt gute Handlungen aus, ist freundlich und sehr engagiert."

Spritualität - Veda Bhumi Bharata?

Auch das 5. Haus (höheres Wissen, Gottes Segen) hat mit Spiritalität zu tun, aber das wichtigste Haus, was dieses Thema anbetrifft, ist zweifellos Haus 9.

Der Bhava-Karaka des 9. Hauses ist Guru, der somit die Voraussetzungen für die Entwicklung von Spiritualität und Religion schafft. Wie bereits erwähnt steht Guru in Steinbock, dem Zeichen seines Falls, außerordentlich ungünstig. Er präsentiert eine denkbar verzerrte Version von Spiritualität, im Grunde das Gegenteil von Spiritualität. Hier Auszüge aus meinem Artikel über Guru unter "Textbausteine":

"Parashara beschreibt Guru so: Guru verleiht Wissen, ist im Regierungskabinett der Planeten ein Minister, d. h. der königliche Ratgeber, von lohfarbener Farbe, das Geschlecht ist männlich und er gehört zur Berufsgruppe der Priester. Sein Guna oder seine Natur ist Sattva (lautere Klarheit).

Guru ist der Herrscher des Tierkreiszeichens Schütze, welches die Bewusstseins-Qualitäten Sinn für Werte, Begeisterung, Gesetz des Lebens, Wahrheitsstreben und Großartigkeit zum Ausdruck bringt und des Zeichens Fische, dessen geistige Qualitäten Hingabe, Auflösung, Intuition, Rückkehr zur Einheit und Erlösungswissen sind.

Am hervorragendsten steht Jupiter im Tierkreiszeichen Krebs, dem Zeichen des inneren Himmels oder der feinsten Ebene des Bewusstseins. Hier erstrahlt Jupiter in seiner höchsten Würde als Brihaspati, als Lehrer der Devas, der Götter, und bringt seine höchsten Qualitäten der Weisheit und der erleuchteten Führung zum Ausdruck. Hingegen ist Guru im Zeichen Steinbock gänzlich deplatziert. Dort verkörpert er nur noch ein verarmtes, totes Daten- und Fakten-Wissen, welches das Bewusstsein einengt und versklavt, statt ihm einen weiten Horizont an Möglichkeiten für kreatives und erfolgreiches Handeln zu eröffnen."

Die Aufgabe von Mangal, dem Herrn des 9. Hauses, ist es, die von Guru präsentierte ungünstige Situation im 9. Haus auf ein höheres Niveau anzuheben. Im Zeichen des Neutralen (Budha) stehend und mit seiner Qualität als Rajayoga-Karaka ist Mangal einer der besser platzierten Grahas im Rashi-Chart. Er schafft also tatsächlich ein etwas höheres Niveau im 9. Haus, wenngleich er, im Zeichen Jungfrau unter der Herrschaft von Budha stehend, eher hektisches und kontroverses Diskutieren als ganzheitliche, innerliche Spiritualität repräsentiert.

Der Herr und der Karaka des 9. Hauses stehen beide in Erdzeichen. Auch im Rashi-Chart Indiens begegnen wir also wieder (wie auch in den Charts der Bundesrepublik Deutschland und der EU) im 9. Haus wiederum einer materialistischen Weltsicht - ein typisches Kaliyuga-Phänomen. Das passt zu den am Ende des 19- Jahrhunderts protokollierten Vorhersagen des Rishis Vivekananda, die ich in einem Artikel auf meiner Seite vorgestellt hatte. Dort heißt es: "Er sagte auch voraus, dass 'Indien, wenn es unabhängig ist, den Materialismus des Westens übernehmen und Wohlstand in einem solchen Ausmaß erlangen wird, dass es seine früheren Rekorde auf diesem Gebiet übertreffen wird'." Zu dem erwähnten enormen Wohlstand passt übrigens meine Beobachtung, dass ein natürlicher Wohltäter Guru im Fall im Erd- und Artha-Zeichen (Artha = Wohlstand als Lebensziel) Steinbock keineswegs Armut und materielles Elend bringen muss, sondern durchaus materiellen Reichtum manifestieren kann - nichtdestoweniger sind das seine minderwertigen Gaben in Vergleich mit dem, was er in einer günstigeren Stellung an vedischem Wissen und höheren Bewusstseinszuständen zu geben hat. Das 11. Haus (Einkommen, Wunscherfüllung), ein verbesserndes Haus, in dem Guru sich in einem Erdzeichen befindet, betont ja materiellen Gewinn.

Betrachten wir einmal das Vimshamsha-Chart, das D-20 Spezialchart für Spiritualität, das einenen verfeinerten und detaillierteren Blick auf das 9. Haus ermöglicht:


Vimshamsha-Chart D-20, nord- und südindisch, Zuordnung der Gunas

Wie bei allen Varga-Charts zeigen Aszendent, Surya als Karaka des Aszendenten und der Aszendentenherr die aktive Haltung des Geborenen zum Spezialthema des Untercharts an, hier das Thema Spiritualität, der Mond das besondere Augenmerk des Horoskopeigners; im Fall des D-20 steht dann das 9. Haus für das besondere Thema des Charts, Spiritualität, im Zentrum der Betrachtung.

Surya, der Bhava-Karaka des 1. Hauses, steht im 9. Haus im Guru-Zeichen Schütze. Surya steht zwar nur neutral im Zeichen von Guru, aber infolge der natürlichen Freundschaft von Guru und Surya ist das eine positiv-neutrale Stellung. Als Herr des segensreichen 5. Hauses im 9. Haus, dem Haus des zentralen Themas des Charts, steht Surya sehr günstig. Mit Chandra zusammen bildet Surya einen Rajayoga. Die Voraussetzungen, die Surya für das 1. Haus schafft, sind vom spirituellen Gesichtspunkt her also ausgezeichnet.

Mangal, der Herr des 1. Hauses, steht im Zeichen des Todfeindes Budha ungünstig, aber als Übeltäter passend im verbessernden 3. Haus. Unter der Herrschaft von Budha verkörpert Mangal hier, wie auch bereits im Rashi, für Unruhe, Impulsivität, Eifersüchteleien, Streit- und Kritiksucht – der unglückselige Hindu-Moslem-Konflikt, der immer wieder von den englischen Besatzern angeheizt und dann als Vorwand für die Aufteilung Indiens in zwei Staaten benutzt wurde, prägt immer noch die religiös-spirituelle Aktivität im Lande, sodass die von Surya geschaffenen guten Voraussetzungen für das 1. Haus alles andere als optimal genutzt werden.

Rajayoga-Karaka Chandra befindet sich günstig im 9. Haus. Er steht dort zwar im Zeichen des Feindes Guru, aber die ungünstigen Aspekte dieser Feindschaft werden zumindest teilweise durch Chandras Rajayoga-Stellung ausgeglichen. Der Aspekt von Mangal auf Chandra zeigt allerdings an, dass auch das indische Kollektivbewusstsein und die Bevölkerung sich noch immer von dem Hindu-Moslem-Konflikt aufstacheln lassen.

Guru, der Karaka des 9. Hauses und Signifikator für Spiritualität, steht sehr förderlich im einflussreichen 1. Haus und ist als Herr des 9. Hauses ein hervorragender Rajayoga-Karaka. In Widder ist er ein Indikator für die Fähigkeit zu spiritueller Erneuerung. Zudem aspektiert er das 9. Haus voll und kann, wenn auch selbst von Mangal beherrscht, in seiner kraftvollen Ganzheitlichkeit und durch seine Verbindung mit Mangal in wechselseitiger bester Freundschaft die ungünstigen Einflüsse ausgleichen, die Mangal auf das 9. Haus hat.

Die starke Shukra im 2. Haus fördert das gemeinschaftliche und harmonische religiös-spirituelle Zusammenleben unterschiedlicher Gruppierungen im indischen Staat, auch wenn das kein zentrales Thema im Vimshamsha-Chart ist.

In der Tat wird das spirituelle Indien, Deva Bhumi Bharata, Veda Bhumi Bharata, Indien als Land der Devas und des Veda, im D-20-Chart deutlich sichtbar. In den Charts der Bundesrepublik Deutschland und der EU bringt die Analyse des Vimshamsha-Charts keine wirklich neuen Strukturen ans Licht, die über den im jeweiligen Rashi-Chart angezeigten Materialismus hinausweisen; deswegen habe ich den D-20-Charts dort keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt. Im Horoskop der Republik Indien das D-20-Chart außer Acht zu lassen wäre jedoch ein großes Versäumnis gewesen. Es zeigt, dass trotz der im Rashi-Chart sichtbaren fortdauernden Fremdbestimmung und vieler Probleme das spirituelle Indien lebt.

Swami Vivekananda sah die materialistische Phase Indiens auch nur als ein vorübergehendes Phänomen an und sagte einst zu amerikanischen Journalisten: "Dies ist jetzt Ihr Jahrhundert, aber das 21. Jahrhundert ist Indiens Jahrhundert. All die Barbaren und Mörder, die über uns herrschten und unsere Nation ausplünderten, werden in unser Land zurückkehren, um unseren alten Weisen und Heiligen zu huldigen."

Maharishi Mahesh Yogi schrieb 1965 im Vorwort zu seiner kommentierten Ausgabe der ersten sechs Kapitel der Bhagavad Gita: "Indien ist ein Land, in dem die Wahrheit den Vorrang hat, und die Inder sind Menschen, denen Gott das Wichtigste ist. Der indische Boden hat viele Male das Wiederaufleben der wahren Philosophie des Lebens erfahren. Die Menschen in Indien haben nie gezögert, aufs Neue auf den rechten Pfad zurückzukehren, wann immer ihnen überzeugend gezeigt wurde, dass ihr Leben eine falsche Richtung eingeschlagen hatte. Diese Empfänglichkeit für die Wahrheit im indischen Volk war stets eine Quelle der Inspiration und ein Signal der Hoffnung für alle Bewegungen, die auf die Wiederbelebung wahren Lebens und wahrer Lebensart abzielten."

Das Wichtigste ist damit gesagt. Es ließen sich zweifellos noch viele weitere Details des Rashi-Charts und anderer Untercharts der Republik Indien herausarbeiten, aber ich lasse es erst einmal dabei bewenden. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein spirituell wiederstarktes Indien in nicht allzu ferner Zukunft in voller Souveränität und Unabhängigkeit einen Staat zu begründen vermag, dessen Rashi-Chart dann auch das wahre, das vedische Indien widerspiegelt, das all den oberflächlich divergierenden Tendenzen seiner unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen Rechnung zu tragen und sie in eine lebendige Ganzheit zu integrieren vermag - das entspräche der Verwirklichung des höchsten indischen Staats-Ideals von Raam Raaj, der Herrschaft von König Rama, von dem es im großen Epos Ramayana heißt:

"Er ist der Kenner des Gesetzes (dharma), die Verkörperung der Wahrheit, stets auf den Schutz seiner Bürger bedacht. Er ist glanzvoll, voll tiefen Wissens, mächtig, von großer Reinheit und im Selbst gegründet. Während der Herrschaft von Rama waren die Menschen überaus glücklich, zufrieden, erfüllt und lebten mühelos in Einklang mit dem kosmischen Gesetz, dem Dharma. Sie waren frei von Krankheit und kannten weder Hungersnot noch Furcht" - Ramayana, Bal Kand.

Ein wenig hohe vedische Philosophie muss auch in einer prinzipiell eher nüchternen astrologischen Analyse einmal erlaubt sein ...