Devas und Asuras – 2 Hauptgruppen von Naturgesetzen

Erstellt: September 2022

In den Puranas, den Werken der vedischen Geschichtsschreibung, gibt es grundsätzlich zwei Hauptgruppen von Naturgesetzen oder Naturkräften, die das Weltgeschehen steuern: Bewusstseinskräfte und Materiekräfte. Diese sind polare Gegensätze. Ihr Zusammen- und Gegeneinander-Wirken prägt alle Aktivitäten im Universum und auch die geschichtlichen Ereignisse auf der Erde. Diese Naturgesetze "machen Geschichte"; sie treten in den Puranas als kosmische Personen in Erscheinung.

Die Devas, die Götter, verkörpern die Bewusstseinskräfte, und die Asuras, die Dämonen oder Titanen, verkörpern die Materiekräfte.

Anmerkung: Der Ausdruck "Dämonen" (englisch "demons") für die Asuras wird in den Übersetzungen der Puranas generell verwendet. Er ist allerdings etwas unglücklich, weil er die Assoziation zu den größtenteils grausig-verunstalteten Monstern der modernen Kinofilme und Fernsehserien weckt. Der Begriff "Titanen" wird der Vorstellung von kosmischen Materiekräften eigentlich etwas besser gerecht, ist aber nur für diejenigen klärend, die sich mit griechischer Mythologie auskennen. In der germanischen Mythologie werden die Gegenspieler der Götter übrigens "Riesen" genannt. Auch die "Götter", die kosmischen Bewusstseinskräfte, treten in den Puranas anders in Erscheinung, als dies in den meisten populären Darstellungen in den modernen Medien der Fall ist.

Devas und Asuras sind Halbgeschwister. Ihr Vater ist Prajapati ("Herr der Geschöpfe"), so wird der große Gott Brahma als Erschaffer der Wesen genannt. Prajapati hatte zwei Frauen: Aditi und Diti. Aditi bedeutet Unendlichkeit, Diti Begrenztheit. Als Söhne der Aditi werden die Devas auch als Adityas bezeichnet, die Asuras als Söhne der Diti auch Daityas. Eine weiterer Name für die Devas ist Suras, Wesen mit lichtvoller Ausstrahlung (Sattva), im Gegensatz zu den Asuras als Wesen von dunkler Ausstrahlung (Tamas). Deva selbst bedeutet "göttlich, himmlisch, leuchtend".

Triloka – die drei Welten

Wir haben also die Welt der Menschen, das Geschehen auf der Erde, das sich als Weltgeschichte vollzieht, und die Welten der Devas und Asuras, die Welten der Bewusstseins- und der Materiekräfte, die das Geschehen auf der Erde steuern und prägen. Diese drei Realitätsebenen und ihr Zusammenwirken begegnen uns in den Puranas als das Konzept der "drei Welten", Triloka – tri heißt drei und loka bedeutet Welt oder Realitätsebene. Der Innenkreis in der folgenden Grafik stellt diese drei Welten dar:

Die Linien oberhalb und unterhalb der Erde deuten in der Grafik eine Reihe weiterer Himmelswelten und Unterwelten an, Zwischenwelten sozusagen: oberhalb die Welten der Menschen-Gandharvas, Götter-Gandharvas, Vidyadharas, Kinnaras, Pitris (Ahnen), Sidhas usw., unterhalb die Welten der Yakshas, Bhutas, Nagas, Vetalas, Rakshasas usw. (hier nicht unbedingt in der korrekten Reihenfolge genannt). Eine präzise und detaillierte Beschreibung dieser Zwischenwelten und ihrer Bewohner ist nicht Gegenstand dieser kurzen Einführung in die Puranas; es ist aber wichtig zu wissen, dass es sie gibt.

Einem einzelnen Menschen begegnet die Triloka-Struktur als Geist-Nervensystem-Körper.

Die kosmische Hierarchie

Oben die Welt der Devas, in der Mitte die Welt der Menschen ("Mittelerde") und unten die Welt der Asuras – diese Oben-Unten-Struktur stellt eine kosmische Hierarchie dar. Die Aufgabe der Devas ist es, zu herrschen, die Aufgabe der Asuras ist es, zu dienen und die Aufgabe der Menschen ist es, in ihrem Denken und Handeln Herrschen und Dienen in ein Gleichgewicht zu bringen.

Wichtig zu wissen ist, dass die Devas Wesen mit einem hoch entwickelten Bewusstsein sind – nicht erleuchtet, aber nahe an der Erleuchtung. Dass sie es sind, die herrschen, ist aufgrund dieser Qualifikation wichtig für das Wohlergehen des gesamten Universums. Die Asuras sind prinzipiell (aber nicht in jedem Einzelfall) Wesen mit einem niedrig entwickelten Bewusstsein. Es ist daher wichtig für ihr Wohlergehen und für das des gesamten Universums, dass sie dienen und gehorsam den Anweisungen der Devas folgen. In der Welt der Menschen ist mehrheitlich ein mittelmäßig hoher Bewusstseinszustand anzutreffen, aber prinzipiell sind hier alle Arten von Stadien der Bewusstseinsentwicklung vertreten, von der Erleuchtung bis hin zu extremer Dumpfheit (Gauß-Verteilung). Das Bewusstseins-Niveau der Menschen auf der Erde schwankt aber beträchtlich, inbesondere im Verlauf des Voranschreitens der Zeitalter vom Sat-Yuga bis hin zum Kali-Yuga.

Der optimale Zustand: Bewusstsein beherrscht Materie

Der Idealzustand ist es, wenn das Bewusstsein so kraftvoll und ganzheitlich ist, dass es die Welt der Materie vollständig durchdringt, beherrscht und segnet. In der menschlichen Welt zielen sämtliche Yoga-Methoden darauf ab, diesen Zustand zu verwirklichen. Auf der kosmischen Ebene hat dieser Idealzustand zur Folge, dass jeder Bewusstseinsimpuls, der von der Deva-Ebene ausgeht, ungehindert und unverfälscht sämtliche Existenzebenen durchläuft und auf jeder Ebene freudevoll aufgenommen und umgesetzt wird. Auf jeder Existenzebene – bis hin zur Welt der Asuras – bewirkt die getreue Umsetzung der Deva-Impulse Gedeihen, Wunscherfüllung und positive Entwicklung.

Probleme und Konflikte

Problematisch wird es, wenn die geistigen Impulse, die von der Deva-Ebene ausgehen, an Kraft und Ganzheitlichkeit verlieren – auf die Gründe dafür, dass das geschieht, kommen wir später noch zu sprechen – und infolgedessen bei ihrer Umsetzung auf den verschiedenen Existenzebenen nicht mehr ausschließlich segensreiche und lebensfördernde Auswirkungen hervorbringen. Wenn dies sich eine Weile fortsetzt, werden die geistigen Impulse, die von der Ebene der höheren Intelligenz der Devas kommen, auf den anderen Ebenen irgendwann nicht mehr so willkommen geheißen und nicht mehr so getreulich umgesetzt wie zuvor, sondern die geringere Intelligenz der niedrigeren Hierarchieebenen beginnt, eigene Impulse zu setzen, um den Fortschritt in denjenigen Bereichen zu gewährleisten, die von den geschwächteren und weniger ganzheitlichen Deva-Impulsen nicht ausreichend genährt und gefördert werden konnten.

Dadurch entstehen auf den niedrigeren Existenzebenen immer mehr ihrer spezifischen Ebene von Intelligenz entsprechende eigene Strukturen, die den nächsten Impulsen, die von der Deva-Ebene kommen, nicht mehr ganz entsprechen und die Umsetzung der reinen Deva-Impulse weiter behindern. Infolgedessen werden die positiven Auswirkungen der Deva-Impulse immer mehr gemindert. Allmählich entsteht so auf den unteren Ebenen eine Stimmung, dass das, was "die da oben" wollen, nicht wirklich förderlich ist für das, was "wir hier unten" brauchen.

Naturgemäß wird diese negative Stimmung sich am stärksten auf der niedrigsten Ebene der kosmischen Hierarchie ausbreiten, die am weitesten von der höchsten Ebene entfernt ist und am dringendsten der Förderung bedarf. In den Puranas gehen der Widerstand, die Rebellion und schließlich der Krieg gegen die Devas immer von der Welt der Asuras aus.

Wenn man die Puranas liest, wird offensichtlich, dass Frieden und Harmonie zwischen den Devas und Asuras die große Ausnahme sind und Feindschaft zwischen ihnen die Regel. Von einem der seltenen Fälle von halbwegs harmonischem Zusammenwirken der Devas und Asuras berichtet das Vishnu Purana in der Erzählung von der Quirlung des Milchozeans (externer Link). Aber auch da ist die Zusammenarbeit von Egoismus und Missgunst geprägt und endet in einer kriegerischen Auseinandersetzung.

Die Erde, die Welt der Menschen

Die Menschen auf der Erde befinden sich mitten im Spannungsfeld zwischen den Devas und den Asuras.

Die Menschen pflegen vermittels der Durchführung von Yagyas (vedische Opferzeremonien) die Beziehung zu den Devas und erfreuen sich umgekehrt des Segens der Devas. In der Bhagavad Gita heißt es dazu:

"Der Schöpfer erschuf einst das Yagya zusammen mit den Wesen und sprach: Durch dieses (Yagya) sollt ihr gedeihen, dieses (Yagya) sei eure alle Wünsche erfüllende Himmelskuh. Mit diesem Yagya unterstützt ihr die Devas und umgekehrt unterstützen die Devas euch. Auf diese Weise euch gegenseitig unterstützend, werdet ihr das höchste Gut erlangen. Durch das Yagya unterstützt werden die Götter euch die Erfüllung eurer Wünsche gewähren, aber wer das von ihnen Gewährte genießt, ohne (vermittels des Yagya) auch umgekehrt zu geben, der ist in der Tat ein Dieb." - BG 3.10-12

Auf der Erde sind die von qualifizierten Brahmanen durchgeführten Yagyas ein sehr effektives Mittel, um die Devas zu stärken und umgekehrt in der Menschenwelt ihren Segen zu erlangen, aber prinzipiell kann auch jede Aktivität eines oder mehrerer Menschen, die auf Bewusstseinsentwicklung ausgerichtet ist, als Yagya bezeichnet werden. Im weitesten Sinne kann Yagya als "evolutionäre Aktivität" definiert werden, wobei mit Evolution die des Bewusstseins gemeint ist. In diesem Sinne führt jeder Mensch, der sich der Entfaltung von positiven Gedanken und Gefühlen und der Entwicklung seines Bewusstseins widmet, damit ein Yagya durch.

Ein besonders kraftvolles Yagya ist das Praktizieren von Yoga und insbesondere der Yoga-Meditation. In der Meditation wird durch das Schließen der Augen die Verbindung des Bewusstseins mit der materiellen Welt reduziert. Dann wendet sich das Bewusstsein nach innen und durchquert dabei immer höhere, stillere, sattvischere Bewusstseinswelten. Schließlich geht das Bewusstsein auch über die Welt der Devas hinaus, welche die feinste relative (mit dem gesamten Bereich der Aktivität verbundene) Bewusstseinsebene darstellt, und kommt in reinem, absolutem Bewusstsein (samadhi) in vollständiger Wachheit in sich selbst zur Ruhe. Jedes Mal, wenn das Bewusstsein des (oder der) Meditierenden in Samadhi eingeht, dort verweilt und dann aus dem Samadhi in den Bereich der feinsten Aktivität des Bewusstseins zurückkehrt, hat das eine enorme Stärkung der Bewusstseinskräfte, der Devas, zur Folge; dies ist ein äußerst kraftvolles und effektives Yagya. Tatsächlich bedeutet Stärkung der Devas und Bewusstseinsentwicklung ein und dasselbe.

Die absolute Realität jenseits der Devas

Indra, Brihaspati, Agni, Vayu, Varuna, Vishvakarman, Mitra, Aryaman, Surya, Chandra sind einige der Namen der Devas. Sie könnten ebenso Geisteskraft, Weitsicht, Liebe, Freude, Kreativität, Entschlossenheit, Prinzipientreue, Klarheit usw. heißen, denn sie sind Verkörperungen dieser von Sattva geprägten Bewusstseinsqualitäten.

In Svarga, der lichtvollen Himmelswelt der Devas, die sich auf der feinsten relativen Ebene der Existenz befindet, dominiert das Sattva. Aber das Licht der Devawelt ist nicht souverän, es ist der Abglanz der in sich selbst leuchtenden absoluten Realität jenseits von Svarga. In den Puranas befinden sich die Welten von Brahma, Vishnu und Shiva - Satyaloka, Vaikuntha und Kailasha, innerhalb der absoluten Realität. In den Puranas werden Ereignisse geschildert, in deren Verlauf die Asuras Svarga, die Welt der Devas, erobern, in Besitz nehmen und die Devas von dort vertreiben, aber niemals wird berichtet, dass die Asuras Satyaloka, Vaikuntha oder Kailasha erobern. Die Welt der absoluten, unvergänglichen Wirklichkeit jenseits der drei Gunas können die rebellischen Asuras nicht einmal wahrnehmen, geschweige denn betreten oder erobern.

Anmerkung: Das Konzept des Absoluten als eine "flache", völlig eigenschaftslose Realität, die frei von jeglicher Form und Dynamik ist, entspricht dem Purusha in der Sankhya-Philosophie von Maharishi Kapila und den Bewusstseinszuständen 4 und 5, transzendentales Bewusstsein und kosmisches Bewusstsein (turiya chetana, turiyatit chetana) – siehe die Seite über die 7 Bewusstseinszustände. Ab dem 6. Bewusstseinszustand, dem Gottesbewusstsein (bhagavad chetana), wird erfahren, dass im Absoluten Welten innerhalb von Welten, Tiefen innerhalb von Tiefen verborgen sind – unendliche Dynamik in ewiger Stille; das vedische Karma Mimansa System von Maharishi Jaimini bringt dies ans Licht.

Auch die Welt der sieben Rishis befindet sich innerhalb des absoluten Bereichs, wie Ramakrishna in seiner Meditationserfahrung beschreibt.

Die allerhöchste Brahmanwelt, die Relatives und Absolutes in vollkommener Einheit umfasst, wird im Mahapurana Shrimad Devi Bhagavatam als Mani Dvipa ("Juweleninsel") beschrieben, die Heimstatt der Devi, der Göttlichen Mutter, der Verkörperung von Brahman (para brahma svarupini).

Die Devas erstrahlen in ihrer größten Herrlichkeit und Macht, wenn sie sich bewusst sind, dass sie Werkzeuge der höchsten, absoluten Intelligenz sind und in deren Auftrag handeln. Sobald die Devas der Ego-Vorstellung anheimfallen "Wir sind die mächtigen Devas, die Beherrscher des Universums", werden sie immer mehr geschwächt und geraten in Gefahr und große Schwierigkeiten.

Änderungen der Machtverhältnisse im Universum

Alles in der relativen Welt ist ständiger Veränderung unterworfen. Das gilt auch für die Machtverhältnisse zwischen den Devas und den Asuras.

Im Shrimad Devi Bhagavatam wird berichtet, wie die Devas einmal nach einem Sieg über die Daityas (Asuras) von Hochmut auf ihre unbesiegbare Macht und Herrlichkeit erfüllt wurden. Da erschien die Mahadevi, die Göttliche Mutter des Universums, in Gestalt eines strahlenden Lichtes vor ihnen. Im Verlauf eines längeren Gesprächs mit Indra, dem Herrscher der Devas, und nachdem sie aus Mitgefühl seinen Hochmut gedämpft hatte, sprach sie schließlich zu ihm:

"Durch meine Gnade hast du in der Schlacht den Sieg errungen. Wahrlich, du sollst wissen, dass ich euch alle wie Marionetten als meine bloßen Werkzeuge umhertanzen lasse. Du bist nichts anderes als mein Werkzeug und ich bin die vollintegrierte Ganzheit. Manchmal schenke ich dir den Sieg und manchmal schenke ich den Daityas den Sieg. Ja, ich tue alles, wie es mir gefällt, bewahre stets meine Unabhängigkeit und handle stets gerecht, den jeweiligen Karmas entsprechend.

O, ihr alle habt mich in eurem Stolz und eitlem Wahn vergessen. Durch euren wesenlosen Egoismus habt ihr euch tief in finsterste Täuschung verstrickt. Wisset, dass mein verehrungswürdiges göttliches Licht plötzlich erschien, weil ich euch Gutes tun will.

Verbannt daher jetzt für alle Zeiten alle leere Prahlerei und eitlen Größenwahn aus euren Herzen. Nehmt mit ganzem Herzen, ganzem Kopf und ganzer Seele Zuflucht zu mir in meiner Gestalt als Sat-Chit-Ananda (unvergängliches Seligkeitsbewusstsein) und seid dadurch sicher." – SDB Buch 12, Kapitel 8

Die Devas leben auf der feinsten relativen Ebene der Existenz. Relativ bedeutet, dass sie sich innerhalb des Bereichs der drei Gunas befinden und mit allen anderen Ebenen der Existenz verbunden sind.

Man kann sich die von Sattva dominierte lichterfüllte und freudevolle Welt der Devas so vorstellen, dass sie prinzipiell ein Hochdruckgebiet ist und die von Tamas dominierte dunkle Welt verdichteter Materie der Asuras prinzipiell ein Tiefdruckgebiet. Hochdruckgebiet steht hier für Herrschaftsmacht und Sieg, Tiefdruckgebiet für einen dienenden Status und Niederlage. Aber Hoch- und Tiefdruckgebiete sind nicht unveränderlich, sondern in ständigem Austausch miteinander, und so kann es geschehen, dass infolge der Verwirbelungen und Ausgleichsprozesse irgendwann da, wo ein Hochdruckgebiet war, schließlich ein Tiefdruckgebiet ist und umgekehrt. Diese Analogie soll das Prinzip der Relativität verdeutlichen.

Die Devas können ihren Status dauerhaft nur dadurch sichern, dass sie sich auf die unveränderliche, absolute Realität ausrichten, die jenseits der drei Gunas ist. Zahlreiche Berichte der Puranas dokumentieren, dass ihnen das oft erst dann wieder bewusst wird, wenn sie bereits in Schwierigkeiten geraten sind.

Die Yugas (Zeitalter) als Quelle substanzieller Veränderungen

Das Grundprinzip der Veränderlichkeit der relativen Welt ist die Zeit. Die Zeit manifestiert sich in Zyklen, z. B. dem Zyklus von Tag und Nacht oder dem Zyklus der Jahreszeiten. Einen zumindest aus irdischer Perspektive sehr großen Zyklus beschreiben die Puranas als den Zyklus der vier Yugas: Sat-Yuga, Treta-Yuga, Dvapara-Yuga und Kali-Yuga, die in den westlichen Traditionen (Hesiod, Ovid) oft als goldenes, silbernes, ehernes (bronzenes) und eisernes Zeitalter bezeichnet werden.

Die vier Zeitalter teilen die Zeit nicht nur quantitav nach einer Anzahl von Jahren ein, sondern vor allem qualitativ. Das Dharma hat im Sat-Yuga volle Stärke und nimmt in jedem folgenden Zeitalter um ein Viertel ab. In den Puranas wird das Dharma als kosmische Kuh beschrieben, die im Sat-Yuga auf vier Beinen steht, im Treta-Yuga auf drei, im Dvapara-Yuga auf zwei und im Kali-Yuga nur noch auf einem Bein.

Der zentrale vedische Begriff "Dharma" bedeutet evolutionäre Kraft, kosmisches Gesetz, kosmische Ordnung und Rechtschaffenheit. Im Zusammenhang mit der vorigen Beschreibung der Struktur der drei Welten kann die Kraft des Dharma als die Intensität beschrieben werden, mit der das in sich selbst leuchtende Licht der absoluten Wirklichkeit (Sat) in die relative Welt ausstrahlt. Der Regler für die Intensität dieser segensreichen Ausstrahlung wird gleichsam im Fortschreiten der vier Zeitalter immer mehr heruntergedreht. Das ist aber kein gänzlich linearer Prozess. Im Sat-Yuga schwankt die Lichtintensität des Dharma zwischen 100% und 75%, im Treta-Yuga zwischen 75% und 50%, im Dvapara-Yuga zwischen 50% und 25% und im Kali-Yuga zwischen 25% und 0%. Beim Wechsel von einem Zeitalter zum nächsten findet jeweils ein markanter Phasenübergang statt, der dramatische Ereignisse mit sich bringt.

Wie das Dharma vermindert sich auch die Dauer der Zeitalter jeweils um ein Viertel. Das Kali-Yuga ist (zum Glück) mit einer Dauer von 432.000 Jahren das kürzeste der vier Zeitalter, das Dvapara-Yuga dauert 864.000 Jahre, das Treta-Yuga 1.296.000 Jahre und das Sat-Yuga 1.728.000 Jahre. Das derzeitige Kali-Yuga begann vor mehr als 5.000 Jahren am 20. Februar 3102 v. Chr., als Shri Krishna die Erde verließ.

Die Zeitalter werden von der absoluten Wirklichkeit selbst hervorgerufen und vorangetrieben. Im Vishnusahasranama (Tausend Namen Vishnus) wird Shri Vishnu als Repräsentant der absoluten Wirklichkeit als Erschaffer (yugadi-krid) und Vorantreiber (yugavarto) der Zeitalter bezeichnet.

Naturgemäß ist die Macht der Devas im Sat-Yuga am größten, im Kali-Yuga hingegen die Macht der Asuras. Es kann aber auch infolge von besonderen Ereignissen extreme Schwankungen in der Lichtintensität des Dharma geben. So ist es ist durchaus denkbar, dass mitten im Kali-Yuga die Lichtintensität eine Zeit lang nahezu 100% erreicht – gleichsam eine Phase des Sat-Yuga inmitten des Kali-Yuga.

Devas und Asuras in der Bhagavad Gita

Jeder Mensch, der sich der Bewusstseinsentwicklung widmet, sich nach innen wendet und Samadhi erfährt, stärkt dadurch die Devas, die Bewusstseinskräfte. Jeder Mensch, der sich ausschließlich über die Sinne der materiellen Welt zuwendet und sich immer wieder in der Überzeugung bestärkt, dass es nichts außer Materiellem gibt, stärkt dadurch die Asuras, die Materiekräfte. Dasselbe gilt auch für Staaten, Organisationen usw.

Das 16. Kapitel der Bhagavad Gita hat den Titel "Daivasura Sampad Vibhaga Yoga" – "Die Unterscheidung zwischen göttlichem und dämonischem Leben". Dort sagt Shri Krishna, die absolute Wirklichkeit in Person, zu Arjuna, dem Repräsentanten der menschlichen Ebene:

"In dieser Welt gibt es zwei Arten von Wesen: die von göttlicher und von dämonischer Art ... Es wird gesagt, das göttliche Leben führe zur Befreiung, das dämonische aber zur Bindung. Sorge dich nicht, du bist zu göttlichem Leben geboren, o Pandava." – BG 16.5-6

Shri Krishna fährt fort:

"Furchtlosigkeit, Reinheit des Wesens, Stetigkeit im Streben nach Verwirklichung von Erkenntnis, Freigebigkeit, Selbstbeherrschung, Ausführung von Yagya-Handlungen, Studium des Veda, Kasteiung und Aufrichtigkeit, Nicht-Verletzen, Wahrhaftigkeit, Nicht-zornig-Sein, Entsagung, innerer Friede, Nicht-schlecht-Reden über andere, Mitgefühl, Begierdelosigkeit, Sanftmut, Scham, Unerschütterlichkeit, Energievollsein, Geduld, Entschlossenheit, Nicht-Übelwollen, Freiheit von Arroganz – dies sind die Eigenschaften derjenigen, die zum göttlichen Leben geboren sind, o Bharata."

Die Eigenschaften eines hochentwickelten oder erleuchteten Menschen wurden bereits in den vorherigen Kapiteln der Gita ausführlich beschrieben. Daher gibt Krishna hier nur eine kurze Zusammenfassung.

"Hinterlist, Hochmut, Arroganz, Zornmütigkeit, Rohheit, Unwissenheit – dies, o Partha, sind die Eigenschaften derer, die zum dämonischen Leben geboren sind.

Die dämonischen Wesen wissen nicht, was zu tun und zu unterlassen ist. In ihnen ist weder Reinheit, noch rechtes Verhalten, noch auch Wahrheit zu finden. Sie behaupten: 'Es gibt im Universum keine Wahrheit, keine Substanz, keinen Gott und kein Gesetz. Der einzige Zweck des Lebens ist daher die Befriedigung der Sinne, was sonst?' Indem sie diese Vorstellung aufrecht erhalten, von geringem Intellekt, werden diese verlorenen Wesen zu Feinden des Universums und trachten danach, es zu zerstören.

Von unersättlichen Begierden besessen, voller Falschheit, Arroganz und im Rausch der Sinnengenüsse, von Wahn betört sich an falsche Vorstellungen klammernd, führen sie ein unreines Leben. Von unzähligen falschen Vorstellungen erfüllt, die zu ihrer eigenen Vernichtung führen, in der Überzeugung 'dies ist alles', die Befriedigung ihrer Begierden als das Höchste ansehend, von hundert Stricken falscher Hoffnungen gefesselt, der Begierde und dem Zorn verfallen, streben sie, um ihre Begierden zu erfüllen, auf unrechte Weise nach der Anhäufung von Reichtümern.

'Dieses habe ich heute erlangt, diesen Wunsch werde ich mir erfüllen, dies hier ist mein und auch jener Besitz wird alsbald mein sein, dieser Feind ist von mir getötet worden, und die anderen werde ich auch noch töten. Ich bin der Herr, ich bin der Genießer, ich bin erfolgreich, mächtig, glücklich, ich bin reich, ich bin von hoher Geburt, wo ist der, der mir gleicht? Ich werde opfern, ich werde Gaben schenken, ich werde fröhlich sein' – also denkend, in Unwissenheit und Verblendung gefangen, von einer Vielzahl falscher Vorstellungen verwirrt, im Netz ihres Wahns verstrickt, den Genüssen der Sinnenlust verfallen, stürzen sie in die finstere Hölle hinab.

Selbstherrlich, stur, vom Rausch des Reichtums und des Ruhms verblendet, führen sie voller Heuchelei sogenannte 'Yagyas' durch, die nicht den traditionellen vedischen Vorschriften für Yagyas entsprechen. Von Egoismus, Gewalt, Arroganz, Begierde und Zorn besessen, hassen Mich diese allzeit von Wut Erfüllten in sich selbst und in anderen.

Diese Hasserfüllten, Grausamen und Schlechten – die niedrigsten unter den Menschen, schleudere ich im Kreislauf von Geburt und Tod immer aufs neue in dämonische Mutterschöße. Stets aufs neue in dämonische Mutterschöße geratend, von Geburt zu Geburt dem Wahn verfallen – Mich so nicht erreichend, o Kaunteya, gehen sie dann den niedrigsten Weg."

Devas = gut, Asuras = böse – diese Formel stimmt in solcher Allgemeinheit nicht. Bewusstsein und Materie sind Pole, die beide ihre Existenzberechtigung haben und gemeinsam das Universum konstituieren. Die Bewertung "negativ" oder "böse" für die Asuras kommt dann ins Spiel, wenn es um die Ausdehnung ihrer Macht über ihren ursprünglichen Einflussbereich - Patala - hinausgeht. Dann wird der, was das Bewusstsein anbetrifft, am wenigsten entwickelte Zustand den Ebenen höher entwickelten Bewusstseins aufgezwungen und das ist übel.

Dass es weniger entwickelte und höher entwickelte Wesen gibt, liegt in der Natur der Dinge. Aber wenn sich immer mehr Asura-Persönlichkeiten als Menschen, insbesondere in Machtpositionen, inkarnieren und beginnen, das Leben auf der Erde zu bestimmen, ist das eine Katastrophe – was Krishna in seinen Ausführungen über den Charakter der asurischen Persönlichkeiten hinlänglich klar zur Sprache bringt.

Wenn im Mahapurana Shrimad Devi Bhagavatam die göttliche Mutter, die Natur selbst, Gestalt annimmt, um den übermäßigen Einfluss der Asuras im Universum zu beseitigen, nachdem diese die Devas besiegt und die Erde und sämtliche Himmelswelten in ihre Gewalt gebracht haben, lässt sie immer dem Oberherrscher der rebellischen Asuras die Botschaft überbringen: "Ziehe dich mitsamt deinen Heeren in deine Unterwelt Patala zurück oder tritt gegen mich auf dem Schlachtfeld an." Es geht dabei also nicht darum, sämtliche Asuras zu vernichten, sondern darum, ihre unzulässige Gewaltherrschaft über das Universum zu beenden.

Wenn die Devas die Erde beherrschen, schaffen sie den 'Himmel auf Erden'. Wenn die Asuras die Erde beherrschen, schaffen sie die 'Unterwelt auf Erden' – der Ausdruck 'Hölle auf Erden' ist ebenso zutreffend. Dann stagniert weltweit die Bewusstseinsentwicklung und auf allen Ebenen des menschlichen Lebens steigt das Stressniveau immer weiter an.

Vortrag von Maharishi Mahesh Yogi: "Der Göttliche Plan"

Ein Vortrag, den Maharishi Mahesh Yogi etwa 1960 in Bremen in Bremen hielt und der als Broschüre mit dem Titel "Der Göttliche Plan" herausgegeben wurde, war für mich der Schlüssel zu einem tieferen Verständnis der Puranas. Er vermittelt zugleich einen Weitwinkel-Blick auf das gegenwärtige Geschehen auf unserem Planeten und die Erfordernisse der Zeit.

Interessant an diesem Vortrag ist, dass darin Begriffe wie "Purana", "Deva", "Asura", "Devi" oder "Göttliche Mutter" überhaupt nicht vorkommen und dennoch ein grundlegendes Verständnis dieser puranischen Begriffe vermittelt wird. Ich empfehle, als nächstes die Auszüge aus diesem Vortrag zu lesen. Hier (oder links im Menü) der Link dazu.

Die drei Gunas

Da die Welten der Devas, Menschen und Asuras – Svarga, Bhumi und Patala – sich eindeutig den drei Gunas – Sattva, Rajas und Tamas – zuordnen lassen, geben auch die Seiten über die drei Gunas (Link), Jyotish und die Gunas (Link) und die drei Gunas in der Bhagavad Gita (Link) einigen Aufschluss über die Eigenarten der Devas, Menschen und Asuras.